Grenzen des guten Charaktergeschmacks

Allgemeiner Talk über das laufende Spiel.
Celaen
Vogt
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Grenzen des guten Charaktergeschmacks

Beitragvon Celaen » Sa 14. Jun 2014, 10:33

... Oder: Deine Art der Fantasie ist hier nicht erwünscht!
(too long; didn't read am Ende vorhanden)

Das ist zum Glück nichts, was ich hier auf dem Server erlebt habe bisher. Sehrwohl aber, wenn auch nicht wörtlich in der Art, an anderer Stelle - und zwar nicht nur einmal.
Während den letzten Jahren, in denen ich Textrollenspiel auf diversen Plattformen betrieben habe, LotGD-Server sowie freie Chatsysteme oder in Foren, habe ich eine Vielzahl an Charakteren aufgebaut. Das Bild der Gestaltungsfreiheit auf jeder der Plattformen variiert von "Zauber, Zauber tu was du willst..." bishin zu "So'an wie dich woll'mer hier nit hobe".
Diesen Server hier habe ich bisher dem ersten Fall zuordnen können - was mich ungemein freut, wie ich gleich dazusagen will. Es gibt hier offensichtlich keine Grenzen oder Regeln zu der Frage, was für einen Charakter man sich erstellen kann. Es gibt eine Anzahl an vordefinierten Rassen an die man sich halten kann, aber nicht muss. Die wenigsten scheinen sich im RP an ihrer gewählten Rasse festzuhalten, abgesehen von den selbsterstellten Rassen, die es offensichtlich zu genau dem Zweck gibt. Um zu verdeutlichen was mich daran jetzt besonders fasziniert hier einige Beispiele aus meiner Erfahrung, wie andere Plattformen damit umgehen:

1. Es ist lediglich gestattet die im Spiel VORGEGEBENEN Rassen (und Klassen) zu spielen. Die Liste bei der Charaktererstellung ist entsprechend lang, aber dennoch limitierend. Ein geflügelter Pferdemaulwurf ist nicht auf der Liste? Dann darfst du ihn hier nicht spielen.
2. Es sind ausschließlich menschenähnliche Charaktere zu spielen, wobei diese weiter vordefiniert werden als Menschen, Elfen, Engel, Dämonen in rein menschlicher Form, Zwerge, Halblinge. Tiercharaktere sind genauso wenig gestattet wie Echsenwesen, alles mögliche an "Eigenrassen" usw. - Der dort dafür genannte Grund: Da es "zwangsläufig" zu Romanzen kommt wäre es nicht vertretbar "Kreaturen" zu spielen, die dann alle miteinander... naja, ihr wisst schon.
3. Es ist in gewissem Maß erlaubt "Kreaturen" oder "Übermenschliches" zu spielen, WENN der Charakter aber in der Öffentlichkeit ausschließlich menschlich (nicht menschenähnlich) auftritt.

Das kann natürlich an diversen Stellen frustrierend sein und schränkt die Fantasie, die für mich dabei definitiv im Vordergrund steht, beträchtlich ein. Aber weiter will ich darauf wertend an dieser Stelle nicht eingehen. Stattdessen erzähle ich weiter von meinen Erfahrungen: Wenn man dann eine passende Plattform gefunden hat und endlich einen Charakter erstellen kann, von dem man glaubt, er sei vollständig regelkonform, kommt allerdings die nächste Hürde: das "Ansehen" des erstellten Charakters bei denen, die bereits dort spielen. Als Neuling kredenzt man sich ja regelrecht auf dem Präsentierteller. Einerseits will man nicht anecken weil es ja immer wieder Leute gibt, die es für unmöglich halten, dass ihr Charakterkonzept bereits zu hundertfachen existiert hat und sie der Meinung wären, sie hätten deswegen Sonderansprüche auf irgendein frei verfügbares gedankliches Gut. Andererseits will man natürlich einen netten Eindruck hinterlassen, und sich interessant genug darstellen um immer mal wieder ein Spielchen erhaschen zu können, denn dazu ist man schließlich auf so eine Plattform gekommen.
Allerdings ist es mir bereits einige Male passiert, dass Einzelne (das sage ich bewusst) auf die eine oder andere mehr oder weniger feindselige Weise auf mich zugekommen sind und mir vorgehalten haben, dass ich das und das doch nicht spielen könnte, weil ich mir gar nicht vorstellen könnte, wie es sei, "so jemand" zu sein, oder dass es tief blicken ließe wenn ich es nötig hätte, "so etwas" in einer "Fantasywelt" zu spielen. Hier habe ich auch dafür einige genauere Beispiele, die das eventuell genauer erklären:

