Komodaei, Verdaege 28 im Jahre 1763.
Die unbekannte Bestie
Unzählige Monde ist es her, dass das Land von einem Schatten heimgesucht wurde, der Kinder aus seinen Betten stahl und einsame Wanderer verschwinden lies. Eine Bedrohung, die das Land in seinen kalten Klauen hielt und doch eines Tages verschwunden zu sein schien. Eltern atmeten auf, die Milizen des Landes entspannten sich. Und wenngleich die Wyrmländer immer wieder neuerlichen Bedrohungen die Stirn bieten mussten, blieb doch wenigstens diese eine, der Kinderdieb, nur eine dunkle Erinnerung.
Vor wenigen Tagen jedoch ereignete sich ein Vorfall, der die Gerüchte um den dunklen Schatten, der achtlose Menschen verschlingt, erneut entfachte. Ein Wachmann, der nicht zu seiner Schicht erschien, blieb nicht nur verschollen, man fand auch eine Hand und Reste seiner Uniform in einer dunklen Gasse irgendwo auf dem Weg von seinem Heim hin zur Wachstube der Hauptstadt. Niemand hat etwas gehört oder gesehen, nur ein modriger Geruch und kleine Flecken einer stinkenden, zähen Flüssigkeit gaben Hinweis auf das Unglück, welches dem tapferen Wachmann wiederfahren sein muss. “Es ist das Blut der Bestie!”, gab ein alter Mann an. “Die Bestie die bereits vor vielen Jahren schon einmal unser aller Wohl bedrohte! Die unsere Kinder stahl und achtlose Wyrmländer fraß!” Die Bestie von der der Alte sprach entstammt einem alten Schauermärchen aus längst vergangenen Tagen. Ein Schauermärchen, dass noch heute die Lieder spielender Kinder erfüllt. Jene Lieder, die von lachenden Stimmen seit einigen Tagen wieder durch die Straßen der Stadt getragen werden. Die Lieder vom schwarzen Mann.
Bleibt zu hoffen, dass der tragische Tod des Wachmannes einem unaussprechlich niederträchtigen Mord durch die Hand Krimineller anzurechnen ist und nicht wahrhaftig der alptraumhaften Gestalt, die die Erzählungen in den Straßen und das leise Flüstern in den Gassen erfüllt. Doch immer häufigere Erzählungen über entführte Kinder und verschwundene Wyrmländer lassen die Hoffnungen brüchig erscheinen. Bisher steht nich fest, ob ein Zusammenhang zwischen dem Mord am Wachmann und dem Tode eines kleinen Mädchens aus Romar besteht, die Zweifel daran sind allerdings gering.
Aislen - Ärztin aus Leidenschaft
Die Trollnonnen im Lazarett haben seit kurzem tatkräftige Unterstützung: Eine Ärztin. Keine Heilerin, keine Kräuterhexe – nein, eine Ärztin, die mit der Wissenschaft als Waffe gegen Verletzungen und Krankheiten vorgeht.
Aislen hat das Lazarett heute abend früher verlassen, um einen weiteren Termin in der Hauptstadt wahrzunehmen. Die Jahreszeit bringt jedoch mit sich, dass es bereits dunkel genug ist, um sich dieser Tage nicht mehr allein vor die zu trauen, und wie vor allem sich selber versprochen lässt sich die vergleichsweise kleine Frau von einer der Trollnonnen, mit der sie sich... nun, sagen wir angefreundet hat, durch die Stadt zum Büro der Grünen begleiten. Während jene draussen wartet, klopft Aislen an die Tür und zupft noch einmal rasch Rock und Mantel zurecht, fährt sich durchs Haar. Und riecht an ihren Fingern... uah. Sie rümpft die Nase. Ja, neben Weihrauch haftet ihr vor allem der unverkennbare Geruch der Arbeit im Lazarett an.
