Beitragvon Kalten » Mi 28. Mai 2014, 00:04
[quote='Haukrinn','index.php?page=Thread&postID=32264#post32264'][quote='Kalten','index.php?page=Thread&postID=32259#post32259']Genauso kotzt es mich an, wenn eine Demo aus dem linken Spektrum ansteht. Wir sind primär bei einer Demonstration, um das in Art. 8 GG gewährte Recht auf Versammlungsfreiheit zu gewährleisten. Im Schutze der überwiegenden Mehrheit friedlicher Demonstranten kommt es nahezu immer zu Störungen und Verstößen gegen das Versammlungsrecht durch linksradikale Teilnehmer. Wenn da einer einen Böller wirft und dafür zur Verantwortung gezogen werden soll, solidarisiert sich plötzlich die Masse, teilweise vollkommen normale Menschen, die für durchaus gute Zwecke auf die Straße gehen, um den oder die Straftäter zu schützen. Von Entglasungsaktionen, Steinewürfen etc. will ich jetzt gar nicht erst anfangen, denn dafür fehlt mir jegliches Verständnis.[/quote]
Hochdiffizieles Thema! Wenn du "nahezu immer" sagst, kann ich aus meiner Erfahrung heraus nur antworten: Bei den Demos, an denen ich teilnehme, ist das eher ein "äußerst selten". Aber das wird eine andere Stadt und andere dahinterstehende Organisationen der Demonstrierenden sein, die die unterschiedliche Wahrnehmung beeinflussen. Auch, dass "die Masse" auf einmal mitmacht, habe ich bisher nicht erlebt. Ein paar einzelne höchstens, aber die meisten brachten sich lieber ein wenig in Sicherheit.
Was ich mich bei den "Eskalierern" frage, die ja grundsätzlich vermummt auftreten, ist Folgendes: Wie sicher ist, dass sie immer linksextrem sind? Könnten welche von denen nicht - rein hypothetisch - auch rechtsextrem sein und "unter falscher Flagge" Unruhe stiften? Von uns kann das wohl keiner beantworten, aber ab und an frag' ich mich das halt mal.
Was die linksextremen Ausschreitungen angeht, die hier dreimal im Jahr in einem ganz bestimmten Bezirk angeht, fehlen mir offen gesagt die Worte. Die Randalierenden wohnen da, kaufen da ein, und am ersten Mai werfen sie aus irgendeinem hirnverbrannten Grund heraus die Scheiben des eigenen Bäckers ein.
Polizisten werden angegriffen, weil sie Nazis beschützen, ohne zu sehen, dass Polizisten in erster Linie mal die Bevölkerung schützen. Nun werden Polizisten aber auch von Nazis angegriffen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Statistisch ist das aber, glaube ich, seltener der Fall. Für all das habe ich in keinster Weise Verständnis und finde nichts "besser" als das andere.
Was das rechtsradikale Spektrum für mich so viel schlimmer macht, ist vor allem die tatsächliche Gefahr für den Bürger. Selbst im linksten Viertel meiner Stadt kann man nachts sicher durch die Straßen. Da brennt mal ne Mülltonne, wenn's hochkommt, aber das war's auch.
Seit einem knappen Jahr habe ich eine Narbe an der Schläfe, die mich täglich daran erinnert, wie ich von Rechtsradikalen ein paar auf's Maul gekriegt habe. Nicht auf einer Demo oder weil ich ins NPD-Büro gestolpert bin (ums mal zu überspitzen), sondern weil ich nachmittags am Badesee meinen Freund geküsst habe. Das ist im Vergleich zu anderen Geschichten zu dem Thema wirklich eine Lappalie. Aber es steht für die Tatsache, dass normale Menschen in normalen Situationen aus ideologischen Gründen angegriffen werden. Ich weiß, dass auch die Linksradikalen alles andere als "sauber" sind, aber ich empfinde es als eine ganz andere Dimension und kann es daher auch nicht auf eine Stufe stellen.[/quote]Ich sage nicht, dass die vorher friedlichen Menschen dann mitmachen. Es geht darum, dass z.B. das Werfen eines Böllers auf einen Polizisten als eine Art "Kavaliersdelikt" angesehen wird. Permanente oder temporäre Hörschäden sprechen da eine ganz andere Sprache. Es ist ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz, das Versammlungsgesetz und es ist eine gefährliche Körperverletzung, punkt. Wenn ein solcher Übeltäter aber nun herausgezogen und identifiziert werden soll, geht häufig das Geschubse von vorher völlig unbeteiligten los. Rufe wie "heee, lasst den den, der hat doch nichts gemacht." etc. Häufig sind das Menschen, die direkt daneben standen und genau gesehen haben, was derjenige getan hat.
