Politik und andere Katastrophen

Der Bereich für alles, das ihr schon immer einmal loswerden wolltet, aber keinen direkten Bezug zum Spiel hat.
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Meliz
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Beitragvon Meliz » Mo 5. Sep 2016, 09:30

Die offenkundig rechte NPD hat keine Landtage mehr. Ein kleiner Erfolg, aber zum Preis von 21% aller Stimmen für AfD... :bernd:
Der Kodex ist Gesetz.

„Verabschiede dich von kurzen Wegen. Begrüße Schmerz und Schinderei. Niemand hat jemals behauptet, dass immer alles einfach sei."
Tausendundeine Nacht
"Alter, das ist ein Ritualfeuer, du kannst da doch keine Marshmellows drin machen!"

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Golgo
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Beitragvon Golgo » Mo 5. Sep 2016, 13:33

"Wir schaffen das" ist leicht gesagt. Das Wahlergebnis ist nun die Quittung dafür, dass es eben nicht so leicht ist, femde Kulturen in unsere westliche Welt zu integrieren. Die Neuankömmlinge sind rückständig, verbohrt, ungebildet. Sie haben mangelndes Demokratieverständnis, sind undankbar für all die Unterstützung, die wir ihnen geben und bereits gegeben haben. Fordern und ihre Hände aufhalten können sie. Bereit, selbst etwas zu tun und anderen zu helfen sind sie hingegen nicht. Politisch sind sie extrem. Und ich habe gleich gesagt, wir importieren uns ungeahntes Konfliktpotential, wenn wir solche Leute ins Land lassen.

Naja, aber die Wiedervereinigung kann man jetzt nicht mehr rückgängig machen.
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Aerius
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Beitragvon Aerius » Mo 5. Sep 2016, 13:54

Amüsant, hilft uns aber auch nur bedingt weiter.

Ich weiß nicht, vielleicht habe ich einfach riesige Probleme mit emotionalen Wahlentscheidungen. Für mich ist rational nicht nachvollziehbar, wie Leute auf Basis von "die Flüchtlinge ruinieren uns alle" die AfD wählen können. Entweder sind rechtskonservative und rechtspopulisitsche Ansichten wirklich in Teilen der Bevölkerung soweit verbreitet, dass es ein so hohes Wählerpotential für eine Partei wie die AfD gibt oder es gibt einfach sehr viele Menschen, die auf Basis von sehr wenigen Informationen wählen. Weil so sehr sich die AfD auch gerne mal als "Partei des kleinen Mannes" (und ja, Mann ist da bewusst gewählt) darstellt, so wenig stimmt das mit dem Wahlprogramm überein.

Das Law-And-Order-Fanatiker in der AfD irgendwo ein Zuhause finden kann ich da noch eher verstehen, aber abseits davon?

Aber gut. Ich habe Protestwähler noch nie verstanden. Vielleicht bin ich da einfach blind was das angeht.
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Niko
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Beitragvon Niko » Mo 5. Sep 2016, 14:48

Es mag stark mit daran liegen, und ich spiele einmal advocatus diavoli, daß die etablierten Parteien in so ziemlich allen entscheidenden Punkten der vergangenen Tage, Wochen, Monate, Jahre die gleiche oder eine sehr ähnliche Meinung vertreten, im Zuge einer Alternativlosigkeit.

- Rettungspakete für Banken
- Rettungspakete für Griechenland
- Flüchtlingspolitik
- Unterstützung einer EU-Expansionspolitik
- ...

Dazu kommen derzeit alle etablierten Parteien betreffend programmatische Probleme:

- Wahlkämpfe nur noch als Wohlfühlaktionen, keine thematischen Reibungen aneinander
- gelegentlich auch wendehälsige Entscheidungen wie beim Atomausstieg
- inhaltlich sinnentleerte Parteien, insb. bei der CDU, die sich zur Zeit fast ausschließlich über Merkel definiert (wer hätte je gedacht, daß grad die Schwarzen die Atomkraft aufgeben und unter einem Roten die härtesten Sozialgesetze der neueren Zeit eingeführt werden? ^^)
- ...

