Vom Leid und Leben des Rollenspiels

Allgemeiner Talk über das laufende Spiel.
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Kamelot
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Vom Leid und Leben des Rollenspiels

Beitragvon Kamelot » Mi 13. Nov 2013, 11:13

Nichts anderes als ein Spiel?




Nicht alle von uns kennen sie, doch viele lieben sie und manche hassen sie sogar...

Auch, wenn sich Rollenspiele unterscheiden und in verschiedene Gruppen
einteilen lassen, so bleibt doch ihre Definition am Ende gleich, in der
einen oder anderen abgewandelten Form:



'Ein [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] ist ein Spiel, in dem Spieler die Rollen fiktiver
Charaktere bzw. Figuren übernehmen und selbst handelnd Situationen
und/oder Abenteuer in einer erdachten Welt erleben. Verwendet werden die
eigene Fantasie, die der Mitspieler und ein Regelwerk, welches das
Spiel strukturiert und eingrenzt...'



Die Regeln eines Spieles kennen die meisten und auch, wenn man nicht
immer mit ihnen konform gehen mag, so versucht man doch, sie einzuhalten
- jedenfalls das eine um das andere Mal oder immer öfter.

An dieser Stelle kann man wohl anmerken, dass ein jeder von uns sicher
schon gewisse Regeln eines Spieles gebrochen oder zu seinen Gunsten
verändert hat. Doch was, wenn man Regeln bricht? Bewusst, unbewusst...
Einige werden jetzt sagen: Regeln sind dafür da, gebrochen zu werden.
Und unter Umständen kann, nein, muss man dem sogar recht geben. Nicht
aber in jedem Fall...

Oftmals werden Rollenspiele weniger von Regeln getragen, die durch das
Spiel aufgestellt werden als durch jene, die Mitspieler anderen oder gar
sich selbst auferlegen. Regeln, die öfter denn alle anderen verletzt
werden...

Vielleicht fragt man nun: Wozu andere oder sich selber einschränken,
wenn es doch Regeln für ein Spiel gibt? Doch die Frage muss an dieser
Stelle anders lauten, um genau jene Frage beantworten zu können: Was
macht ein gutes [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] aus? Für letztere gibt es zwei einfache
Worte: gutes Emoten...

Als Emote wird der Ausdruck von Emotionen oder bestimmten Handlungen
eines Charakters in Rollenspielen bezeichnet, die durch den Spieler
ausgelöst werden.

Man sagt, ein [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] ist dann gut, wenn man es fühlen kann, wenn
man das Gefühl hat, dass man es erlebt - eben mittendrin statt nur
dabei. Ist also ein [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] wirklich nichts anderes als ein Spiel?

Viele werden jetzt sagen: Es ist ein Spiel und hat nichts mit meinem
wahren Ich zu tun. Doch, ist dem wirklich so? Ettliche schütteln ganz
sicher an diesem Punkt den Kopf - da sie es besser wissen. Womöglich
deswegen, weil sie zu jenen gehören, die anderen, aber vor allem sich
selber, Regeln auferlegt haben.

Ein Charakter kann nicht besser oder schlechter als der Spieler selbst
sein, ein [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] basiert nicht auf einer vorgegebenen Rolle, die
man spielt. Es lebt von dem aktiven und manchmal auch passiven
Miteinander der einzelnen Spieler und ihrer Charaktere. Die Fantasie
aller Protagonisten und auch Antagonisten lenkt und leitet das Schicksal
einer jeden Spielfigur. Jeder Emote verändert die Geschichte, erfordert
eine Reaktion. Er löst etwas aus, bewusst oder unbewusst. Und, wenn der
Spieler sein Handwerk versteht, dann wird nicht nur der Charakter
erleben...

Eine Gratwanderung zwischen Kunst und Leid des Rollenspieles. Das
Schicksal eines Rollenspielers, vor allem aber eines guten, steht immer
auf Messers Schneide. Es ist geprägt von Freude und Leid, von Liebe und
Hass, von Anerkennung und Verachtung. Und von... Regeln...



