Sozialkritik

Der Bereich für alles, das ihr schon immer einmal loswerden wolltet, aber keinen direkten Bezug zum Spiel hat.
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Golgo
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Beitragvon Golgo » Fr 2. Aug 2013, 15:32

[quote='Aerius','index.php?page=Thread&postID=22386#post22386'] Vielleicht kann er einfach nicht ordentlich Rechtschreiben, ist aber der fleißigste und netteste Malerkollege überhaupt, schonmal auf die Idee gekommen? [/quote]

Hhm, auf die Rechtschreibung hab ich gar nicht geachtet. Da ist keinerlei Struktur im Bewerbungsschrieb, die Sätze ergeben einfach keinen Sinn. Das Wort "indem" scheint hier mehrere verschiedene Bedeutungen zu haben und vom Schreiber sehr flexibel eingesetzt zu werden. Du kannst mir ja mal in einfachen Worten die Bewerbung umschreiben, dass sie Sinn macht ;o). Rechtschreibung hat bei uns ansonsten natürlich nicht den Stellenwert wie bei Banken, Industrie und Behörden. Aber ein Satz sollte doch irgendwie geradeaus konstruiert sein. Wenn er doch wenigstens so schreiben würde, wie er spricht. :(
Dazu dieses hole Phrasengedresche. Bist du FDP-Politiker? Handwerskammer-Lobbyist? "Das Handwerk leidet Not!", "Es geht ums nackte Überleben", "Geld wird anderswo verdient". Quatsch. Absoluter Unsinn. Das ist einfach eine Lüge und hat nichts mit der Realität zu tun.
Um mal mit ein paar Statistiken zu werfen: 2011 hat das deutsche Handwerk einen Umsatz von rund 523 Milliarden Euro gemacht, das waren 7.2% mehr als 2010. Dabei gab es gleichzeitig 5.5% weniger Auszubildende als 2010. Oha. Überraschung. Gesamtbetrachtet ist die Zahl der Auszubildenden zwischen 2008 und 2012 um 19,5% zurückgegangen. Moment, lass mich die Zahl hervorheben: Neunzehn komma Fünf Prozent! Die Zahl der insgesamt Beschäftigten dabei um insgesamt 1.7%.
Du bist auf einem guten Weg und solltest noch tiefer in die Materie eintauchen. Öhm, wie waren denn die Umsätze vor 2010?^^ In der Malersparte sind in den letzten 14 Jahre wahnwitzig viele feste Arbeitsplätze weggebrochen. Viele Betriebe sind"gestorben", die meisten anderen haben drastisch Personal abgebaut. Ein Großteil der Arbeitskräfte ist nun in der Zeitarbeit. Geld verdienen am ehesten noch 1-Mann-Betriebe, die bei MyHammer anbieten. Das sind aber nicht die Betriebe, die auch ausbilden können. Immerhin machen sie den Schwarzarbeitern, sowie den als Raumgestalter und Hausmeisterservice getarnten Kleinunternehmen Konkurrenz. Thema: Geld wird annderswo verdient: Vergleiche mal die Löhne zwischen Malergesellen, VW-Arbeitern, Bankangestellten und Bediensteten der öffentlichen Hand.
Der Umsatz ist seit 2011 (wohl hauptsächlich aufgrund der Weltwirtschaftslage und insbesondere verursacht durch die schwache Automobilindustrie) wieder zurückgegangen (immernoch mehr als in der Vorkrisenzeit, wenn auch nur um 0,x Prozent), arguably, das erklärt nicht die grundsätzlich sinkende Zahl an sowohl existierenden, als auch neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen.
Klar, ich schmeiße hier auch mit selektiven Zahlen um mich. Natürlich. Was nichts an der Gesamtaussage, "es gehe ums nackte Überleben - nein, tut es nicht, das ist Quatsch" ändert.
Andersherum aufgezäumt: Der Baum wächst so, wie er gegossen wird. Deshalb haben wir eingepferchte Osteuropäer beim Spargelstechen und in den Schlachtereibetrieben, und deshalb sieht es in Teilen des Handwerks so aus wie bei uns. Mein Arbeitgeberbetrieb hängt im Grunde permanent am Tropf der Fremdkapitalgeber. Ein Auftraggeberkonkurs wäre in den letzten Jahren nicht zu überstehen gewesen. Branchenweit waren wir 2008 zu 83 % mit Fremdkapital (also Krediten) finanziert. Ohnehin schwierig sind die saisonalen Schwankungen (Sommer hui, Winter pfui), unsere extreme Wetterabhängigkeit und dass wir im Bau das letzte Gewerk sind und auf alle anderen Gewerke warten müssen. Manchmal sind Aufträge da, manchmal nicht. Und wenn Aufträge da sind, bedeutet das noch lange nicht, das gearbeitet werden kann. Und wer vor dem Winter nicht etwas Speck ansetzen kann, wird im Frühling nicht aufwachen. Aber das nur so nebenbei um ein paar besonderheiten zu beleuchten. Jammern gilt nicht, denn dass nur die fittesten überleben, gilt überall, nicht nur im Handwerk. Und bei nur 17% Eigenkapital hat man bei Unternehmensgewinn immerhin eine sehr vorzeigbare Eigenkapitalrendite^^
Überall wird von "Fachkräftemangel" gejammert, dabei sind die viele Betriebe (und offensichtlich nicht nur die, wenn ich mir Leute wie dich anschaue) schlicht einfach zu fein in Jugendliche zu investieren. Ja, es gibt immer zwei Seiten eine Medallie. Und ja, es ist auch wahr, dass "Extremfälle" mit sehr hohem schulischen Nachholbedarf existieren. Das heißt aber einfach nicht, dass das die generelle Regel ist. Ganz im Gegenteil. Was nicht heißen soll, dass die deutsche Schulpolitik rosarot und gut ist. Nein, da gibt es riesengroße Probleme. Aber dann auf Seiten der Betriebe einfach zu sagen "nö, die sind uns alle zu doof" ist a) idiotisch, weil ihnen selbst die qualifizierten Arbeitskräfte fehlen, b) ignorant, weil sie sich um die eigene Verantwortung drücken und c) absolutes Arschlochverhalten. Und Leute wie du glauben dann auch noch wirklich an das, was sie sagen.
Mein Beispielbewerber steht als leuchtende Spitze für das Schlechte unter den Bewerbern, hier hauptsächlich die absolut fehlende Motivation. Und für eine fragwürdige Notengebung der Schule, die auf weitere Probleme hindeutet, die zum Teil ja schon in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Dass jener Bewerber bei der Auslese unter den Tisch gefallen ist, bedeutet aber doch nicht, dass es dafür nicht ein anderer, beziehungsweise eine strebsame Andere geschafft hat. Es sind ja nun nicht alle so wie der. Bei uns wird auch nicht über Facharbeitermangel geklagt. Möglich, dass die Branche in der Vergangenheit nicht zuletzt durch Förderprogramme über Bedarf ausgebildet hat.
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Beitragvon Aerius » Fr 2. Aug 2013, 15:37