1. Einer meiner Charaktere hat sich selbst in seiner Beschreibung als "Krüppel" bezeichnet: es war ein Dunkelelf mit Geburtsfehler, der dementsprechend auf der Müllhalde landen sollte, aber durch glückliche Umstände ... und so weiter. Jedenfalls war er "ungefähr halbseitig gelähmt", und durch seinen Werdegang auch mental ein bisschen... mitgenommen. Während der Zeit mit dem Charakter bekam ich einerseits positive Reaktionen. Auf der anderen Seite hat mich aber auch der Hate-Train ein bisschen angefahren, da ich gar nicht wüsste wie es wäre so eine Behinderung zu haben, oder wie ich mir vorstelle "etwas aus meinem Char zu machen", denn er wäre ja vollkommen fertig. Am Ende seiner Spielzeit war der Charakter ein ziemlich glücklicher Mann, nur nebenbei.
2. Ich hatte einen (anderen) dunkelhäutigen Charakter. Im Gegensatz zum Dunkelelf war der jedoch von "natürlicher" schwarzer Hautfarbe und nicht "fantasy-blauschwarz". Der Charakter, eine Elfe, von der ich seit einiger Zeit überlege, sie auch auf diesen Server zu holen, denn sie war immer einer meiner Lieblingscharaktere, wurde hauptsächlich in ähnlicher Weise kritisiert, denn ich könnte mir ja gar nicht "vorstellen" wie es ist dunkelhäutig zu sein (an dieser Stelle ein kurzes, völlig persönliches WTF?!), oder dass das ja gar nicht mit einer Fantasiewelt vereinbar wäre, oder, weil der Charakter einen etwas äh... unorthodoxen Lebensstil pflegte, dass es eine Beleidigung sei, jemanden "aufgrund seiner Hautfarbe" in dieser Weise darzustellen (was nicht der Fall gewesen ist, aber davon mal abgesehen).

Diese Erfahrungen haben mich mittelmäßig erschüttert, und sind, vielleicht ist das wichtig, bereits einige Zeit (Jahre) her. Dennoch ist es immer wieder zu solchen kleinen Reaktionen gekommen. Mir wurde nie ausdrücklich verboten die Charaktere zu spielen, doch es hat mich dennoch zum Denken gebracht, und zum Verfassen dieses Posts hier, im Gedanken an meine dunkelhäutige Elfe, und weil es hier so ganz anders zuzugehen scheint. Ist es anhand meines Schreibstils ersichtlich dass ich nicht körperlich beeinträchtigt bin? Oder in irgendeiner Weise andersfarbig als mir "vorgeworfen" wird? Woher weiß derjenige denn ob ich schwarz, weiß, grün oder lila bin? Offensichtlich scheint es ja im Gegensatz dazu gar kein Problem zu sein ein anderes Geschlecht zu spielen als das eigene, wo man meinen sollte, bei all den stereotypischen Frau-Mann-Diskussionen wäre genau das ausserhalb jeder greifbaren Ebene.
Auf so gut wie allen Plattformen, vielleicht weil es ein bisschen zum Spielen im Fantasybereich dazugehört, sind die Charaktere wandelnde Klischees und psychologische Sonderfälle, auf die eine oder andere Weise. Ich nehme meine eigenen Chars davon nicht aus, denn ich finde ein gewisses Maß von beidem zum einen ganz witzig, und zum anderen geht eine leichte Überspitzung gewisser Eigenschaften und Fähigkeiten meiner Meinung nach auch damit einher, wahrgenommen werden und seine eigene Geschichte zum Besten geben zu wollen.
Aber gibt es wirklich Grenzen bei der Wahl des Spielbaren? Dick, dünn, schwarz, weiß, haarig, hässlich, feenhaft, brutal? Kann man sich wirklich, Kraft der Fantasie, Sachen nicht vorstellen? Woher wissen einige Spieler denn, wie es ist, ein Drache zu sein? Oder ein Psychopath?