Wer nun also gegen einen der erstgenannten Punkte ist, oder den die zweiten Punkte stören, der hat zur Zeit wenig Möglichkeiten sein Kreuzchen zu setzen um auf seinen Mißmut hinzuweisen. Und bitte kreuzigt mich nicht für diese Stellungnahme ;-) ich sehe mich bei dieser Einschätzung insbesondere dadurch bestätigt, weil enorm viele Nichtwähler aktiviert wurden. Da interessiert das konkrete Wahlprogramm ziemlich wenig. Außerdem: die wenigsten lesen sich Wahlprogramme durch, und auch bei den anderen Parteien finden sich sicher Punkte, von denen man noch nie was gehört hat, und die man vorsichtig ausgedrückt befremdlich findet. Selbst wenn sie an die Regierung kämen könnten sie ihr Wahlprogramm eh nicht so umsetzen, genausowenig wie die FDP anno dunnomal sich durchsetzen konnte... und da gings "nur" um Steuerrecht. Ich hab an der Stelle jedenfalls wenig Angst, daß sich so schnell was ändern würd, wenn sie in einer Koaliton regieren würden, wenngleich es natürlich nicht wünschenswert ist eine Partei in der Regierung zu haben von der man hofft, daß sie sich nicht durchsetzen kann. Aber als Außenstehender, bzw. einzelner Wähler ist das zumindest ein Hoffnungsschimmer.

Sich mit Themen auseinandersetzen, wieder mehr Down-up-Politik betreiben statt umgekehrt, weniger Alternativlosigkeit, mehr Diskussion zulassen, dabei mehr oder weniger ergebnisoffen, und Leuten nicht gleich Blödheit unterstellen, nur weil sie ihren Arsch mal vom Sofa erhoben haben und dann das Kreuz an der falschen Stelle gemacht haben, statt sich zu freuen, daß sie sich wieder am politischen Diskurs beteiligen... (allein, wieviele Nichtwähler es gibt und daß sich keiner dran stört oder diese mobilisieren möchte ist eigentlich eine Schande *find*)
So, denk ich, würd einiges wieder in bessere Relationen passen.
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Beitragvon Golgo » Mo 5. Sep 2016, 15:09

Das Problem bei einer Demokratie ist das Volk. Wir haben eben kein besseres. Und das Stimmgewicht ist auf Köpfe verteilt und nicht nach Intellekt gewichtet.

Die AFD ist zum Teil erst einmal die Partei der Nichtwähler. Da bekommen plötzlich Leute eine Stimme, die zuvor keine Partei gefunden hätten, die ihre Empörung vertritt. Außer vielleicht die NPD, die aber gesellschaftlich nicht akzeptiert ist. Und sie spricht die niederen Instinkte eines deutschen Stammtisches an. Das ist eine echte Erkenntnis, dass eine geringe Wahlbeteiligung vielleicht nicht das größte Übel ist...
Nichtwähler und Stammtische gibt es auch bei uns im Westen, insofern wird sich die AFD bundesweit entfalten können. Außer vielleicht in Bayern, weil es dort ja schon eine AFD gibt: Die CSU.

Eine Protestpartei punktet mit Ängsten und einfachen Parolen. Gegen "die da oben" zu sein ist immer gut. Und die Schlagzeilen aus Köln oder aus Schwimmbädern sowie dieses Phänomen des Antanzens haben dem Rechtspopulismus selbtverständlich Auftrieb gegeben.

Muss man jetzt Angst haben oder der AFD begegnen? Ich finde, weder noch.

Angst muss man nicht haben, weil eine AFD niemals Regierungsverantwortung übernehmen können wird. Den Mob eint der Hass aufs Establishment. Aber er ist eine Mixtur aus Elementen, die nicht zusammenpassen. Wir haben da rechte Demokraten, echte Nazis, Putinanhänger, EU-Gegner, Reichsbürger, christliche Fundamentalisten, Islamophobe, Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker und lauter ulkige Gestalten. Das kann nicht halten (siehe ALFA als erste Absplitterung), obschon ich mich schon fast daran gewöhnt habe, dass deutsche Nazis nun plötzlich dem russischen Untermenschen huldigen und israelische Flaggen auf den Kundgebungen tolerieren, weil die Juden ja auch gegen Araber sind. Deshalb ist das Programm auch so merkwürdig. EU-Austritt, Abtreibungsverbot, Wehrpflicht, Atomkraftwerke für alle und Frauen zurück an den Herd.