Jetzt ziehst du ein Problem, dass wir gesamtgesellschaftlich (respektive: gesamtwirtschaftlich) beleuchtet haben auf eine Branche runter und ignorierst die eigentliche Argumentation. Maler haben überausgebildet? Okay. Fachinformatiker sicher nicht.
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Beitragvon Lexa » Fr 2. Aug 2013, 16:02

[quote='Golgo','index.php?page=Thread&postID=22429#post22429']Hier hat sich einiges angesammelt. Um im Vorfeld die mir unterstellte Polemik loszuwerden, stelle ich mal salopp fest, dass ihr

- Natharuk wenig Chancen einräumt, weil er nicht schon 5 Jahre Berufs- und Auslandserfahrung hat

- meinen wenig motivierten und noch weniger sorgfältigen Bewerber aber sofort einstellen würdet.

Sofern meine Person für jemanden interessant ist, bin ich gerne bereit, Auskunft zu geben, inwieweit ich die Weisheit mit Löffeln gefressen habe (Ich werde wahrscheinlich zu Messer und Gabel tendieren), und an welchem Ort ich mit welcher Partei für welches Amt kandidiere ;o)
[/quote]Was du da feststellen willst, habe ich in diesem Thread kein einziges Mal gelesen.

Aber inwieweit du - mit welchem Besteckteil auch immer - die Weisheit gefressen hast, das interessiert mich.. gerne auch per PN, ist ja doch recht persönlich und tut dem eigentlichen Thema nicht viel zur Sache ;)

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Beitragvon Golgo » Mo 5. Aug 2013, 11:19

[quote='Lexa','index.php?page=Thread&postID=22387#post22387']
- früher waren die Bewerbungen nicht besser. Sie waren kürzer, ein Anschreiben bestand aus 2-3 Sätzen. Heute erwartet man ein Motivationsschreiben, nicht bloß einen Höflichkeitssatz, der die eigene Qualifikation auf die Stellenausschreibung münzt.
- früher konnten die Bewerber auch kein besseres Deutsch, sie waren auch nicht anderweitig höher qualifiziert. Das behaupte ich zumindest, bis du mir ein nachvollziehbares Gegenbeispiel zeigst und beweist, dass es der Mehrheit entspricht. [/quote]

Wann ist früher? Ich würde schon sagen, dass die "Grundbildung", Lesen, Schreiben, Rechnen, früher stabiler war. Betrachte die Bewerbung als Indiz. Die heutigen älteren Handwerksmeister sind ja auch keine Akademiker, sondern haben meist mit 14 die Schule verlassen und eine Lehre begonnen. Wie viele ihrer Mitschüler auch. Schreiben und einfaches Rechnen beherrschen sie eigentlich alle. Was Ausbildungen und Bewerbungen anbelangt, wurde früher wohl oft auf Papierkram verzichtet und alles per Handschlag geregelt. Regeln gab es weniger, Rechte wahrscheinlich ebenso. Möglich, dass die Meister damals auch mehr Zeit für ihre Lehrlinge hatten, da auch die Aufträge unkomplizierter kamen und deutlich weniger Zeit mit Bürokram vertrödelt werden musste.