Der Sinn dieses Postes oder: TL;DR

Was denkt ihr darüber? Gibt es Grenzen der Fantasie die es unmöglich machen, oder es unmöglich machen sollten, einen mehr oder weniger "exotischen" Charakter zu spielen? Verbietet ihr euch selber, Sachen wie körperliche Behinderungen, anders-als-die-eigene-geartete Hautfarben, Körperformen, sogar Intelligenzlevel zu spielen? Findet ihr, dass negative Kritik daran gerechtfertigt ist, wenn jemand so etwas tut?
Hätte der "allgemeine Serverkonsensus" (was immer das sein mag) etwas dagegen, wenn solche Sachen auf dem Server aktiv gespielt würden? Findet Ihr Makel, Behinderungen, Andersartigkeit in einem Fantasiespiel unpassend? Was für ein Verhältnis habt ihr zu "Kreaturen"? Wo ist für euch die definitive Grenze des guten Geschmacks bei einem Charakterkonzept (nicht bei den Inhalten des Rollenspiels!) erreicht?

Meine persönliche Meinung

Ich persönlich finde, dass es nur zwei Grenzen beim Spielen von Fantasiecharakteren gibt: die Limitierung oder das "Maß an Fantasie" des Spielers selbst zum einen. Und zum anderen die Regeln von gesundem Menschenverstand, Moral und des gültigen Gesetzes. Und diese Regeln schneiden sich in keiner Weise mit der Idee einen kranken, beeinträchtigten, süchtigen, psychopathischen oder sonstwie aufgemachten Charakter zu spielen, wenn man sich innerhalb derselben damit bewegt. Es gibt natürlich einige Ideen von denen ich mir nicht vorstellen kann wie ich sie so umsetzen könnte, dass sie für mein Empfinden pietätvoll und gerecht wären. Dafür sollte man jemanden nicht verurteilen. Genauso, wie ich jemanden nicht dafür verurteile, Engel, mehrfach gehörnte Dämonen, Goblins oder diverse Vierbeiner zu spielen. Der Grund, weshalb ich gern auch kontroverse Ideen spiele ist, dass viele der Sachen die ich besonders interessant finde mich ungemein inspirieren, woraus im Endeffekt Charakterideen entstehen. So viele der Eindrücke die ich den ganzen Tag über über Medien jeglicher Art oder einfach durch den Gang durch die Baumallee aufnehme und verarbeite lassen Konzepte in mir aufsprießen, viel mehr Konzepte, als ich jemals spielen könnte (Also wenn jemand noch ein Konzept sucht... lass mich kurz meinen Katalog zücken).
Die definitive Grenze, die ich nicht nur für mich, sondern für jeden setzen würde, ziehe ich bei gesetzeswidrigen Konzepten jeglicher Art, und eigentlich möchte ich auch nicht weiter darauf eingehen, denn das finde ich nur selbstverständlich. Wer so etwas nötig hat gehört meines erachtens nach nicht vor einen Computer, nicht ins Internet und schon lange nicht in eine Fantasiewelt.
Noch einmal, dabei rede ich nicht von den Rollenspielinhalten im Einzelnen! Nur von der Aufmachung des Charakters, der diverse Inhalte dann umsetzen könnte.

So viel zu mir.
Ich hoffe auf eure Meinungen!

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Zuletzt geändert von Celaen am Sa 14. Jun 2014, 10:55, insgesamt 1-mal geändert.
viele Grüße,
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Beitragvon PyrO » Sa 14. Jun 2014, 10:59

Gleich mal meinen Senf oder meine Meinung zum besten geb.
Also ich muss hier erst einmal noch dazu sagen, viele Server basieren auf irgendeiner Vorgeschichte. Der Server einer Freundin zB beinhaltet nur Menschen und keine Fantasywesen a la Werwolf, Engel oder sondergleichen und ja, klingt vll Anfangs langweilig, aber man kann auch mit einem menschlichen Char so viel erleben. So viel machen, wenn man seine Fantasie auch hier spielen lässt.