Sicher, es ist gut möglich, dass man auch von einem guten Rollenspieler
schon den Satz gehört hat, es wäre alles ein Spiel. Doch oft ist er
Erfahrungen zu schulden, aus Schutz entstanden oder ist nicht zuletzt
ein Ausspruch aus der Angst heraus. Und irgendwann kommt der Tag, an dem
auch er sich eingestehen muss, dass es weit mehr ist als nur ein Spiel.
Es gibt Momente, die ihn nachdenklich machen, glücklich oder traurig -
in denen er lacht, sogar weint. Denn in genau diesem Augenblick lässt
ein Emote nicht nur den Charakter leben, er lässt den Spieler erleben.
Und hierbei spielt es keine Rolle, ob es die Handlungen oder Emotionen
eines anderen Charakters sind oder die des eigenen. Wichtig ist ansich
nur, dass es den Spieler berührt, ihn bewegt und damit weit über das
Spiel hinaus geht. Wer kann zu diesem Zeitpunkt dann noch von sich
behaupten, es hätte nicht das Geringste mit seinem wahren Ich zu tun?
Sind es doch die eigenen Empfindungen, die einem Spieler ein Lachen
entlocken, es ist sein Gefühl, welches ihm die Tränen in die Augen
treibt. So wird es doch keinen wirklich guten Charakter in einem
[lexicon]Rollenspiel[/lexicon] geben, solange kein Spieler ihn mit Leben füllt, ihn agieren
und reagieren lässt - ihm einen Teil von sich selbst schenkt.

Kommen hier dann noch die Regeln eines Spieles zum Tragen? Um zu leiten
ganz sicher, jedoch nicht, um zu schützen. An dieser Stelle kann man nun
zuvor gestellte Frage beantworten. Es ist die Vorsicht des Spielers,
welche Regeln auferlegt - Einschränkungen anderer und seiner selbst zum
eigenen Schutz oder dem Wohle seiner Mitspieler. In jedem ausgeprägten
Charakter findet man Eigenarten, Wesenszüge, Emotionen seines Spielers
wieder. Und es macht ganz genau jenen verwundbar. Ob dies nun gut oder
schlecht ist, mag jeder für sich selber herausfinden und beantworten.
Fakt ist, dass all dies einen Charakter ausmacht - sei es nun in einem
Spiel oder im wahren Leben.



Der Grat zwischen beidem ist mehr als schmal und nur sehr wenige, wenn
nicht sogar keiner aller Rollenspieler, vermag so geschickt darauf zu
wandeln, dass er zu jeder Zeit reinen Gewissens behaupten kann: Es ist
nichts anderes als ein... Spiel...

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Beitragvon Elfe » Mi 13. Nov 2013, 12:28

Ich persönlich möchte dir da ganz entschieden widersprechen. Ein guter Rollenspieler ist meiner Meinung nach ein Mensch, der eben nicht eine Ichversion spielt. Der eben nicht die Gefühle seines Chars mitfühlt. Ein Rollenspieler ist keinesfalls ein guter Rollenspieler, wenn er sich selbst spielt, ich gehe sogar so weit zu sagen: Ein Rollenspieler der sich selbst spielt macht (a) es sich leicht und spielt allein durch sein eigenes Ich, nicht durch Kreativität und (b) stürzt sich unweigerlich damit selbst ins Unglück, da der Punkt kommen wird, an dem er RL und RP nicht mehr voneinander trennen kann. Und das sorgt wiederrum dafür, dass er auch andere mit in das "Unglück" stürzt. Denn seine Mitspieler werden unweigerlich früher oder später die Auswirkungen dessen unsanft miterleben. Auf der einen oder anderen Art und Weise.

Jedem Rollenspieleranfänger kann ich nur raten: Spiele einen Char, der dir nicht gleicht. Mach es dir sogar so einfach und spiele ein Klischee. Ein Klischee dem du gar nicht entspricht. Es bringt genug Abstand zu dir, um deine Kreativität zu wecken. Und gerade Klischees lassen sich so herrlich ausleben.
Ich will damit nicht sagen, dass wir kein Herzblut in unsere Chars geben, dass wir nicht mit ihnen mitfiebern, mitleiden, mitlachen und manchmal auch ein wenig mitweinen. Es liegt an unsere naturgegebene Empathie von denen der ein oder andere mehr oder weniger besitzt. Je nachdem eben.
Ich persönlich habe durchaus schon bei dem ein oder anderem RP ein Tranchen vergossen. Weil es rührt, weil man mitfiebert, aber keinesfalls, weil ich die Empfindungen meines Chars empfinde. Es kommt sogar desöfteren vor, dass ich mit dem Char meines Mitspielers mitfühle, gar nicht mit meinem Char. Ich kann durchaus den Frust verstehen, den der Partner meines Chars erleben muss, wenn die Mücke zum 23429837 Mal zum gigantischen Elefanten wird, und Kelche durch die Luft fliegen. :D