Amadeo ist gerade dabei noch etwas Holz im Kamin nachzulegen, als er das Klopfen an der Tür vernimmt. Er blickt sich noch einmal kurz im Büro um. Der Tee steht bereit, das Notizbuch liegt offen auf dem kleinen Tisch zwischen den zwei gemütlichen Ohrensesseln - alles ist bereit für sein erstes Interview seit gefühlten Ewigkeiten. Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnet er die Tür. "Guten Abend und Herzlich Willkommen."
Aislen hält sich schließlich davon ab weiter an sich herum zu zupfen, und da öffnet sich auch die Tür bereits. Aislens Augen werden groß und sie späht neugierig in den Raum, bevor sich ihr Blick auf denjenigen legt, der ihr eben geöffnet hat. "Guten Abend!", erwidert die Ärztin nun doch ein wenig nervös. "Ihr müsst Amadeo sein? Eure Einladung hat mich wahrlich überrascht, hah! Dennoch ist sie eine der angenehmeren, die ich dieser Tage erhalte."
Amadeo tritt bei Seite und deutet einladend in den Raum. "Das ist richtig. Amadeo, Schreiberling und Stellvertretender Redakteur der Grünen, Thalheims größtes Nachrichtenblatt." Doch das dürfte sie mittlerweile selbst in Erfahrung gebracht haben. "Wir sind immer wieder auf der Suche nach neuen Gesichtern und den Geschichten, die sie zu erzählen haben."
Aislen tritt auf die Einladung hin ein, sogleich ihren Schal vom Hals ziehend. Auch den Mantel knöpft sie auf, darunter eines der üblichen, praktischen Leinenkleider, heute in pastellgrün, mitsamt beiger Bluse. Das Klackern ihrer Absätze verstummt drei oder vier Schritte später wieder, und sie bleibt unschlüssig stehen, auf den Schreiberling wartend. "Damit werde ich dienen können. Ich bin gerade erst vor einer Woche angereist... und Geschichten kenne ich alte, aber auch aktuelle."
Amadeo schließt die Tür hinter der Ärztin und sperrt die herbstliche Kälte aus. "Bitte, setzt Euch doch. Wollt Ihr einen Tee? Ich habe ihn gerade frisch aufgebrüht." Er zeigt auf einen der Sessel und verschwindet kurz im Nebenraum um mit dem Teekessel in der einen und zwei Tassen in der anderen Hand wieder zu kommen.
Aislen schält sich gänzlich aus dem Mantel, hängt ihn über die Sessellehne und setzt sich, wie ihr angeboten. "Danke, sehr gern." Während sie auf Amadeos Rückkehr wartet sieht sie sich erneut im Büro der Grünen um. Recht schlicht, denkt sie bei sich, überschlägt die Beine und lächelt dem Schreiberling erwartungsvoll zu.
Amadeo stellt die zwei Tassen auf den Tisch und schenkt den Tee ein, der angenehm nach frischen Waldkräutern riecht. Dann setzt auch er sich und greift zu seinem Schreibwerkzeug. "Ihr habt vorhin erwähnt, dass Ihr erst seit kurzem in den Wyrmlanden seid. Woher kommt Ihr ursprünglich?"
Aislen hebt eine der Tassen zu sich auf den Oberschenkel, um sich daran zu wärmen während er abkühlt. Als Amadeo seine Schreibsachen greift, spannt sie sich etwas an und reckt den Rücken gerade. "Leuhofen. Eine größere Hafenstadt in den südlichen Landen, eineinhalb Wochen mit der Kutsche von hier aus."
Amadeo macht seine erste Notiz. Von Leuhofen hatte er noch nie etwas gehört. Allerdings gehört alles, was über die Grenzen des Wyrmlandes hinaus geht auch nicht unbedingt in seinen Wissenskatalog. "Aus dem Süden? Was treibt Euch dann in unser regnerisches Land?" Er lehnt sich mit dem Büchlein in der Hand zurück und lächelt seinem Gast entgegen.