Ich hab dort zB auch einen Char, der aus reichem Hause kommt und als Kind entführt wurde und deshalb auch den ein oder anderen Knacks weg hat. (Ich selbst wurde nie entführt. ) um nun mal auf das zu sprechen zu kommen, was du vorhin meintest, Celaen.
Und ich persönlich finde das auch nicht schlimm, ich spiele ja nicht mein Leben, sondern ziehe die Fäden hinter einem Char, der so gesehen sein eigenes Leben lebt. Wieso sollte dem nicht etwas positives oder negatives passieren können? Wieso sollte ich eben dies am eigenen Leib erfahren haben? Ich mache mich in dem Sinne ja über niemanden lustig und überspitz es auch nicht, sondern ich versuch mich in die Lage rein zu versetzen.
Py ist ja auch ein Psychopath (was ich nicht bin zum Glück ^^) Solange man mit den Regeln des jeweiligen Servers überein kommt, ist meine Meinung, sollte man auch seiner Fantasie keine Grenzen lassen. Wenn es jemanden stört, wieso nicht einen Bogen um den jenigen machen?
Bild

[spoiler= Der alltägliche Wahnsinn]
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:
"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh und...

... es kam schlimmer.
[/spoiler]
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Beitragvon Celaen » Sa 14. Jun 2014, 11:06

Ja, die eine Bemerkung habe ich aus meinem Post gelöscht weil ich irgendwie unter die Zeichengrenze kommen wollte.
Bei meiner Aufzählung habe ich mich rein auf Plattformen, nicht nur LotgD Server bezogen, die sich selbst als "klassische Fantasysysteme" darstellen, und da ich selber vorranging in nur solchen interessiert bin, habe ich entsprechend auch größtenteils Erfahrung mit genau denen.
Serverkonzepte sind eine ganz andere Sache. Wenn natürlich direkt vorn draufsteht, dass es sich dabei um etwas anderes als das beschriebene handelt, ist das ja ein ganz anderer Hut.
viele Grüße,
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Beitragvon Zanzamar » Sa 14. Jun 2014, 11:12

Erst einmal ist mein persönlicher Eindruck, dass sich die Rollenspielkultur in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt hat. Mit dem Boom des Fantasy-Genres kurz nach der Jahrtausendwende ist es immer "normaler" geworden, sich in Welten wie diese hier (oder gewisse MMORPGs ;)) zu flüchten. Die meisten Probleme, die du schilderst rühren noch aus einem klassischen, vorurteilsbehafteten Denken her, das ich in den jüngeren Generationen kaum noch beobachte. Wenn man sieht, wie groß Events wie das MPS geworden sind, ist es nur logisch dass einem Skeptiker inzwischen viel seltener begegnen als vor 10 Jahren.
Auf der anderen Seite hat mich aber auch der Hate-Train ein bisschen angefahren, da ich gar nicht wüsste wie es wäre so eine Behinderung zu haben,
Ich fürchte, so etwas hört man zumeist von Leuten, die das selbst gar nicht so genau wissen. Es gibt wohl einen Typ Gutmenschen, der in jedweder Darstellung von "Randgruppen" eine Karikatur sieht, wo keine ist und aufgrund seiner Vorurteile einer sehr wünschenswerten Entwicklung im Weg ist. Anbetracht dessen, dass es auch heute noch sehr an Einfühlsamkeit gegenüber Behinderten fehlt, ist es doch nämlich sehr zu begrüßen, wenn jemand versucht, sich in solch einen Charakter hineinzuversetzen.
denn ich könnte mir ja gar nicht "vorstellen" wie es ist dunkelhäutig zu sein
Aha. Ich teile dein "WTF" hier. ;) Das Beispiel fällt wohl in dieselbe Schiene wie das vorangegangene.

Generell würde ich mir innerhalb eines Fantasyrollenspiels nicht erzählen lassen, dass ich mir nichts vorstellen könnte. Denn genau darum spielt man so etwas doch.