Ich bin aber auch ein Mensch, der auch Tränchen vergießt, wenn er ein gutes Buch liest. Nicht, weil ich mich mit dem Char identifiziere. Meist sind es die Gesamtgegebenheiten, die mich mitfühlen lassen, nichtmal die Figur selbst. Ich bin auch ein Mensch, der auch bei Filmen durchaus mal schnieft. Niemals würde ich aber soweit gehen zu sagen, ich empfinde die Gefühle dieser Figur. (man mag mir vielleicht auch an diesem Punkt mangelnde Empathie vorwerfen).


[quote='Kamelot','index.php?page=Thread&postID=25347#post25347']Ein Charakter kann nicht besser oder schlechter als der Spieler selbst
sein, ein [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] basiert nicht auf einer vorgegebenen Rolle, die
man spielt. Es lebt von dem aktiven und manchmal auch passiven
Miteinander der einzelnen Spieler und ihrer Charaktere. Die Fantasie
aller Protagonisten und auch Antagonisten lenkt und leitet das Schicksal
einer jeden Spielfigur. Jeder Emote verändert die Geschichte, erfordert
eine Reaktion. Er löst etwas aus, bewusst oder unbewusst. Und, wenn der
Spieler sein Handwerk versteht, dann wird nicht nur der Charakter
erleben...
[/quote]

Jaein. Es basiert durchaus auf eine vorgegebene Rolle. Mein Char ist schließlich eine Rolle. Er ist ja er. Mit seinen Macken, seinen Vorteilen, seinen Fähigkeiten, seinen Besonderheiten. Es basiert durchaus auf eine Rolle, die man spielt (!). Ich gebe dir aber auch recht, dass das RP von dem Miteinander lebt. Sicherlich man kann auch Solis spielen, doch die sind bei weitem nicht so unberechenbar und auch fordernd wie ein Miteinander. Und sicherlich, der Char wächst und reift (oder eben reift nicht) durch die Erfahrungen seines fiktiven Lebens. Durch die Bekanntschaften - kurzum durch dein Einfluss, den das Miteinander auf ihn abfärbt.
Und wie oben erwähnt, leidet man dadurch auch mit. Oder nicht. Es gibt auch Situationen, da geht es meinem Char alles andere als lustig. Er tobt und ist wütend, und ich kann mich köstlich darüber amüsieren. Ich hatte schon herrliche RP-Stunden, in dem sich mein Char mit einem anderen Char gestritten hat. Sie sich gegenseitig immer mehr aufstachelten, und der andere Spieler und ich hatten unseren Spaß dabei, die beiden toben zu lassen. Wie schrecklich wäre es, wenn ich bei meinem temperamentvollen und raschzornigen Char jedes Mal alles mitdurchleben würde!

Denn das ist es ja, was man eben nicht tun sollte, und was meiner Meinung nach eben nicht ein gutes [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] (oder einen guten Rollenspieler) ausmacht: Wenn man die Erlebnisse und Empfindungen seines Chars selbst durchlebt
Eine Gratwanderung zwischen Kunst und Leid des Rollenspieles. Das
Schicksal eines Rollenspielers, vor allem aber eines guten, steht immer
auf Messers Schneide. Es ist geprägt von Freude und Leid, von Liebe und
Hass, von Anerkennung und Verachtung. Und von... Regeln...