Der AFD in irgendeiner Form zu begegnen ist auch falsch. Das macht sie ja erst so stark und attraktiv, dass andere Parteien der AFD begegnen müssen. Dass sie ernst genommen wird. Besser auf die eigene politische Arbeit konzentrieren, dem Bürger die Sachverhalte besser erklären und die AFD links...äh rechts liegen lassen.
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Beitragvon Aerius » Mo 5. Sep 2016, 15:12

Was du beschreibst lässt sich ja ganz allgemein gut unter dem Stichwort "Politikverdrossenheit" zusammenfassen und darüber haben wir uns hier im Thread glaube ich auch schon unterhalten. Das ist ja auch kein neues Phänomen und ich möchte dir da gar nicht widersprechen, natürlich hängt das auch viel damit zusammen und ja, natürlich trägt das Verhalten der etablierten Parteien eine Menge dazu bei. Ich habe dafür durchaus ein gewisses Maß an Verständnis, auch wenn ich die Dinge gerne etwas differenzierter sehe (oder mir zumindest einbilde das zu tun, *ahem*).

Auf der anderen Seite habe ich hiermit riesige Probleme:
Da interessiert das konkrete Wahlprogramm ziemlich wenig. Außerdem: die wenigsten lesen sich Wahlprogramme durch, und auch bei den anderen Parteien finden sich sicher Punkte, von denen man noch nie was gehört hat, und die man vorsichtig ausgedrückt befremdlich findet.
Und das ist auch genau das, was ich in meinem Post vorhin meinte: Ich verstehe Protestwähler nicht. Das Programm interessiert ziemlich wenig? Während ich nicht widerspreche, dass das für viele Leute so ist, finde ich das furchtbar. Was soll ich denn sonst wählen, wenn nicht das Programm? Ich meine, da steht doch drin, was die Partei will und anhand dessen kann ich feststellen, ob ich dem zustimme oder eben nicht. Und ich meine, man muss ja nichteinmal das konkrete Programm durchlesen, auf der ersten Seite in diesem Thread sind jede menge Ressourcen verlinkt, mit denen man sich in kurzer Zeit zumindest einen groben Überblick verschaffen kann. Wahlprogramme in einfacher Sprache, Wahl-o-Mat, das ganze Programm.

Ich verstehe Frust. Ich verstehe es, wenn jemand in einer, wie man das so schön nennt, "strukturschwachen Region" wohnt, in der es wenig Arbeit und noch weniger Annehmlichkeiten gibt. Ich verstehe Altersarmut und Perspektivlosigkeit. Und ich kann verstehen, warum sich manche Leute in diesen Situationen dann "von der Politik alleingelassen fühlen", basically. Das erschließt sich mir, auch wenn ich dem Gedanken nicht zustimme. Aber ich kann ihn nachvollziehen.

Was ich nicht verstehe ist, wenn sojemand dann "um denen da oben eins auszuwischen" sein Kreuz bei der AfD macht. Weil, wenn ich mir das Wahlprogramm der AfD anschauen, insbesondere die sozialpolitischen Aspekte, steht da nichts drin, was den Menschen, die sich von den etablierten Parteien alleine gelassen fühlen, weiterhilft. Abschaffung des Mindestlohns zum Beispiel.

Und da kommt für mich der Widersinn zum Vorschein. Ja, Frust, okay. Verstehe ich. Aber dann Wählen, was aktiv den eigenen Interessen widerspricht?
Zuletzt geändert von Aerius am Mo 5. Sep 2016, 15:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Niko » Mo 5. Sep 2016, 15:43

[quote='Golgo','index.php?page=Thread&postID=43320#post43320'] Das ist eine echte Erkenntnis, dass eine geringe Wahlbeteiligung vielleicht nicht das größte Übel ist... [/quote]
Das seh ich anders. Demokratie kann nur vernünftig funktionieren, wenn sich wirklich ein Großteil der Bevölkerung am Diskurs beteiligt inklusive Meinungsfindung und am Ende die Mehrheitsmeinung umgesetzt wird. Zu sagen, daß es bei manchen besser ist, sie sagen lieber gar nichts und wählen auch besser nicht, als mit ihnen zu diskutieren und im schlimmsten Fall ihre Meinung auch einfach auszuhalten, selbst wenn man sie absolut schlecht findet, ist etwas... suboptimal. Auch nicht besonders demokratisch. Aber aushalten ist zur Zeit nicht besonders in Mode.