Unzählige Monde ist es her, dass das Land von einem Schatten heimgesucht wurde, der Kinder aus seinen Betten stahl und einsame Wanderer verschwinden lies. Eine Bedrohung, die das Land in seinen kalten Klauen hielt und doch eines Tages verschwunden zu sein schien. Eltern atmeten auf, die Milizen des Landes entspannten sich. Und wenngleich die Wyrmländer immer wieder neuerlichen Bedrohungen die Stirn bieten mussten, blieb doch wenigstens diese eine, der Kinderdieb, nur eine dunkle Erinnerung.
Vor wenigen Tagen jedoch ereignete sich ein Vorfall, der die Gerüchte um den dunklen Schatten, der achtlose Menschen verschlingt, erneut entfachte. Ein Wachmann, der nicht zu seiner Schicht erschien, blieb nicht nur verschollen, man fand auch eine Hand und Reste seiner Uniform in einer dunklen Gasse irgendwo auf dem Weg von seinem Heim hin zur Wachstube der Hauptstadt. Niemand hat etwas gehört oder gesehen, nur ein modriger Geruch und kleine Flecken einer stinkenden, zähen Flüssigkeit gaben Hinweis auf das Unglück, welches dem tapferen Wachmann wiederfahren sein muss. “Es ist das Blut der Bestie!”, gab ein alter Mann an. “Die Bestie die bereits vor vielen Jahren schon einmal unser aller Wohl bedrohte! Die unsere Kinder stahl und achtlose Wyrmländer fraß!” Die Bestie von der der Alte sprach entstammt einem alten Schauermärchen aus längst vergangenen Tagen. Ein Schauermärchen, dass noch heute die Lieder spielender Kinder erfüllt. Jene Lieder, die von lachenden Stimmen seit einigen Tagen wieder durch die Straßen der Stadt getragen werden. Die Lieder vom schwarzen Mann.
Bleibt zu hoffen, dass der tragische Tod des Wachmannes einem unaussprechlich niederträchtigen Mord durch die Hand Krimineller anzurechnen ist und nicht wahrhaftig der alptraumhaften Gestalt, die die Erzählungen in den Straßen und das leise Flüstern in den Gassen erfüllt. Doch immer häufigere Erzählungen über entführte Kinder und verschwundene Wyrmländer lassen die Hoffnungen brüchig erscheinen. Bisher steht nich fest, ob ein Zusammenhang zwischen dem Mord am Wachmann und dem Tode eines kleinen Mädchens aus Romar besteht, die Zweifel daran sind allerdings gering.
Aislen - Ärztin aus Leidenschaft
Die Trollnonnen im Lazarett haben seit kurzem tatkräftige Unterstützung: Eine Ärztin. Keine Heilerin, keine Kräuterhexe – nein, eine Ärztin, die mit der Wissenschaft als Waffe gegen Verletzungen und Krankheiten vorgeht.
Aislen hat das Lazarett heute abend früher verlassen, um einen weiteren Termin in der Hauptstadt wahrzunehmen. Die Jahreszeit bringt jedoch mit sich, dass es bereits dunkel genug ist, um sich dieser Tage nicht mehr allein vor die zu trauen, und wie vor allem sich selber versprochen lässt sich die vergleichsweise kleine Frau von einer der Trollnonnen, mit der sie sich... nun, sagen wir angefreundet hat, durch die Stadt zum Büro der Grünen begleiten. Während jene draussen wartet, klopft Aislen an die Tür und zupft noch einmal rasch Rock und Mantel zurecht, fährt sich durchs Haar. Und riecht an ihren Fingern... uah. Sie rümpft die Nase. Ja, neben Weihrauch haftet ihr vor allem der unverkennbare Geruch der Arbeit im Lazarett an.