Sicher, es ist gut möglich, dass man auch von einem guten Rollenspieler
schon den Satz gehört hat, es wäre alles ein Spiel. Doch oft ist er
Erfahrungen zu schulden, aus Schutz entstanden oder ist nicht zuletzt
ein Ausspruch aus der Angst heraus. Und irgendwann kommt der Tag, an dem
auch er sich eingestehen muss, dass es weit mehr ist als nur ein Spiel.
Es gibt Momente, die ihn nachdenklich machen, glücklich oder traurig -
in denen er lacht, sogar weint. Denn in genau diesem Augenblick lässt
ein Emote nicht nur den Charakter leben, er lässt den Spieler erleben.
Und hierbei spielt es keine Rolle, ob es die Handlungen oder Emotionen
eines anderen Charakters sind oder die des eigenen. Wichtig ist ansich
nur, dass es den Spieler berührt, ihn bewegt und damit weit über das
Spiel hinaus geht. Wer kann zu diesem Zeitpunkt dann noch von sich
behaupten, es hätte nicht das Geringste mit seinem wahren Ich zu tun?
Sind es doch die eigenen Empfindungen, die einem Spieler ein Lachen
entlocken, es ist sein Gefühl, welches ihm die Tränen in die Augen
treibt. So wird es doch keinen wirklich guten Charakter in einem
[lexicon]Rollenspiel[/lexicon] geben, solange kein Spieler ihn mit Leben füllt, ihn agieren
und reagieren lässt - ihm einen Teil von sich selbst schenkt.
Ich greife einen Satz heraus: Wichtig ist ansich nur, dass es den Spieler berührt, ihn bewegt und damit weit über das Spiel hinaus geht.
Nein, wichtig ist, dass es Spaß macht. Dass die Chemie zwischen den Spielern passt. Denn ein RP lebt vorallem ja durch das miteinander (siehe oben). Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich mit dem anderen Spieler auf der gleichen Wellenlänge agieren muss. Man muss keine Freundschaft für den anderen empfinden, es reicht einfach nur, wenn man miteinander "klar kommt". Gewiss kann man bis zu einem Teil sogar miteinander rpn, wenn man sich eher nicht riechen kann, sofern es sich nicht auch auf das RP auswirkt. Wobei... will ich mit jemanden spielen, den ich nicht leiden kann? Eher nicht.
Man kann ein RP auch einfach nur schön finden. Ich stelle es mir anstrengend vor, jedes Mal ein riesiges Gefühlserlebnis zu haben, wenn ich rpe. Es wäre furchtbar, und ich glaube, dann könnte ich auch gar nicht so rpn, wie ich rpe. Mit den Chars, mit den Plots. Mit meinem Char. Es würde zu einer Einschränkung werden, die ich letztlich sicherlich bedauern würde.

Ein Teil von sich selbst schenken. Ein Teil Herzblut würde ich sagen. Einen Char, den ich nicht mag, der mir zuwider ist (grundsätzlich), den kann ich nicht spielen. Ich kann (obwohl ich ein friedliebender Mensch bin) durchaus einen tobenden, zornigen, sogar einen bösen Char spielen. Aber das bedeutet nicht, dass er ein Teil von mir ist. Er ist mein Herzblut. Mein kleines Werk. Ja, er ist ein Werk, ein kleines Kunstobjekt. Doch ich würde nie soweit gehen und sagen, mein Char ist ein Stück von mir, ich gebe meinem Char ein Stück von mir wieder. Es mag sein, dass man Chars spielt, die einem ähneln. Doch ich denke, das gesündeste für alle ist eben, dies nicht zu tun. Zumindest nicht ganz und gänzlich und grundsätzlich.


Zum Schluss: Ich empfinde das ganze nicht als Regeln. Ich empfinde es als naturgegebene Sache. Ich spiele ein Spiel. Ich erschaffe einen fiktiven Charakter. Ich fülle ihn mit meiner Fantasie, meiner Kreativität. Ich schaffe ein Werk. Doch es ist ein Werk. Es ist ein ein kleines Meisterstück. Aber es ist vorallem nicht ich. Und dafür muss ich keine Regeln befolgen. Es ist das, was unweigerlich daraus hervor geht.
Alles andere halte ich für nicht gesund und für einen leider durchaus gängigen "Anfängerfehler."

*Kopfeinzieh* bitte nicht Enthaupten xD
Zuletzt geändert von Elfe am Mi 13. Nov 2013, 12:31, insgesamt 1-mal geändert.
"Egal, was auch passiert, niemand kann dir die Tänze nehmen, die du schon getanzt hast." (Gabriel García Márquez)

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Beitragvon Fear » Mi 13. Nov 2013, 13:18

Oah Kamelot, kannst du bitte diese völlig unsinnigen, viel zu frühen Umbrüche sein lassen? Nicht jeder surft mit Handy.. /scnr


Und Elfe, ich häng mich einfach mal pur an deinem ersten Absatz auf -

"Der eben nicht die Gefühle seines Chars mitfühlt."