Motivationsschreiben sind für Bewerber wirklich ein Problem. Ich vermute, dass in den meisten Personalabteilung Kürze und Prägnanz über die Phantasie des Bewerbers gestellt wird.
- Ja, ich hab das wirklich gelesen. Ich habe selbst mal in der Personalabteilung gearbeitet....
Auch wenn es eine Wiederholung ist: Um "Deutsch können" ging es mir hier nicht. Die Katastrophe der Bewerbung ist größer, als sie durch rechtschreiberische oder sprachliche Schwächen zu erklären wäre. Der Schreiber hat seine eigene Bewerbung mit Sicherheit nicht gelesen und sich beim Schreiben wahrlich nicht bemüht. Das ist motivationslos hoch drei.

Ich erwarte keine fehlerfreien Bewerber. Ich hab beispielsweise mit einem Legastheniker zusammengearbeitet und mit einem Azubi vom Internationalen Bund. Bei beiden habe ich Blut und Wasser geschwitzt, aber sie haben es letztlich geschafft und sich zu selbständigen Persönlichkeiten entwickelt. "Richtig" müssen sie sein, schreibst du. Das ist genau das richtige Wort. Bei dem unzusammenhängendem Geschwurbel der Bewerbung hatte ich sofort den Eindruck, der kann NICHT "richtig" sein.
Das war früher anders, weil's das bequeme Sozialnetz nicht gab, deshalb haben die sich in der Ausbildung selbst dann auch verdammtnochmal Mühe gegeben. Allerdings ist das eine Charakterfrage, keine Frage der Qualifikation, und erst recht keine Frage einiger Sätze auf nem Stück Papier.
Erster Teil: Volle Zustimmung. Die Sätze auf dem Papier beantworten mir die Charakterfrage. Wäre die Bewerbung von einem Bewerber ausländischer Herkunft, von einem Legastheniker oder einem Gehörlosen gewesen, hätte sie mich nicht so auf die Palme gebracht. Und hätte er auf dem Zeugnis keine 3 sondern eine 6 gehabt, hätte ich mir gesagt, okay, das kann er halt wirklich nicht.

So bleibt bei mir der Eindruck, der Mensch ist nicht "richtig" und "er will nicht". Möglich, dass auch er seine Felder hat, in denen er mit Hingabe und Fleiß arbeitet. Etwa CS oder WoW... (hier nicht polemisch sondern ernst gemeint!)
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Beitragvon Aerius » Mo 5. Aug 2013, 11:34

Ich zerpflücke jetzt einfach mal deinen Post

[quote='Golgo','index.php?page=Thread&postID=22502#post22502']
Wann ist früher? Ich würde schon sagen, dass die "Grundbildung", Lesen, Schreiben, Rechnen, früher stabiler war. Betrachte die Bewerbung als Indiz.[/quote]
Du generalisierst und pauschalisierst. Der Durchschnittsmensch ist heutzutage, auch in Deutschland, gebildeter als je zuvor. Das du eine Bewerbung hast, die dir nicht gefällt, heißt nicht, dass alle Schulabgänger heute doof sind.
Auch wenn es eine Wiederholung ist: Um "Deutsch können" ging es mir hier nicht. Die Katastrophe der Bewerbung ist größer, als sie durch rechtschreiberische oder sprachliche Schwächen zu erklären wäre. Der Schreiber hat seine eigene Bewerbung mit Sicherheit nicht gelesen und sich beim Schreiben wahrlich nicht bemüht. Das ist motivationslos hoch drei.
Das ist aber auch einfach nur deine Vermutung. Wie zum Henker kommst du darauf, dass das der Fall ist? Das ist wieder ein Punkt in der generellen Denkweise, der mich ankotzt. "Oh da sind Fehler in der Bewerbung, der hat doch einfach nur keinen Bock". Bullshit.
Ich erwarte keine fehlerfreien Bewerber. Ich hab beispielsweise mit einem Legastheniker zusammengearbeitet und mit einem Azubi vom Internationalen Bund. Bei beiden habe ich Blut und Wasser geschwitzt, aber sie haben es letztlich geschafft und sich zu selbständigen Persönlichkeiten entwickelt.
Oh wie großmütig. Sie haben es, trotz aller ach so schlimmen Fehler, die dich "Blut und Wasser schwitzen" lassen dann doch noch geschafft, sich zu Persönlichkeiten zu entwickeln. OBWOHL der eine Legastheniker ist, der andere vom Internationalen Bund.
Junge (oder Mädchen - wir wollen hier ja jetzt keine Genderdebatte anfangen), merkst du eigentlich noch, was du für Aussagen triffst? Als ob Legasthenie einen davon abhält, sich persönlich zu entwickeln. Das ist genau der Knackpunkt, genau die Denkweise, die wir hier mitlerweile zu dritt seit einer Woche ad absordum führen und du merkst es nicht mal. Deine Denkweise ist völlig fern von gut und böse. Das spiegelt sich zumindest in jedem deiner Posts wider. "Oh er hat Legasthenie (/ kann nicht richtig schreiben / sich nicht gut ausdrücken / hat Pickel im Gesicht / trägt nur lila), er hat es ja trotz all der charakterlichen und menschlichen Macken geschafft, doch noch ein ordentlicher Teil unserer Gesellschaft zu werden". Boah.
So bleibt bei mir der Eindruck, der Mensch ist nicht "richtig" und "er will nicht". Möglich, dass auch er seine Felder hat, in denen er mit Hingabe und Fleiß arbeitet. Etwa CS oder WoW... (hier nicht polemisch sondern ernst gemeint!)
Ah sure, jetzt fangen wir auch noch an mit Klischees von dummen WoW-Suchtis um uns zu schmeißen. Du kennst den Bewerber doch kein Stück, glaubst aber, ganz klar zu wissen das der einfach nur keinen Bock hat, "unrichtig" ist und den ganzen Tag nur MMOs oder böse Killerspiele spielt.

