Hhm, auf die Rechtschreibung hab ich gar nicht geachtet. Da ist keinerlei Struktur im Bewerbungsschrieb, die Sätze ergeben einfach keinen Sinn. Das Wort "indem" scheint hier mehrere verschiedene Bedeutungen zu haben und vom Schreiber sehr flexibel eingesetzt zu werden. Du kannst mir ja mal in einfachen Worten die Bewerbung umschreiben, dass sie Sinn macht ;o). Rechtschreibung hat bei uns ansonsten natürlich nicht den Stellenwert wie bei Banken, Industrie und Behörden. Aber ein Satz sollte doch irgendwie geradeaus konstruiert sein. Wenn er doch wenigstens so schreiben würde, wie er spricht.
Du bist auf einem guten Weg und solltest noch tiefer in die Materie eintauchen. Öhm, wie waren denn die Umsätze vor 2010?^^ In der Malersparte sind in den letzten 14 Jahre wahnwitzig viele feste Arbeitsplätze weggebrochen. Viele Betriebe sind"gestorben", die meisten anderen haben drastisch Personal abgebaut. Ein Großteil der Arbeitskräfte ist nun in der Zeitarbeit. Geld verdienen am ehesten noch 1-Mann-Betriebe, die bei MyHammer anbieten. Das sind aber nicht die Betriebe, die auch ausbilden können. Immerhin machen sie den Schwarzarbeitern, sowie den als Raumgestalter und Hausmeisterservice getarnten Kleinunternehmen Konkurrenz. Thema: Geld wird annderswo verdient: Vergleiche mal die Löhne zwischen Malergesellen, VW-Arbeitern, Bankangestellten und Bediensteten der öffentlichen Hand.Dazu dieses hole Phrasengedresche. Bist du FDP-Politiker? Handwerskammer-Lobbyist? "Das Handwerk leidet Not!", "Es geht ums nackte Überleben", "Geld wird anderswo verdient". Quatsch. Absoluter Unsinn. Das ist einfach eine Lüge und hat nichts mit der Realität zu tun.
Um mal mit ein paar Statistiken zu werfen: 2011 hat das deutsche Handwerk einen Umsatz von rund 523 Milliarden Euro gemacht, das waren 7.2% mehr als 2010. Dabei gab es gleichzeitig 5.5% weniger Auszubildende als 2010. Oha. Überraschung. Gesamtbetrachtet ist die Zahl der Auszubildenden zwischen 2008 und 2012 um 19,5% zurückgegangen. Moment, lass mich die Zahl hervorheben: Neunzehn komma Fünf Prozent! Die Zahl der insgesamt Beschäftigten dabei um insgesamt 1.7%.
Andersherum aufgezäumt: Der Baum wächst so, wie er gegossen wird. Deshalb haben wir eingepferchte Osteuropäer beim Spargelstechen und in den Schlachtereibetrieben, und deshalb sieht es in Teilen des Handwerks so aus wie bei uns. Mein Arbeitgeberbetrieb hängt im Grunde permanent am Tropf der Fremdkapitalgeber. Ein Auftraggeberkonkurs wäre in den letzten Jahren nicht zu überstehen gewesen. Branchenweit waren wir 2008 zu 83 % mit Fremdkapital (also Krediten) finanziert. Ohnehin schwierig sind die saisonalen Schwankungen (Sommer hui, Winter pfui), unsere extreme Wetterabhängigkeit und dass wir im Bau das letzte Gewerk sind und auf alle anderen Gewerke warten müssen. Manchmal sind Aufträge da, manchmal nicht. Und wenn Aufträge da sind, bedeutet das noch lange nicht, das gearbeitet werden kann. Und wer vor dem Winter nicht etwas Speck ansetzen kann, wird im Frühling nicht aufwachen. Aber das nur so nebenbei um ein paar besonderheiten zu beleuchten. Jammern gilt nicht, denn dass nur die fittesten überleben, gilt überall, nicht nur im Handwerk. Und bei nur 17% Eigenkapital hat man bei Unternehmensgewinn immerhin eine sehr vorzeigbare Eigenkapitalrendite^^Der Umsatz ist seit 2011 (wohl hauptsächlich aufgrund der Weltwirtschaftslage und insbesondere verursacht durch die schwache Automobilindustrie) wieder zurückgegangen (immernoch mehr als in der Vorkrisenzeit, wenn auch nur um 0,x Prozent), arguably, das erklärt nicht die grundsätzlich sinkende Zahl an sowohl existierenden, als auch neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen.
Klar, ich schmeiße hier auch mit selektiven Zahlen um mich. Natürlich. Was nichts an der Gesamtaussage, "es gehe ums nackte Überleben - nein, tut es nicht, das ist Quatsch" ändert.
Mein Beispielbewerber steht als leuchtende Spitze für das Schlechte unter den Bewerbern, hier hauptsächlich die absolut fehlende Motivation. Und für eine fragwürdige Notengebung der Schule, die auf weitere Probleme hindeutet, die zum Teil ja schon in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Dass jener Bewerber bei der Auslese unter den Tisch gefallen ist, bedeutet aber doch nicht, dass es dafür nicht ein anderer, beziehungsweise eine strebsame Andere geschafft hat. Es sind ja nun nicht alle so wie der. Bei uns wird auch nicht über Facharbeitermangel geklagt. Möglich, dass die Branche in der Vergangenheit nicht zuletzt durch Förderprogramme über Bedarf ausgebildet hat.Überall wird von "Fachkräftemangel" gejammert, dabei sind die viele Betriebe (und offensichtlich nicht nur die, wenn ich mir Leute wie dich anschaue) schlicht einfach zu fein in Jugendliche zu investieren. Ja, es gibt immer zwei Seiten eine Medallie. Und ja, es ist auch wahr, dass "Extremfälle" mit sehr hohem schulischen Nachholbedarf existieren. Das heißt aber einfach nicht, dass das die generelle Regel ist. Ganz im Gegenteil. Was nicht heißen soll, dass die deutsche Schulpolitik rosarot und gut ist. Nein, da gibt es riesengroße Probleme. Aber dann auf Seiten der Betriebe einfach zu sagen "nö, die sind uns alle zu doof" ist a) idiotisch, weil ihnen selbst die qualifizierten Arbeitskräfte fehlen, b) ignorant, weil sie sich um die eigene Verantwortung drücken und c) absolutes Arschlochverhalten. Und Leute wie du glauben dann auch noch wirklich an das, was sie sagen.