- nachvollziehen sollte man die Gefühle seines Chars aber schon, um ihn überzeugend spielen zu können. Trotzdem stimme ich der Quintessenz zu, nein, warum sollt' ich mich selbst spielen. Kann man gerne machen, wenn man das möchte. Aber auch nicht jeder Autor schreibt seine Biographie. Manche schreiben lieber einen Thriller, manche lieber eine Liebesgeschichte. RP ist für mich, 'eine Geschichte zu schreiben'. Aber mehr auch nicht. Es kommen dabei nicht meine 'unterdrückten Gefühle' im Play zum Vorschein, ich bezieh' mich selbst nicht mit ein, also passt die Beschreibung "RP ist ein Spiel" schon ein bisschen, schätze ich.
Oh mother of pearl I wouldn't trade you for another girl.

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und sag' mir nich' es hätt' sich nix gelohnt, denn immerhin saßen wir beide mal im selben Boot. und als es unterging schien alles okay, denn wir hatten uns alles erzählt.
schwarzer Botschafter, dritter Reiter, Rabenkönig, Mastermind, Charmeur & Gefallener. Einer der Bösesten im Wyrm.

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Beitragvon Laguna » Mi 13. Nov 2013, 15:03

...um mal kurz von mir zu sprechen...

Ich kann nicht leugnen, dass Laguna über die Jahre auch ein wenig von mir selbst abbekommen hat. Das bleibt nicht aus. Allerdings würde ich nicht sagen, dass ich sie auch spiele wie ich mich fühle. RP ist, wenn ich denn mal dazu komme, für mich eine Flucht aus meiner Realität. Wenn ich spielen, möchte ich nicht darüber nachdenken, wie stressig der Tag war etc.. Das alles wird ausgeblendet. Nein, Laguna ist ganz sicher kein Spiegelbild von mir oder meinem Befinden.

Des weiteren ist mein Char aber auch im Wyrmland nicht angepasst. Er reagiert nicht immer gleich in ähnlichen Situationen. Wie langweilig wäre das denn. Ich liebe diese RP's wo man eben nicht von vornherein weiß wo man am Ende landet. Hier kommt vielleicht doch ein Aspekt aus dem RL rein. Ich finde "konservativ" allgemein eher langweilig. Warum sollte mein Char dann in dieser Form gearbeitet sein? Ich glaube, das Spiel würde mir keinen Spaß machen.

Letztendlich ist es trotzdem ein Spiel. Ich messe dem Ganzen nicht mehr den Wert bei, den es noch vor 4 Jahren hatte, aber ich spiele immer wieder mal gern wenn ich die Zeit dafür finde- und dann darf es auch gern ein wenig verrückt zugehen.

Ich denke, dass [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] für jeden einfach individuell ist, genauso wie die Chargestaltung und die Art des Plays ansich.
[spoiler="Tribut"]Kein Weg zurück
es ist getan
die Augen sind zum Ziel erhoben
Vergangenes ist schon verflogen
Vergeblich
Treue zu geloben

Die Schritte nun getreu und frei
gesetzt um Neues zu erleben
Die wahren Freunden
stehts dabei
die Wahrheit immer anzustreben

So seid bedankt
und stets gewiss, ich weiß die Treue wohl zu sehen
und weiß, den Weg werden wir stehts
gemeinsam, ehrlich weiter gehen.[/spoiler]

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Beitragvon Tirsis » Mi 13. Nov 2013, 15:56