Und das du jetzt anfängst nur auf Teile von Beiträgen zu antworten, die dir genehm sind, macht deine Position echt nicht besser.
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Beitragvon Laguna » Mo 5. Aug 2013, 12:35

Golgo, ich hatte ein Mädchen bei mir in der Abendgymnasiumklasse die in Deutsch wirklich gekämpft ht. Sie war in allen anderen Fächern nicht schlecht, außer in deutsch und englisch. Sie hat mich immer gefragt ob ihre Sätze so richtig sind und ich habe dann mal nachgefragt. Bei ihr wurde recht früh eine schlimme Lese-Rechtschreibschwäche diagnostiziert und ihre Eltern haben, zu ihrem Glück, richtig reagiert und sie in eine spezielle Schule geschickt. Die junge Frau hat ihr Abi sehr gut geschrieben, bis auf ein einziges Fach in dem sie eher mittelmäßig gestanden hat. Hätten ihre Eltern, ihre und unsere Lehrer sie oder sie selbst sich aufgegeben, für dumm gehalten etc. hätte sie das alles nicht erreichen können. Das ist einer der Gründe, warum ich mit dir nicht konform laufe. Imo studiert sie und ist auch da nicht die schlechteste. Nur weil jemand eine Schwäche hat gehört es sich nicht ihn um Chancen zu bringen bevor er eine hatte.
[spoiler="Tribut"]Kein Weg zurück
es ist getan
die Augen sind zum Ziel erhoben
Vergangenes ist schon verflogen
Vergeblich
Treue zu geloben

Die Schritte nun getreu und frei
gesetzt um Neues zu erleben
Die wahren Freunden
stehts dabei
die Wahrheit immer anzustreben

So seid bedankt
und stets gewiss, ich weiß die Treue wohl zu sehen
und weiß, den Weg werden wir stehts
gemeinsam, ehrlich weiter gehen.[/spoiler]

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Beitragvon Golgo » Mo 5. Aug 2013, 13:53

[quote='Aerius','index.php?page=Thread&postID=22503#post22503']
Du generalisierst und pauschalisierst. Der Durchschnittsmensch ist heutzutage, auch in Deutschland, gebildeter als je zuvor. [/quote]

Das ist generalisiert und pauschaliert. Ich liefere immerhin die Anhaltspunkte, auf die ich meine Sichtweise stütze.
Das du eine Bewerbung hast, die dir nicht gefällt, heißt nicht, dass alle Schulabgänger heute doof sind.
Wo steht, dass alle Schulabgänger doof sind???

Das ist aber auch einfach nur deine Vermutung. Wie zum Henker kommst du darauf, dass das der Fall ist? Das ist wieder ein Punkt in der generellen Denkweise, der mich ankotzt. "Oh da sind Fehler in der Bewerbung, der hat doch einfach nur keinen Bock". Bullshit.
Gesundheit! Die Bewerbung weicht in der Konstruktion der Sätze von allen anderen ab, die ich bisher gesehen habe. Viele falsch konstruierte Sätze kann man in ihrer Entstehung nachvollziehen. Da formuliert jemand einen Satz um, hinterlässt unfreiwillig Fragmente des geplanten Ursprungssatzes; und schon haben wir einen Satz, der nicht mehr zusammenpasst. Das als Beispiel. Hier kann ich das nicht. Alleine dieses 3fache "indem", das keine feste Bedeutung zu haben scheint, stellt mich vor ein unlösbares Rätsel.

Oh wie großmütig. Sie haben es, trotz aller ach so schlimmen Fehler, die dich "Blut und Wasser schwitzen" lassen dann doch noch geschafft, sich zu Persönlichkeiten zu entwickeln.
Du zitierst mich unverschämt falsch. Das mag ich nicht. Ich schrieb: "aber sie haben es letztlich geschafft und sich zu selbständigen Persönlichkeiten entwickelt." Sie haben die Ausbildung + Prüfung geschafft. Und sie haben mit jedem Fortschritt Selbstbewusstsein, Mut und Eigeninitiative dazugewonnen. Das ist gar nicht so selbstverständlich.