Gemäß Voltaire
„Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen.“


Der AFD in irgendeiner Form zu begegnen ist auch falsch. Das macht sie ja erst so stark und attraktiv, dass andere Parteien der AFD begegnen müssen. Dass sie ernst genommen wird. Besser auf die eigene politische Arbeit konzentrieren, dem Bürger die Sachverhalte besser erklären und die AFD links...äh rechts liegen lassen.
Das ist es ja. Man müßte keiner Partei konkret irgendwie begegnen, wenn jede Partei für sich selbst sachlich begründen könnte und würde, was sie tun. Es wird momentan sehr auf emotionaler Ebene gearbeitet ala "Gute Arbeit und sozialer Zusammenhalt." um mal ein beliebiges Wahlplakat zu zitieren. Da finde ich die Wahlkämpfe der vergangenen Jahre, fast schon Jahrzehnte ziemlich zynisch, die auf aktiver Demobilisierung der Wählerschaft beruhen. Einfach mehr eigene Themen wirklich verinnerlichen, nicht fremde Themen kurzzeitig übernehmen, bloß weil man meint, daß man damit grad Wähler abgreifen könnte.

@Aerius: der Mensch ist nunmal kein logisches Wesen ^^ Insofern bin ich insgesamt ähnlicher Meinung wie du. Politikverdrossenheit trifft es allerdings nur begrenzt. Denn viele finden sich einfach nur nicht (mehr) in den bestehenden Parteien wieder. Was macht denn ein erzkonservativer Schwarzer, der an der Atomkraft hängt und nunmal nicht findet, daß Homosexuelle heiraten sollten, und auch das Eheleben lieber so gestaltet sieht, daß die Frau sich um die Kinder kümmert...? Und da sind wir noch überhaupt nicht bei irgendeinem Flüchtlingsthema angelangt. Früher war sowas ganz klar und offensichtlich Schwarz. Heute findet der keine politische Heimat mehr. Ich glaube eh, daß das Flüchtlingsthema für die Wahlentscheidung der AFD inzwischen nicht mehr der größte Aufhänger ist. Und zum Wahlprogramm sei noch gesagt, daß manche Menschen offenkundig eigentümliche Kompromisse eingehen (meistens dann eben unbekannterweise wenn man sich nicht ums Programm gekümmert hat), um einzelne Themen ihrer Vorliebe nach gewählt zu bekommen, die sie bei anderen eben nicht so wählen können.

Bezüglich Wahlomat... ja, das ist ne feine Sache. Ich find den wirklich toll! Wenn nicht grad SPD und CDU beschließen, nicht daran teilzunehmen und das Projekt zu boykottieren, weil der Wahlomat in unzulässlicher Weise Themen vereinfache. Gleichzeitig aber Wahlplakate wie genannt zu kleben wär irgendwie witzig, wenns nicht so traurig wär.
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Beitragvon Aerius » Mo 5. Sep 2016, 17:05

Ich glaube eh, daß das Flüchtlingsthema für die Wahlentscheidung der AFD inzwischen nicht mehr der größte Aufhänger ist.
Eh, das stimmt so nicht:
"Wir haben keinen Wahlkampf gegen Flüchtlinge gemacht", behauptete AfD-Spitzenkandidat Leif-Erik Holm am Abend nach der Schließung der Wahllokale. Die Wähler seiner Partei hatten offenbar einen anderen Eindruck. Gefragt nach dem Thema, das für die Wahlentscheidung am wichtigsten war, antworteten 52 Prozent der AfD-Wähler: "Flüchtlinge". Unter allen Wählern nannten nur 20 Prozent dieses Thema als das wichtigste.
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 10521.html

Allgemein geht auch daraus, dass die AfD soviele vorherige Nichtwähler motivieren konnte eher hervor, dass viele Wähler eher "Protestwähler" als abgewanderte CDU-Wähler sind.

Und was Kompromisse angeht:
Das Wahlen immer automatisch viel mit "Kompromisse eingehen" zu tun haben ist ja klar. Auch bei mir. Natürlich gibt es nicht "die eine Partei", die immer genau das will, was auch ich will. Logisch.
Aber ich informiere mich darüber, was die Parteien wollen und wähle dann die, bei deren Programm und Personal ich mich am ehesten wiederfinde. Ganz unabhängig von irgendwelchen nichtssagenden Plakaten.
Und ich finde einfach, sowas sollte eigentlich jeder Mensch im wahlfähigen Alter tun.