[quote='Laguna','index.php?page=Thread&postID=25352#post25352']Ich denke, dass [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] für jeden einfach individuell ist, genauso wie die Chargestaltung und die Art des Plays ansich. [/quote]Das sehe ich auch so.
Und gerade deshalb glaube ich, dass grundsätzlich immer ein Teil des eigenen Ichs in den Chars steckt.
Es müssen keine klaren Charakterzüge oder Eigenschaften sein, aber trotzdem...
Das liegt einfach daran, weil man so manches einfach grundsätzlich ablehnt (ob es
jetzt Gewalt ist o.ä.) und deshalb auch entsprechend darauf reagiert. Oder weil
man manche Dinge grundsätzlich auf eine ganz bestimmte Art und Weise
ausdrückt. Allein
am Schreibstil kann man ganz oft viel ablesen, wie ich finde (oder mir
einbilde^^). Es steckt also schon irgendwie die eigene Art mit im
Char. Meiner Ansicht nach beeinflusst man so grundsätzlich seinen Char und verleiht ihm etwas von sich selbst - ganz egal, ob einem das bewusst ist oder nicht.
Das ist natürlich etwas anderes, als sich mit diesem Char zu identifizieren, das ist mir bewusst.
Aber darauf will ich auch gar nicht hinaus.

Es geht mir eher darum, dass man viele Chars gewissen Spielern zuordnen kann - eben weil der Char bis zu einem gewissen Grad durchaus Teil der eigenen Person ist.
Ich finde es falsch, den Aspekt "Teil der eigenen Person" nur auf das Mitfühlen und Nachempfinden zu reduzieren oder eben auf die Persönlichkeit. Ein Char ist mehr als das, gerade weil man Zeit und Gedanken investiert. Oder Herzblut, wie auch immer man es nennen will. Und wenn ich darüber lache, dass mein Char streitet, dann habe ich doch auch eine emotionale Verbindung. Oder nicht?

Um mein Gedanken-Kuddelmuddel zusammenzufassen:
So, wie Kamelot das Mitfühlen definiert, würde ich ihm nicht zustimmen.
Aber den Char als grundsätzlich verschieden von der eigenen Person zu bezeichnen, finde ich nicht richtig.

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Beitragvon PyrO » Mi 13. Nov 2013, 16:40

[quote='Kamelot','index.php?page=Thread&postID=25347#post25347']Sicher, es ist gut möglich, dass man auch von einem guten Rollenspieler
schon den Satz gehört hat, es wäre alles ein Spiel. Doch oft ist er
Erfahrungen zu schulden, aus Schutz entstanden oder ist nicht zuletzt
ein Ausspruch aus der Angst heraus. Und irgendwann kommt der Tag, an dem
auch er sich eingestehen muss, dass es weit mehr ist als nur ein Spiel.
Es gibt Momente, die ihn nachdenklich machen, glücklich oder traurig -
in denen er lacht, sogar weint. Denn in genau diesem Augenblick lässt
ein Emote nicht nur den Charakter leben, er lässt den Spieler erleben.
Und hierbei spielt es keine Rolle, ob es die Handlungen oder Emotionen
eines anderen Charakters sind oder die des eigenen. Wichtig ist ansich
nur, dass es den Spieler berührt, ihn bewegt und damit weit über das
Spiel hinaus geht. Wer kann zu diesem Zeitpunkt dann noch von sich
behaupten, es hätte nicht das Geringste mit seinem wahren Ich zu tun?
Sind es doch die eigenen Empfindungen, die einem Spieler ein Lachen
entlocken, es ist sein Gefühl, welches ihm die Tränen in die Augen
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[lexicon]Rollenspiel[/lexicon] geben, solange kein Spieler ihn mit Leben füllt, ihn agieren
und reagieren lässt - ihm einen Teil von sich selbst schenkt.[/quote]




Das kann ich nicht so ganz befürworten. Natürlich steckt in Jedem meiner Chars ein kleines bisschen von mir selbst drin, und auch in die Plays versetze ich mich rein, weil ich meinen Charakter sonst nicht spielen könnte. Aber es gibt dennoch eine gewisse Distanz zwischen dem Spiel und der Realität. Ich will gar nicht mich selbst in einem [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] verkörpern. Das könnte ich auch nicht, weil meiner Meinung nach ist ein gutes Rollenplay, wenn ich mich einfach als Strippenzieher betrachte. Als den, der die Fäden in den Händen hält. Nicht mehr und auch nicht weniger. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass jeder meiner Charaktere schon innerhalb kürzester Zeit sein eigenes Leben lebt. Das er sich entwickelt, ohne das ich es wirklich beeinflussen könnte. Aber genau DAS macht eine Geschichte aus. Genau das macht es spannend finde ich. Und gewiss ist es wahr, dass man schon ein Stück weit mit dem Char leidet, gewisse Emotionen mit dem Ganzen verbindet. Jedoch minimal und keineswegs so, wie es im wirklichen Leben der Fall wäre. Das geht eben einfach nicht und führt daher doch unweigerlich zu dem Punkt -> [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] ist doch nur ein Spiel (;
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[spoiler= Der alltägliche Wahnsinn]
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:
"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh und...