Thema Onlinespielsuchtis:

Gajia, wenn ich schreibe "nicht polemisch gemeint" dann ist es auch nicht polemisch gemeint. Wer sagt denn, dass ich damit nicht eigene Erfahrungen gemacht habe? So ein Spiel bietet Möglichkeiten, sich in einer Gemeinschaft zu integrieren, dort sein Bestes einzubringen (Fleiss, Teamplay, Spielknowhow) und belohnt mit Ansehen, Lob und eben einer Gemeinschaft. Gerade durch die soziale Vernetzung sind die Spiele ja auch mehr als nur eine Flucht aus der Realität. Für "Sucht-Spieler" sind sie der wesentlich wichtigere und wertvollere Teil ihres Lebens. In Netzwerkspielen gibt es bestimmt jede Menge Leute, die dort mit Werten und Eigenschaften glänzen, die man ihnen im echten Leben nicht zutraut.

Nichtsdestotrotz zählt im echten Leben aber nur das echte Leben. Und am Ende darf man bessere Bewerber nicht dafür bestrafen, dass sie bessere Bewerber sind, so sehr ein schlechterer Bewerber auch ein versteckter Diamant sein könnte ;)

@ Gajia 2: Versteckter Analphabetismus mit Schulnote 3, das wäre eine faszinierende Möglichkeit. Dann müssten alle Sätze irgendwie "kopiert" oder abgeschrieben sein, dazu noch der tabellarische Lebenslauf und ein Adressumschlag. Wirklich faszinierend, aber auch wirklich äußerst unwahrscheinlich.
Intelligenz ist ein hochspannendes Thema, steht hier aber wirklich nicht zur Debatte. Der Begriff selbst besitzt ja keine allgemeingültige Definition. Und wie nun jemand mit mehr oder weniger davon gesegnet ist, dafür kann er ja nüscht.
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Beitragvon Aerius » Mo 5. Aug 2013, 14:47

[quote='Golgo','index.php?page=Thread&postID=22510#post22510']
Das ist generalisiert und pauschaliert. Ich liefere immerhin die Anhaltspunkte, auf die ich meine Sichtweise stütze. [/quote]
Findest du tatsächlich, dass eine einzige Bewerbung deine Sichtweise, heute wären zunehmend mehr und mehr Schulabgänger "doof" (und ja, ich bleibe bei dem Wort, siehe unten) und "unwillig" stützt? Glaubst du das wirklich? Ist das ein Anhaltspunkt? Wie wäre es stattdessen mit der Zahl, dass soviele Menschen wie nie in Deutschland studieren? Oder hiermit?
Wo steht, dass alle Schulabgänger doof sind???
Lass mich dich zitieren: "Inzwischen stoßen Bewerber der Smartphone-Generation schon bei der Bildung von Dativ und Akkusativ auf Probleme und schreiben so wie Frida Gold "Ich kann die Angst in dein Augen sehn..."
Nicht einfacher als früher haben es definitiv viele Kinder, die in Familien geboren werden, deren Mitglieder ihr ganzes Leben auf Leistungsempfang ausgerichtet haben. Die bekommen so ziemlich gar nichts auf den Weg; keine Erziehung, keinen Tagesablauf, keine Bildung, kein Benimm. Keine Perspektive bis zum Zusammenbruch der Gesellschaft. " und "[...] und der heimische Arbeitsmarkt quantitativ und qualitativ nicht so viele geeignete Bewerber hergibt."

Steht so in deinen Posts. Ich finde "die sind alle doof" ist die harmloseste Zusammenfassung dieser Sätze, die ich bringen kann. Alternativ kann ich dir auch generelle Herablassung unterstellen oder zumindest ignorante Pauschalisierung, wenn dir das lieber ist.
Gesundheit! Die Bewerbung weicht in der Konstruktion der Sätze von allen anderen ab, die ich bisher gesehen habe. Viele falsch konstruierte Sätze kann man in ihrer Entstehung nachvollziehen. Da formuliert jemand einen Satz um, hinterlässt unfreiwillig Fragmente des geplanten Ursprungssatzes; und schon haben wir einen Satz, der nicht mehr zusammenpasst. Das als Beispiel. Hier kann ich das nicht. Alleine dieses 3fache "indem", das keine feste Bedeutung zu haben scheint, stellt mich vor ein unlösbares Rätsel.
Wenn dir das ein unlösbares Rätsel ist dann werfe ich dir jetzt einfach vor, dass du keine Lust hast dich damit groß zu befassen, zu faul bist und das Ganze nicht ernst genug nimmst und deswegen ungeeignet für jede Tätigkeit bist, die das Lesen erfordert. Oh warte, das findest du unfair? Ach. Denk' mal darüber nach.
Und das der Kerl einfach extrem nervös dabei war, eine Bewerbung zu schreiben oder vielleicht tatsächlich sehr schlecht darin ist, seine Gedanken zu Papier zu bringen, dazu vielleicht niemanden in der Umgebung hat, der ihm das probeliest, ist natürlich völlig unmöglich.
Du zitierst mich unverschämt falsch. Das mag ich nicht. Ich schrieb: "aber sie haben es letztlich geschafft und sich zu selbständigen Persönlichkeiten entwickelt." Sie haben die Ausbildung + Prüfung geschafft. Und sie haben mit jedem Fortschritt Selbstbewusstsein, Mut und Eigeninitiative dazugewonnen. Das ist gar nicht so selbstverständlich.
Du bist dir offensichtlich nicht einmal bewusst, was du mit dem, was du sagst, ausdrückst. Vielleicht solltest du mal anfangen dir da Gedanken drum zu machen. Ich zitiere dich nicht unverschämt falsch (um genau zu sein habe ich dich in dem Punkt gar nicht zitiert, wenn wir schon beim herumklugscheißern sind), sondern ich erweitere deinen Gedankengang um einen, zwei Schritte, um dir vor Augen zu führen, wie erniedrigend deine Denk- und Ausdrucksweise ist. Dass du das nicht magst kann ich mir vorstellen. Mir würde es auch nicht gefallen vor Augen geführt zu bekommen, dass ich Menschen systematisch Dingen unterstelle und sie damit herabwürdige. Ich zerpflücke das weiter unten mal an einem anderen Beispiel ->
Thema Onlinespielsuchtis:
Ich bin mir jetzt wirklich nicht ganz sicher, inwieweit du eigentlich weißt, was du schreibst. Deswegen seziere ich jetzt mal Satz für Satz alles was dazu führt, damit du vielleicht darauf kommst, dass du deine Sätze entweder völlig daneben formulierst oder du Überzeugungen folgst, dir das aber nicht eingestehen willst. Eines von beiden muss der Fall sein, ich kann mir deine Posts tatsächlich sonst nicht erklären. Oder ich bin doof, das kann natürlich auch sein. Das meine ich hier sogar ernst, das kommt vor. Anyways:

Du redest in diesem Post von einem Bewerber, den du durch die Bank als unwillig und unqualifiziert dargestellt hast. Du unterstellst ihm, er, ich zitiere, "will nicht". Er sei einer von den "vielen Kindern", die "komplett auf Leistungsempfang" ausgelegt sind (davon redest du hier). Statt sich also mit wichtigen Dingen wie einer Ausbildung zu beschäftigen, unterstellst du ihm (mittels deiner Vermutung, er habe ja vielleicht Dinge, denen er sich mit mehr Leidenschaft widme), er würde viel lieber Zeit mit WoW und CS verbringen. Mit Onlinespielen und Shootern. Ich meine, du hast ja nicht umsonst genau die beiden Spiele ausgewählt. "Suchtspiel WoW" und "Killerspiel CS". Aber selbst abseits von genau den beiden Spielen, hättest du nur "Videospiele" geschrieben, wäre das nicht allzu viel besser gewesen, weil ähnlich gesellschaftlich kodiert.
Du unterstellst ihm also, zusammenfassend, er habe "Keine Lust", sei "Unwillig", "Falsch", "rein auf Leistungsempfang ausgelegt" und eben "Computerspieler". Daraus folgt, rein logisch er 'will eh nur zocken bei Hartz 4'. Das ist die Herleitung die du machst. Ich weiß, wie gesagt, nicht ob dir das bewusst ist, aber das ist das, was du schreibst. In deinen Posts. Die ganze Zeit.
Und all das, diese komplette Herleitung, ziehst du aus einem einzigen Bewerbungstext, der exakt 6 Sätze hat. Du stellst also Persönlichkeit, Charakterfestigkeit, Sozialleben und gesellschaftliche Integrität, sowie den familiären Hintegrund des jungen Mannes aufgrund von sechs Sätzen, bei denen du vor einem "unlösbaren Rätsel" stehst, in Frage. Und das findest du offensichtlich okay und normal, wunderst dich dann, dass wir hier verzweifelt kopfschüttelnd sitzen.

Dasselbe könnte ich auch für deine Formulierungen bzgl der beiden Beispiele, denen du ja Persönlichkeitsentwicklung zugestanden hast machen. Du formulierst so nämlich die ganze Zeit. Und entweder ist dir wirklich nicht bewusst was du so von dir gibst, was möglich ist (und dich zumindest zum Teil entschuldigen würde), oder du meinst das eigentlich so wie du das sagst. Wenn letzteres der Fall ist dann habe ich ehrlich gesagt wirklich keine Lust mehr, weiter mit dir zu reden. Dann ist dir radikalen Sozialdarwinismus vorzuwerfen noch das harmloseste, was man tun kann.

Das du nebenbei noch faktischen Unsinn von dir gibst ist eine andere Schiene. Das mache ich auch oft genug. Man sollte dann nur einsehen, wenn man das tut.
Zuletzt geändert von Aerius am Mo 5. Aug 2013, 14:53, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitragvon Khisa » Mo 5. Aug 2013, 15:44

[quote='Golgo','index.php?page=Thread&postID=22502#post22502']Wann ist früher? Ich würde schon sagen, dass die "Grundbildung", Lesen, Schreiben, Rechnen, früher stabiler war. Betrachte die Bewerbung als Indiz. Die heutigen älteren Handwerksmeister sind ja auch keine Akademiker, sondern haben meist mit 14 die Schule verlassen und eine Lehre begonnen. Wie viele ihrer Mitschüler auch. Schreiben und einfaches Rechnen beherrschen sie eigentlich alle. Was Ausbildungen und Bewerbungen anbelangt, wurde früher wohl oft auf Papierkram verzichtet und alles per Handschlag geregelt. Regeln gab es weniger, Rechte wahrscheinlich ebenso. Möglich, dass die Meister damals auch mehr Zeit für ihre Lehrlinge hatten, da auch die Aufträge unkomplizierter kamen und deutlich weniger Zeit mit Bürokram vertrödelt werden musste.[/quote]

