9. Ei
Die Statue hast du weggepackt.
Gut weggepackt, weit außer Sicht, wer weiß, wofür sie nochmal gut ist.
Vielleicht mußt du dich ja nochmal von irgendwas ablenken, und wenn du das Ding anschaust, bleibt nichts anderes im Kopf.
Angesichts der teilweise sehr merkwürdigen Ei-Inhalte könntest du das vielleicht eher nötig haben als dir lieb ist.
Höflich klopfst du bei Ei Nummer 9 an, denn Höflichkeit soll sich ja immer auszahlen.
Der Erfolg der zerbröckelnden Eierschale war zu erwarten, aber es scheint auch ansonsten was an dem Sprichwort zu sein, denn inmitten der Reste liegt eine riesige Streitaxt.
Offensichtlich mit beiden Händen zu schwingen, über und über mit Runen verziert, sieht sie gleichzeitig schön und gefährlich aus.
Dir ist zwar schleierhaft, wie sie in das Ei gepasst hat, aber andererseits hat sich ja schon häufiger gezeigt, daß die Gesetze von Raum und Zeit nicht zwingend auf die Eiinhalte zutreffen.
Vorsichtig hebst du die Axt auf, sie wirkt leichter als erwartet und liegt gut in den Händen. Das hat sich wirklich gelohnt.
Du führst versuchsweise einen Schwung aus, pfeifend zerteilt das Axtblatt die Luft.
Hier ist die Schwere der Axt doch zu spüren, denn sie zieht dich mit in die Drehung.
Als du die dritte Drehung vollendet hast und dabei immer schneller wirst, beginnt dir mulmig zu werden.... und schlecht.
Unglücklicherweise kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn du jetzt losläßt.
Mit metallischem Klingen schrammt die Klinge über eines der noch intakten Eier, was sie ein wenig nach oben drückt.
Im nächsten Moment verlierst du den Boden unter den Füßen.
Panisch schreiend schraubst du dich in die Höhe, zum Glück nicht geradlinig.
In etwa zehn Meter Höhe gräbt die Axt sich in einen Baumstamm am Gelegerand und bleibt zitternd im Holz stecken.
Du selbst bleibst zitternd an der Axt hängen und befürchtest, dir gleich die Seele aus dem Leib kotzen zu müssen.
Nachdem sich einige Zeit später die Welt aufgehört hat sich um dich zu drehen, kletterst du vorsichtig zu Boden und schleichst davon.
Die Axt läßt du stecken, du würdest sie nach der Wucht vermutlich ohnehin nicht aus dem Holz bekommen.
Gerwulfs selbstschwingende Streitaxt
Jeder kennt Gerwulfs Zweihandaxt, doch kaum einer weiß, daß es seine zweite ist. Auch die erste war runenverziert, allerdings sollten die Runen sie besonders zielsicher und leicht zu schwingen machen.
Das hat auch funktioniert, sie schwingt sich quasi von selbst. Das macht es allerdings schon schwierig, sie zu beherrschen, die Trägheit der Axt ist nämlich erhalten, einmal im Schwung, läßt sie sich kaum noch wieder bremsen.
Das erklärt, warum es zur zweiten Axt kam.