... es kam schlimmer.
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Beitragvon Elfe » Mi 13. Nov 2013, 18:01

[quote='Fear','index.php?page=Thread&postID=25350#post25350']"Der eben nicht die Gefühle seines Chars mitfühlt."

- nachvollziehen sollte man die Gefühle seines Chars aber schon, um ihn überzeugend spielen zu können. Trotzdem stimme ich der Quintessenz zu, nein, warum sollt' ich mich selbst spielen. Kann man gerne machen, wenn man das möchte. Aber auch nicht jeder Autor schreibt seine Biographie. Manche schreiben lieber einen Thriller, manche lieber eine Liebesgeschichte. RP ist für mich, 'eine Geschichte zu schreiben'. Aber mehr auch nicht. Es kommen dabei nicht meine 'unterdrückten Gefühle' im Play zum Vorschein, ich bezieh' mich selbst nicht mit ein, also passt die Beschreibung "RP ist ein Spiel" schon ein bisschen, schätze ich.[/quote]

Ich muss zugeben, ich habe das nicht sehr treffsicher formuliert.
Ich meinte damit auch eher das Durchleben, als das Mitfühlen. Das Mitempfinden räume ich ja durchaus ein. Sicherlich, einen gewissen Grad an Empathie ((nicht nur) für die Chars) zu besitzen ist sicherlich nicht verkehrt ;)
"Egal, was auch passiert, niemand kann dir die Tänze nehmen, die du schon getanzt hast." (Gabriel García Márquez)

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Beitragvon Kamelot » Mi 13. Nov 2013, 21:00

Hmmm...Elfe, du widersprichst dir recht häufig selber in deiner ersten Antwort.
Du sagst selber, dass du bei der Lektüre guter Bücher oder beim Ansehen diverser Filme schon geweint hast oder herzhaft gelacht.
Warum weint oder lacht ein Mensch? Weil er Gefühle hat, nur deshalb. Er weint oder lacht, weil er mit der einen oder anderen Person, um die es im Film/Buch geht, mitfühlt!
Ein Buch oder ein Film ist nur dann gut, wenn der Betrachter oder Leser mitfühlen kann.
So oder ähnlich verhält es sich beim [lexicon]Rollenspiel[/lexicon]. Elfe schreibt in ihrer ersten Antwort, dass man einen Char spielen sollte, der völlig konträr zum eigenen Ich ist. Kurz darauf sagt sie aber, dass ihr Char/Spieler (<--meine Ergänzung dazu :D ) niemals RP mit Chars/Spielern machen würde, die sie nicht leiden kann...Widerspruch in sich! ;)

Muss mir das alles mal in Ruhe durchlesen und komme später darauf zurück.

Ich freue mich übrigens sehr, dass es eine Resonanz auf meine Gedanken gibt! Danke an alle Diskussionsteilnehmer! :thumbsup:

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Beitragvon Elfe » Mi 13. Nov 2013, 21:24

[quote='Kamelot','index.php?page=Thread&postID=25367#post25367']Hmmm...Elfe, du widersprichst dir recht häufig selber in deiner ersten Antwort.
Du sagst selber, dass du bei der Lektüre guter Bücher oder beim Ansehen diverser Filme schon geweint hast oder herzhaft gelacht.
Warum weint oder lacht ein Mensch? Weil er Gefühle hat, nur deshalb. Er weint oder lacht, weil er mit der einen oder anderen Person, um die es im Film/Buch geht, mitfühlt![/quote]

Wie in meinem zweiten Post erklärt: Mit Mitfühlen meinte ich eher das durchleben der identischen Gefühlswelt. Mitgefühl, also Empathie, zeigen, habe ich durchaus eingeräumt, aber mehrmals verneint, dass das exakte Durchleben der Gefühlswelt meines Chars gutes RP ausmacht ;) Insofern sehe ich das nicht als einen Widerspruch.