Ach sooo, du meinst in der "guten, alten" Zeit, in der die Kinder noch mit dem Lederriemen geprügelt wurden und in der Schule den Rohrstock bekamen? Also meine Eltern sind tatsächlich mit 14 von der Volksschule abgegangen, beide hatten die Empfehlung zum Gymnasium als Klassen- bzw. Schulbeste, aber da sie nicht volljährig waren, hatten sie zu tun, was ihre Mütter entschieden, und die haben sie einfach in eine Lehre gesteckt.
Ja, die Generation meiner Eltern hat unter solchen Erlebnissen und unter Kriegserlebnissen auch üüüüüüüberhaupt nicht gelitten und auch so gar keine Schäden davongetragen. Ihre eigenen Kinder vernachlässigt haben sie dann nur per Zufall...

Also mir sind ein paar Fehler mehr, dafür menschenwürdige Unterrichtsmethoden dann lieber. Yep.
Andererseits hat auch keiner von einem Klempner oder Dachdecker fehlerfreie Rechtschreibung erwartet.

Der Schreiber hat seine eigene Bewerbung mit Sicherheit nicht gelesen und sich beim Schreiben wahrlich nicht bemüht. Das ist motivationslos hoch drei.
Wenn du nicht dabei warst, kannst du das schlicht und ergreifend nicht wissen. Das kann so sein, kann aber auch nicht so sein.

Die Sätze auf dem Papier beantworten mir die Charakterfrage. Wäre die Bewerbung von einem Bewerber ausländischer Herkunft, von einem Legastheniker oder einem Gehörlosen gewesen, hätte sie mich nicht so auf die Palme gebracht. Und hätte er auf dem Zeugnis keine 3 sondern eine 6 gehabt, hätte ich mir gesagt, okay, das kann er halt wirklich nicht.
Ich war mit einem Mädel auf dem Berufskolleg, das war... nicht sehr schnell im Lernen. Sie hat das auch gewußt. Sie hat aber unbeirrt und ständig weitergefragt. Bei der Notenvergabe hab ich mich dann aber schwer gewundert, und dann auch mal nachgefragt, wieso ich ein "gut" und sie ein "befriedigend" bekommen hat. Antwort "[mein Name], das ist eine [ihr Name]-Drei... das ist nicht dasselbe, verstehst du das nicht?" - das war eine Gnadendrei. Weil die wussten, dass es Leute gibt, die gucken auf die Noten und nicht auf den Menschen.
Und obwohl sie mich oft und viel genervt hat und an meinen Freunden und mir hing wie eine Klette, so hab ich sie doch immer bewundert für ihren unglaublichen Ehrgeiz. Das war ... das hab ich nicht nochmal gesehen. Unbeirrbar, und nochmal und nochmal und nochmal ist sie aufgestanden, bis sie etwas verstanden hat und gekonnt hat. Ihr sind die Dinge nicht zugeflogen. Und ich glaube auch nicht, dass ich jemals einen Menschen gesehen habe, der so verdammt mutig war, sich vor eine ganze Klasse hinzustellen und zu sagen "Ja und, ich bin dumm, das weiß ich, aber das heißt nicht, dass ich nicht lernen kann."
Sie war kein einfacher Mensch, sie hat jedes Fettnäpfchen mit Anlauf genommen (gut, das tue ich auch, aber anders), sie hatte wenig Einfühlungsvermögen für die Feinheiten in sozialen Gefügen und hat sich mit allem deswegen schwergetan, sie hat auch im privaten Bereich eher unvorteilhafte Entscheidungen getroffen. Und doch ist sie mir von allen am längsten und lebhaftesten in Erinnerung geblieben, weil das Mädel verdammten Charakter hatte, und das hätte man NICHT an ihren Bewerbungen gesehen.

Verzeih, dass ich Humanist bin und eben deswegen auch das humanistische Bildungsideal für unabdingbar halte. Jeder Mensch sollte in die Lage versetzt werden, sein Potential voll auszuschöpfen, um seiner selbst Willen.

So bleibt bei mir der Eindruck, der Mensch ist nicht "richtig" und "er will nicht". Möglich, dass auch er seine Felder hat, in denen er mit Hingabe und Fleiß arbeitet. Etwa CS oder WoW... (hier nicht polemisch sondern ernst gemeint!)
Versuch es doch einfach mal mit weniger zynischen Beispielen.

Nichtsdestotrotz zählt im echten Leben aber nur das echte Leben. Und am Ende darf man bessere Bewerber nicht dafür bestrafen, dass sie bessere Bewerber sind, so sehr ein schlechterer Bewerber auch ein versteckter Diamant sein könnte ;)
Als wäre online verbrachte Zeit nicht echtes Leben. Der Mensch benutzt immer noch seinen Körper, seine Fähigkeiten und seine Emotionen sind vollkommen real. Wir werden nicht zu kleinen "online"-Wesen, sobald wir online gehen. Hinter jedem Monitor sitzt dann doch noch ein Mensch, das wird gern und oft vergessen.