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Beitragvon Tirsis » Sa 14. Jun 2014, 11:35

[quote='Celaen','index.php?page=Thread&postID=32796#post32796']Ich persönlich finde, dass es nur zwei Grenzen beim Spielen von Fantasiecharakteren gibt: die Limitierung oder das "Maß an Fantasie" des Spielers selbst zum einen. Und zum anderen die Regeln von gesundem Menschenverstand, Moral und des gültigen Gesetzes.
[/quote]Den ersten Teil kann ich auf jeden Fall so unterschreiben. Ich finde, wenn man eine Idee hat, sollte man diese auch umsetzen dürfen. Schließlich ist man hier, um eine Idee quasi zum Leben zu erwecken und ich fände es nicht richtig, jemand anderen für seine Ideen zu verurteilen. Ich finde, das hast du in deinem Post sehr gut getroffen, deshalb spare ich mir da weitere Anmerkungen.
Was den Teil "Menschenverstand, Moral und Gesetz" betrifft: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dich in deinen Ausführungen hierzu richtig verstanden habe. Was genau meinst du mit gesetzeswidrig? Wenn man einen Psychopathen spielt (was ich ebenso wie Pyro tue), dann kommt man um zum Teil haarsträubende Gesetzeswidrigkeiten nicht herum. Und dazu gehört nicht nur ein gelegentlicher Kampf, denn mein Char schreckt auch vor Mord und Folter nicht zurück. Ist das für dich schon grenzwertig? Oder bewegst du dich z.B. eher in Richtung Pädophilie (nur als Beispiel)?
Ich denke, letzteres würde von niemandem akzeptiert werden, wohingegen ich einige Leute kenne, die ähnliche Chars spielen wie ich. Insofern wäre auch der Punkt "Menschenverstand, Moral und Gesetz" hochgradig subjektiv und schwer als allgemeiner Maßstab anwendbar.
Worauf ich hinauswill: Ich finde es extrem schwierig, allgemein gültige Regeln aufzustellen. Jeder hat andere Moralvorstellungen, wie soll man sich also nach ihnen richten?
Auch wenn es - wie erwähnt - vermutlich so manches gibt, was wirklich niemand auf einem Server sehen will.


[quote='PyrO','index.php?page=Thread&postID=32798#post32798']Wieso sollte dem nicht etwas positives oder negatives passieren können? Wieso sollte ich eben dies am eigenen Leib erfahren haben? Ich mache mich in dem Sinne ja über niemanden lustig und überspitz es auch nicht, sondern ich versuch mich in die Lage rein zu versetzen.
[/quote]Gerade die Tatsache, dass man genau das tut, verleiht dem [lexicon]Rollenspiel[/lexicon] Leben. Würde jeder nur das spielen, was er wirklich kennt, wäre es vermutlich ziemlich langweilig auf dem Server - oder zumindest langweiliger als jetzt. Auch nicht jeder Buchautor hat das erlebt, was er schreibt. Doch ihm wird auch nicht verboten, sich Charaktere und Situationen auszudenken. Ein Buchautor bewegt sich ebenso in seiner Fantasiewelt, wie es ein Rollenspieler tut.
Ich möchte allerdings anmerken, dass ich mich bisweilen über so manchen Char ärgere. Wenn ich etwas besonderes (z.B. eine Krankheit) spiele, dann sollte ich mich auch ausreichend darüber informieren. Fantasie schön und gut, aber mit ein wenig Fachwissen sollte das Ganze dann doch unterfüttert sein. Das kann man auch auf Kampf-RPs anwenden. Wenn ich einen großen Kämpfer spiele, muss ich auch wissen, welche Aktionen mit Waffe X auch wirklich möglich sind.

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Beitragvon Celaen » Sa 14. Jun 2014, 11:48

Ich habe extra darauf hingewiesen dass ich an dieser Stelle nicht weiter auf die RollenspielINHALTE eingehen würde, sondern nur auf die reinen Charakterkonzepte. Die Inhalte kann man, und wurden, wenn ich mir die threads im Forum hier ansehe, ja bereits ausführlich diskutiert.
Was ich meine ist, den Charakter direkt als etwas Widriges zu konstruieren und zu präsentieren. z.B. wenn ich meinen Charakter gleich als "Vergewaltiger Celaen" in der Beschreibung vorstelle. Sogar "Mörder Celaen" fände ich zugegebenermaßen grenzwertig, denn ich kann mir nicht vorstellen dass es mit "gesundem Menschenverstand" vereinbar ist, und nur noch wenig mit "aus der Alltagswelt fliehen" zu tun hat, wenn man eloquent einen Charakter spielt, der nichts tut, ausser Kehlen aufzuschlitzen, mit einem Spieler dahinter, der daran offensichtlich Spaß hat.
Inhalte (auf die ich, wie gesagt, an dieser Stelle ungern genauer eingehen würde), die sich auf gewissen Charaktereigenschaften heraus entwickeln, und regelkonform (bezogen auf den Server /die Plattform) dargestellt sind, sind für mich ein anderes paar Schuhe (oder Hüte :) )
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Suriel
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Beitragvon Suriel » Sa 14. Jun 2014, 11:48