[quote='Kamelot','index.php?page=Thread&postID=25367#post25367']Ein Buch oder ein Film ist nur dann gut, wenn der Betrachter oder Leser mitfühlen kann.
So oder ähnlich verhält es sich beim [lexicon]Rollenspiel[/lexicon]. Elfe schreibt in ihrer ersten Antwort, dass man einen Char spielen sollte, der völlig konträr zum eigenen Ich ist. Kurz darauf sagt sie aber, dass ihr Char/Spieler (<--meine Ergänzung dazu ) niemals RP mit Chars/Spielern machen würde, die sie nicht leiden kann...Widerspruch in sich![/quote]

Ich habe geschrieben: Ich würde jedem Anfänger raten einen Char zu spielen, der konträre Klischees zum eigenen Ich erfüllt. Eben um eine Vermischung zwischen RP und RL zu verhindern. Um die Kreativität zu fördern, und eben um nicht die eigenen Gefühle niederzuschreiben und sie als Gefühlswelt des Chars auszugeben. Das war ein Ratschlag, das bedeutet nicht, dass das jeder so machen muss, oder das jeder das so machen sollte, oder gar, dass ich das so tue. Ich würde es nur - wie gesagt - jedem Anfänger raten, um von vornherein einen gewissen Grad an Distanz im Spiel zu haben.

Deine Ergänzung ist aber nicht das, was ich meinte. Und auch nicht das, was ich schrieb. Ich schrieb: Man kann durchaus ein RP mit einem Spieler (!) führen, den man nicht leiden kann, wobei es eben fraglich ist, inwieweit man das denn auch möchte. Hängt natürlich auch davon ab, wie groß die Antipathie ist, wenn man sie als solche Bezeichnen möchte. Das hat aber nichts mit dem Char des anderen zutun. Ich halte lediglich die Wellenlänge zwischen den Spielern für "wichtiger" als die Wellenlänge zwischen den Chars. (ich halte sogar das "miteinander klar kommen" zwischen den Spielern für maßgeblich entscheidend für ein gutes RP) Ich kann wunderbare RPs mit Chars haben, die sich nicht leiden können, aber mit einem Spieler mit dem es irgendwie eben klappt. Als mit zwei Chars, die auf einer Wellenlänge sind, aber zwei Spieler haben, die sich Ooc anfeinden.
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Beitragvon PyrO » Mi 13. Nov 2013, 21:51

[quote='Elfe','index.php?page=Thread&postID=25368#post25368']Man kann durchaus ein RP mit einem Spieler (!) führen, den man nicht leiden kann, wobei es eben fraglich ist, inwieweit man das denn auch möchte. Hängt natürlich auch davon ab, wie groß die Antipathie ist, wenn man sie als solche Bezeichnen möchte. Das hat aber nichts mit dem Char des anderen zutun. Ich halte lediglich die Wellenlänge zwischen den Spielern für "wichtiger" als die Wellenlänge zwischen den Chars. (ich halte sogar das "miteinander klar kommen" zwischen den Spielern für maßgeblich entscheidend für ein gutes RP) Ich kann wunderbare RPs mit Chars haben, die sich nicht leiden können, aber mit einem Spieler mit dem es irgendwie eben klappt. Als mit zwei Chars, die auf einer Wellenlänge sind, aber zwei Spieler haben, die sich Ooc anfeinden.[/quote]
Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen. Ich finde das ist eine ganz entscheidene Sache. Mit einem Spieler, mit welchem man partout nicht klarkommt, gelingt auch ehrlich gesagt kein gutes Rp. Einfach aus dem Grund, weil man ein gewisses Maß an Empathie und auch minimales Vertrauen in den Anderen mitbringen muss. Klingt jetzt vielleicht blöd, ist aber so.


Aber genauso wichtig ist es, dass man von seinem Gegenüber auch etwas zurück bekommt. Ich meine damit, dass man nicht nur Posts vorgibt, in die der Andere gut eingehen kann, sondern auch selbst etwas zum reagieren bekommt, weil solches kann auf kurz oder lang ein Rp - Killer sein.

Gehört nun vielleicht nicht so zur Gänze zum Thema, aber dennoch wollte ich es noch anbei fügen.
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[spoiler= Der alltägliche Wahnsinn]
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:
"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh und...

... es kam schlimmer.
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