Bild

Zudem geht es nicht um das Abstrafen besserer Bewerber, sondern um das Fördern derer, die sich schwerer tun, damit auch sie sich voll entfalten können. Ja, hat mich früher auch total genervt, dass die ganze Klasse ständig langsamer war bei den Aufgaben und ich ständig auf sie warten musste. Hat mir letztlich aber ganz gut getan, weil es mich hat merken lassen, dass es eben nicht so geht, dass der schnellste das Tempo bestimmt. Und ich hab in der Zeit, die ich mich sonst gelangweilt hätte, eben anderen geholfen. So soll es sein. Ich bin froh, dass man mich da über meine Schullaufbahnlänge zurechtgestutzt hat. Das Leben ist ein wenig komplizierter als "gut"-"böse" "Belohnung"-"Strafe" - gerade, was die moralische Entwicklung angeht (siehe Kohlbergs Stufenmodell).

@ Gajia 2: Versteckter Analphabetismus mit Schulnote 3, das wäre eine faszinierende Möglichkeit. Dann müssten alle Sätze irgendwie "kopiert" oder abgeschrieben sein, dazu noch der tabellarische Lebenslauf und ein Adressumschlag. Wirklich faszinierend, aber auch wirklich äußerst unwahrscheinlich.
Intelligenz ist ein hochspannendes Thema, steht hier aber wirklich nicht zur Debatte. Der Begriff selbst besitzt ja keine allgemeingültige Definition. Und wie nun jemand mit mehr oder weniger davon gesegnet ist, dafür kann er ja nüscht.
Das ist keine faszinierende Möglichkeit, das ist Alltag in Deutschland.
"Oh, könnten Sie mir bitte sagen, wann der Bus fährt, ich hab meine Lesebrille vergessen." Sie kennen im Supermarkt alle Produkte an ihrer Verpackung auswendig. Sie merken sich bei Autofahrten das Schriftbild des Ortes, zu dem sie müssen. Die Leute haben unheimliche Kompensationsmethoden entwickelt. Nur um ja nicht aufzufallen, denn Analphabetismus ist in einer Bildungsgesellschaft ein unheimliches Stigma. Wer nimmt dich denn als Arbeiter dann? Eben. Aber du musst ja von was leben. Viele haben dann Hilfe in einem engen Vertrauten, oder ganz oft sind das dann auch die Kinder, die das dann übernehmen. Briefe aufsetzen, ihre eigenen Entschuldigungen schreiben etc.

Und wenn ich schon beim Bildchen-einfügen bin... es passt grad so schön:
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"Life is pain! I wake up every morning, I’m in pain! I go to work in pain! You know how many times I wanted to just give up? How many times I thought about ending it?"
~•~
Gregory House

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Lexa
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Beitragvon Lexa » Mo 5. Aug 2013, 16:42

Ich erspare uns allen mal eine kleinliche Betrachtungsweise deiner auch in meinen Augen sehr unglücklich formulierten Meinung - die vielleicht doch nicht unglücklich formuliert, sondern genau so gemeint und damit auch in meiner Wahrnehmung SEHR sehr sehr herablassend ist (an dieser Stelle könnte man dann philosophieren, ob du deine Fähigkeiten vielleicht an einer anderen Stelle als der Personalverantwortlichen besser einsetzen kannst, aber das führte nun wirklich etwas weit).. und komme mal zu etwas Konstruktivem:

[quote='Golgo','index.php?page=Thread&postID=22502#post22502']
Ich erwarte keine fehlerfreien Bewerber. Ich hab beispielsweise mit einem Legastheniker zusammengearbeitet und mit einem Azubi vom Internationalen Bund. Bei beiden habe ich Blut und Wasser geschwitzt, aber sie haben es letztlich geschafft und sich zu selbständigen Persönlichkeiten entwickelt. "Richtig" müssen sie sein, schreibst du. Das ist genau das richtige Wort. Bei dem unzusammenhängendem Geschwurbel der Bewerbung hatte ich sofort den Eindruck, der kann NICHT "richtig" sein.
[/quote]

Der letzte Satz da. Eindrücke sind ja wichtig, Bauchgefühl auch. Aber erste Eindrücke können auch falsch sein. Ich spreche hier selbstreflektierendes Fingerspitzengefühl an, das ich dir natürlich nicht überstülpen kann (schließlich bist du wohl erwachsen), das ich dir aber gerne mal ans Herz legen möchte, um deiner Bewerber Willen. Du scheinst deine Urteile sehr schnell zu fällen, nach einem Muster, das vermutlich in deinem Berufsleben so entstanden ist.
Es ist immer gut, alte Muster aufzubrechen, defensive Routinen ("Ich weiß, dass das so ist", "Das haben wir immer schon so gemacht") zu verlassen und sich selbst neu zu justieren. Mit Fingerspitzengefühl. Mit vorsichtiger Neugierde. Du hörst dich zwar in keinem deiner Posts so an, als würdest du eine fremde Meinung akzeptieren - aber vielleicht nimmst du dir ja einen Rat an, ganz heimlich: Gib jedem Menschen die Möglichkeit, dich zu beeindrucken.
[Ja, in dem Satz muss man den Kern erst suchen, damit er realisierbar ist.]


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