Amadeo ist gerade dabei noch etwas Holz im Kamin nachzulegen, als er das Klopfen an der Tür vernimmt. Er blickt sich noch einmal kurz im Büro um. Der Tee steht bereit, das Notizbuch liegt offen auf dem kleinen Tisch zwischen den zwei gemütlichen Ohrensesseln - alles ist bereit für sein erstes Interview seit gefühlten Ewigkeiten. Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnet er die Tür. "Guten Abend und Herzlich Willkommen."
Aislen hält sich schließlich davon ab weiter an sich herum zu zupfen, und da öffnet sich auch die Tür bereits. Aislens Augen werden groß und sie späht neugierig in den Raum, bevor sich ihr Blick auf denjenigen legt, der ihr eben geöffnet hat. "Guten Abend!", erwidert die Ärztin nun doch ein wenig nervös. "Ihr müsst Amadeo sein? Eure Einladung hat mich wahrlich überrascht, hah! Dennoch ist sie eine der angenehmeren, die ich dieser Tage erhalte."
Amadeo tritt bei Seite und deutet einladend in den Raum. "Das ist richtig. Amadeo, Schreiberling und Stellvertretender Redakteur der Grünen, Thalheims größtes Nachrichtenblatt." Doch das dürfte sie mittlerweile selbst in Erfahrung gebracht haben. "Wir sind immer wieder auf der Suche nach neuen Gesichtern und den Geschichten, die sie zu erzählen haben."
Aislen tritt auf die Einladung hin ein, sogleich ihren Schal vom Hals ziehend. Auch den Mantel knöpft sie auf, darunter eines der üblichen, praktischen Leinenkleider, heute in pastellgrün, mitsamt beiger Bluse. Das Klackern ihrer Absätze verstummt drei oder vier Schritte später wieder, und sie bleibt unschlüssig stehen, auf den Schreiberling wartend. "Damit werde ich dienen können. Ich bin gerade erst vor einer Woche angereist... und Geschichten kenne ich alte, aber auch aktuelle."
Amadeo schließt die Tür hinter der Ärztin und sperrt die herbstliche Kälte aus. "Bitte, setzt Euch doch. Wollt Ihr einen Tee? Ich habe ihn gerade frisch aufgebrüht." Er zeigt auf einen der Sessel und verschwindet kurz im Nebenraum um mit dem Teekessel in der einen und zwei Tassen in der anderen Hand wieder zu kommen.
Aislen schält sich gänzlich aus dem Mantel, hängt ihn über die Sessellehne und setzt sich, wie ihr angeboten. "Danke, sehr gern." Während sie auf Amadeos Rückkehr wartet sieht sie sich erneut im Büro der Grünen um. Recht schlicht, denkt sie bei sich, überschlägt die Beine und lächelt dem Schreiberling erwartungsvoll zu.
Amadeo stellt die zwei Tassen auf den Tisch und schenkt den Tee ein, der angenehm nach frischen Waldkräutern riecht. Dann setzt auch er sich und greift zu seinem Schreibwerkzeug. "Ihr habt vorhin erwähnt, dass Ihr erst seit kurzem in den Wyrmlanden seid. Woher kommt Ihr ursprünglich?"
Aislen hebt eine der Tassen zu sich auf den Oberschenkel, um sich daran zu wärmen während er abkühlt. Als Amadeo seine Schreibsachen greift, spannt sie sich etwas an und reckt den Rücken gerade. "Leuhofen. Eine größere Hafenstadt in den südlichen Landen, eineinhalb Wochen mit der Kutsche von hier aus."
Amadeo macht seine erste Notiz. Von Leuhofen hatte er noch nie etwas gehört. Allerdings gehört alles, was über die Grenzen des Wyrmlandes hinaus geht auch nicht unbedingt in seinen Wissenskatalog. "Aus dem Süden? Was treibt Euch dann in unser regnerisches Land?" Er lehnt sich mit dem Büchlein in der Hand zurück und lächelt seinem Gast entgegen.