Ist aber nicht so.

Finde ich doof.
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Beitragvon Niko » Mo 5. Sep 2016, 18:07

Ok, vielleicht ist meine Einschätzung was die AFD-Wähler angeht eher subjektiv von denen, mit denen ich über sowas geredet hab.

Und wieviele der aktivierten Nichtwähler vorher irgendwann einmal einem anderen Lager angehörig waren ist meines Wissens nicht ausgewiesen *g* Aber natürlich wird jede Partei von unterschiedlichen Leuten aus unterschiedlichen Gründen gewählt. Daß nicht nur ehemalige Schwarze nun bei der AFD ihr Kreuzerl gemacht haben, ist insofern klar und auch aus den Wählerwanderungen ersichtlich. (Der Konservative war eh nur ein Beispiel, ich meine damit generell Leute, die sich bei den Etablierten nicht wiederfinden, aber auch nicht unter die 5% Hürde fallen wollen). Insofern ist die AFD momentan natürlich hauptsächlich eine Protestpartei, die noch ein paar aktuelle Themen besetzt. Insgesamt halte ich das ganze für ein sich selbst verstärkendes Phänomen. Je mehr potentielle Protestwähler sehen, daß eine Protestpartei für die anderen Parteien lästig wird, umso mehr werden sie wählen. Wer wählt schon die Grauen Panther beispielsweise, wenn man weiß, daß man bei 0,x Prozent landet? Würden die 10,x% kriegen, würden die auch Protestwähler anziehen, einfach "weil" - behaupte ich einfach mal so :-) Allerdings fallen andere Protestler dafür wieder weg, weil die dann ja doch eigentlich nicht wollen, daß eine Partei mit einem solchen Programm zu viele Prozente kriegt, und die suchen sich dann eben eine andere Protestpartei. Oder werden wieder Nichtwähler.

Das kann man, wenn man die Problemstellung etwas vereinfacht, auch gut an den Sonntagsfragen ablesen, wie ich finde. Es ist durchaus möglich, daß irgendwelche Politologen das anders sehen, das ist nur meine Meinung. Zuerst hat die Linke als Protestpartei nen guten Schub gekriegt, als sie fusioniert hat. Danach kamen irgendwann Hoffnungen in die FDP. Die ist recht zügig wieder abgestürzt, woraufhin die Grünen auch wegen äußerer Umstände mal floriert haben. Als die sich wieder normalisiert haben kam der (kleinere) Hype um die Piraten, und jetzt ist halt die AFD dran. Man kann nun von jeder einzelnen Partei halten was man will, im Endeffekt läufts drauf hinaus, daß alles kommt und geht, und ich schließe daraus auch, daß es bei weitem nicht nur rechte Dumpfbacken sind, die sich nun bei der AFD sammeln, nachdem in den letzten Jahren Protestparteien unterschiedlichster Coleur gewählt wurden. Es gibt eine gewisse Menge an Protestlern (und bei diesem Phänomen natürlich auch Wechselwählern), und die suchen sich die Partei, die gerade entweder möglichst stark gegen irgendwas ist, oder am meisten für irgendwas ist. Naturgemäß sind die beiden großen Parteien SPD und CDU/CSU bei dem Spielchen hauptsächlich passiv als Wählerpool mit dabei, einfach weil sie sich schon seit langer Zeit nicht mehr so fix positionieren, wie es kleinere Parteien einfach tun können, auch weil SPD und CDU notfalls ja schließlich auch regieren müssen mit ihren Aussagen. ;)

http://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/sonntagsfrage/
(am besten auf maximale Reichweite bis zum Jahr 2000 zurück stellen)
Für aktuelle Umfragen ist auch das hier immer sehr interessant:
http://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm

Und tja... man kann selten von sich auf andere schließen :D Im Guten wie im Schlechten.
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Beitragvon Aerius » Mo 5. Sep 2016, 18:33

Ich verstehe nicht ganz was du mir gerade sagen willst. Das die AfD 'ne Protestpartei ist, habe ich ja schon gesagt (sieht man btw auch gut daran, wie stark die Linke an die AfD verliert, obwohl beide Parteien an komplett unterschiedlichen Enden des politischen Spektrums sind. Soviel zu Wahlprogrammen...). Habe ich irgendetwas missverstanden in deinem Post?
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