Was die Vermummten angeht: Dass die aus dem rechten Spektrum stammen könnten, halte ich für absolut ausgeschlossen. Die Linke Szene, gerade die Radikalen, kennen sich untereinander. Diese Aktionen, von wegen Banner zusammenknoten etc. was z.B. Mitglieder des schwarzen Blocks etc. gerne machen, sind vorher geprobte Aktionen. Diese Leute nehmen z.B. an sogenannten Häuserkampf-Seminaren teil. Musst nur mal auf linken Seiten schauen. Wird da ganz offen angeboten. Ebenso werden detaillierte Fotografien der polizeilichen Schutzausrüstung (Schildkröte) mit Hinweisen auf Schwachstellen, wo man am besten mit angespitzten Fahnenmasten zustechen kann gezeigt etc. Die radikale Szene agiert zwar oft in Kleingruppen, ist aber hochorganisiert. Was meinst du wie schwer das ist, da Leute vom Staatschutz zivil drunter zu mischen, zumal die ja auch hochgradig gewaltbereit sind und sicherlich nicht zögern würden, einen enttarnten Polizisten im Schutze der Menge schwer zu verletzen oder zu töten. Die Szene ist so hochgradig organisiert, dass ganze Datenbanken mit Gesichtsfotografien von Neonazis existieren, teilweise mit Wohnanschriften, um bei diesen Leuten zu Hause auch mal vorbeischauen zu können. Ebenso finden sich in diesen Datenbanken Fotografien von Polizisten und anderen "Dienern des faschistischen Systems". Diese Leute zu täuschen und sich da einzuschleusen, vor allem auf einer Demo, ist nahezu unmöglich. Das kannst du getrost vergessen.
Wir reden hier aber von Radikalen, nicht von Leuten, die einfach etwas links oder rechts sind. Die Radikalen sind von der Denke her erstaunlich gleich und absolut gewaltbereit, die politischen Feinde und diesen nahe stehende Personen dürfen mit allen Mitteln bekämpft werden, etc. Das geht sogar soweit, dass man inzwischen auf manchen Veranstaltungen als Außenstehender kaum noch weiß, ob die Leute jetzt rechts oder links sind.
Ich gebe dir aber völlig recht, was den normalen Durchschnittsbürger betrifft, oder wenn ich z.B. privat unterwegs bin. In einer Nazikneipe oder einem Stadtteil oder auf einer Veranstaltung hätte ich Angst, auch ohne, dass man mir ansieht dass ich einen Migrationshintergrund habe. Bei den Linken hingegen ist das anders. Da habe ich erstmal keine Angst, sondern kann gemütlich ein Bier mit denen Trinken. Kam das Gespräch jedoch auf das Thema Politik oder auf meinen Beruf, dann wurde es auch ganz schnell mal ungemütlich, bis dahin, dass ich Schläge abbekommen habe.
Deswegen ist es mir im Endeffekt auch Schnuppe ob rechts, links oder religiös motiviert. Radikale lehne ich grundsätzlich ab. Genauso, wie die NPD Verflechtungen in die Naziszene hat, hat die Linkspartei Verflechtungen in die gewaltbereite Autonomenszene. Das ist auch kein Polizeigeheimnis sondern darüber haben bereits vor einigen Jahren Spiegel, Stern, und andere große Wochenzeitungen berichtet.
That is not dead which can eternal lie,
And with strange aeons even death may die.