Du hast es mit Deiner Überschrift schon passend für mich ausgedrückt Celaen, Grenzen definiere ich für mich da, wo der gute Geschmack aufhört, sprich wo wir uns in rechtliche Grauzonen begeben und das wäre oder besser ist für mich persönlich die einzige Grenze. Ich finde es ungemein bereichernd, wenn ich mich mit Menschen befassen kann, die nicht davor zurückschrecken, auch völlig weg vom Mainstream zu agieren und sei es dadurch, dass jemand eine körperlich Benachteiligte Person spielt z.B. Was aber für mich ganz entscheidend ist, ich sehe darin absolut nichts ungewöhnliches. Das soll heißen, jegliche Hautfarbe, jede Behinderung, ob jemand das gleiche Geschlecht lieber mag, usw., all das ist für mich im realen Leben völlige Normalität und ebenso ist es das für mich persönlich auch bei irgendeinem [lexicon]Rollenspiel[/lexicon], sei es jetzt virtuell im Netz oder per Pen & Paper. Die Tatsache, dass man selber vielleicht nicht körperlich eingeschränkt ist, oder weiß der Geier was sonst, ist alles, aber sicherlich kein Hinderungsgrund eben genau das zu spielen, ganz im Gegenteil, ich finde es eher lehrreich, denn auch wenn es mit der Realität wohl wenig zu tun hat, so befasst man sich doch mit der Thematik und versucht sich einen Einblick zu verschaffen, d.h. man erlebt am eigenen Leib, wie es sein könnte, wenn man z.B. halbseitig gelähmt ist, oder blind, oder vielleicht taub. Ich finde, man sollte der Fantasie einfach keine Grenzen setzen, sondern Sie nutzen und andere dadurch vielleicht auch inspirieren. Natürlich habe auch ich Charaktere, mit denen ich mal so überhaupt nichts anfangen kann, also alles was mit irgendwelchen Animee-Super-Dragonball-Pokemon-Figuren zu tun hat, aber das ist nur das Ergebnis meines Desinteresses daran, ich würde aber niemals einen solchen Charakter mit dem Hate-Train (geiles Wort, ich liebe es :D ) anfahren, denn nur weil ich da in der Fantasie begrenzt bin, muß es mein Gegenüber noch lange nicht sein.
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Beitragvon Tirsis » Sa 14. Jun 2014, 12:00

Ich finde es zugegebenermaßen sehr, sehr schwierig, Inhalte und Konzepte zu trennen, immerhin bedingt das eine das jeweils andere.
Aber ich denke, ich verstehe deine Aussage jetzt doch ein wenig besser, danke für die zusätzliche Erklärung. :)

Allerdings muss ich sagen, dass ich meinen Psychopathen eigentlich genau gemäß so einem Konzept erstellt habe, wie du es gerade beschreibst. Sich einen solchen Char zu konzepieren bedeutet aber nicht, dass man auch selbst nicht ganz richtig im Kopf ist. Zumindest habe ich mich selbst bisher nicht so eingeschätzt.^^

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Beitragvon Zanzamar » Sa 14. Jun 2014, 23:52

[quote='Celaen','index.php?page=Thread&postID=32803#post32803']
Sogar "Mörder Celaen" fände ich zugegebenermaßen grenzwertig, denn ich kann mir nicht vorstellen dass es mit "gesundem Menschenverstand" vereinbar ist, und nur noch wenig mit "aus der Alltagswelt fliehen" zu tun hat, wenn man eloquent einen Charakter spielt, der nichts tut, ausser Kehlen aufzuschlitzen, mit einem Spieler dahinter, der daran offensichtlich Spaß hat.
[/quote]

Äh, aber so einen Charakter baut man sich doch gar nicht, weil er völlig unrealistisch ist. Oder nennen wir es besser unfertig. Man hört ja nicht gleich bei dem Basiskonzept auf.
Du willst einen Charakter haben, der oft und gern andere Menschen umbringt, ja? Genau das ist der Anfang der Konzepterstellung. Von hier aus denkt man nämlich weiter:
  • Warum will er Leute umbringen? Ist das seine Arbeit, an der er Spaß hat, ist er vielleicht einer Kriegsgottheit geweiht oder ist er einfach nur irre?
  • Wie macht er das? Geht er auf sie zu und prügelt sie nieder? Schleicht er nachts in die Häuser und bringt die Leute im Schlaf um? Oder ist er besonders niederträchtig und vergiftet Nahrungsmittel oder dergleichen?
  • Was ist seine Strategie, um nicht von Autoritäten gejagt und aufgegriffen zu werden? Hat er gute Kontakte? Ist er selbst einfach nur kompetent? Oder ist er womöglich gar selbst eine Autoritätsperson?
  • Gibt es Typen von Menschen die er lieber umbringt als andere? Welche, die er sogar verschont? Wenn ja, warum?
Sobald du mit diesen Fragen durch bist hast du plötzlich einen weitaus vielschichtigeres Konzept, das zu durchaus spielbaren Charakteren führt. Es gibt nämlich keinen Charakter, der jeden Moment seines Lebens mit immer derselben Tätigkeit verbringt.
Zuletzt geändert von Zanzamar am Sa 14. Jun 2014, 23:58, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitragvon Celaen » So 15. Jun 2014, 07:50

Also "spielbar" ist, finde ich, ein dehnbarer Begriff. Ich finde auch die von mir gemachten Negativbeispiele "spielbar" rein nach dem Wort, das heißt ja aber nicht, dass sie dadurch auch "anständig" sind, im Sinne meiner o.g. Kriterien.

Was du beschreibst ist für mich das typische Prinzip zB einen DSA (Das Schwarze Auge) Charakter zu erschließen. Ich finde das gut und hilfreich, und im DSA muss man ja zumindest seinen Meister einigermaßen mit der Logik hinter seinem Konzept zufriedenstellen. Sollte man. Aber nicht jeder kennt noch solche P&P Prinzipien, sondern ist ein ganz anderes Erstellungskonzept von freien Chatsystemen, lotgd und vielen Foren gewohnt. Da ist es nämlich oft nur "Ich hab da so eine Idee", und weil der Zugriff auf solche Systeme einfach ist, das Registrieren keine fünf Minuten dauert und man direkt einsteigen kann, ist "so eine Idee" mal fix präsentiert. Und wer ist denn der Meister auf solchen Systemen? Klaro, die Moderatoren können die groben Regelverstöße aussortieren, aber wenn der Charakter erst einmal regelkonform scheint...? "Mörder Celaen" ist ja, bezogen auf diesen Server zB, nichts regelvereltzendes, aber wenn die Beschreibung nicht vorhanden oder spärlich ist, dann kann ja niemand nachvollziehen wie viele und welche Gedanken ich mir darum gemacht habe. Da gibt es niemanden der sagt "Weißt du, die Logik hier geht mir nicht ganz auf.". Es gibt keine zwölftausenddreiundvierzig Formulare die man erst ausfüllen muss (DSA 5, anyone? :D), Werte die man ausbalancieren muss, Eigenschaften die man sich aussuchen muss, Vor- und Nachteile die abgewogen werden wollen... Wer das möchte kann das natürlich tun, und die meisten meiner Charaktere folgen zumindest grob so einem Gedankenfaden, aber wem ist dieser "Aufwand" denn "so eine Idee" wert, und wem nicht?

Aber damit, dass ein Charakter nicht den ganzen Tag dasselbe macht (machen sollte, jedenfalls), hast du recht, und das finde ich entscheidend. Wobei ich ja auch finde, dass der Trend davon fort geht, überhaupt noch mit dem Charakter zu tun, was "vorne dran steht". Aber das ist eine andere Diskussion und hat nichts mit dem eigentlichen Konzept, sondern vielmehr mit der Umsetzung und so zu tun.
Zuletzt geändert von Celaen am So 15. Jun 2014, 07:53, insgesamt 1-mal geändert.
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