Ich bin ganz ehrlich, ich habs vergessen.
Ich hatte am Wahltag frei, war mit den Hunden draußen und hab Abends rp gemacht und erst so um ein Uhr gemerkt: ach hoppla.
Und im Endeffekt hab ich den Tag für mich besser genutzt, weil ich nämlich vor dem Wahlzettel gesessen hätte, wie vor einem Multiple Choice Test, für den ich nicht
gelernt habe. Ich geb auch zu, ich hab mich dieses mal (Aus Zeit,- und Faulheitsgründen) nicht wirklich informiert. Als ich die Diskussion hier las und das Wahlergebniss mitbekam hab
ich aber mal versucht heraus zu finden, was ich hätte wählen können.
Und mir gefällt kein Wahlprogramm. Und wenn es mir doch gefällt, dann gefallen mir die Personen dahinter nicht. Ich hab mich dieses Jahr nicht so sehr damit beschäftigt, weil
mir die Ausrede "Ich hab davon keine Ahnung, lass uns über das neue Pokemon reden, was bald im Herbst raus kommt" als die angenehmere Alternative erschien.
Wo wir dann bei Alternative wären. Ich hab bei den Bundestagswahlen 2013 die AfD gewählt. Warum? Ich hatte jemanden in meinem nahen Bekanntenkreis der sich für die
Partei interessierte und Kontakt zu ihnen herstellte. Ich hab mich mit ihnen beschäftigt und fand ihr Konzept soweit gut. (insofern mein Hirn fähig ist die heutige Gesellschaft politisch wahrzunehmen. Ich halte mich da oft nicht
für sehr fähig mir eine "gute" Meinung zu bilden.)
Dann liefen die Wahlen. Kaum hatte die AfD über 3% ging es los. Menschen, die ich sehr schätze und liebe posten ihre Entrüstung auf FB, oder schreiben mir per sms, ob ich denn verfolge, was da abging und wer denn so hirntot sei
und die AfD wähle. Dass ich mit meinen Vater nicht über solche Themen sprechen kann, habe ich akzeptiert und kann ich verkraften. Aber ich hatte aufeinmal das Gefühl mich vor meinem ganzen Freundes,- und Bekanntenkreis verstecken zu müssen.
Ich hatte bis jetzt, diesen Moment, Angst zu sagen, was ich gewählt habe, weil ich fürchtete, als hirntot, naiv, nazi, oder ganz einfach uninformiert zu gelten. Und selbst wenn ich es gesagt hätte und es wären Sätze gekommen wie "Na musst du selbst wissen," kann keiner meinen Verstand davon abhalten sich vorzustellen, wie sich der Andere jetzt am liebsten von mir entfernen würde, um sich woanders über meine Wahlentscheidung zu echauffieren.
Jetzt am 25.05. sah das ein bisschen anders aus. Mal ganz davon abgesehen, dass ich eh nicht wählen war, hab ich, auch gerade wegen dieser Forumsdiskussion, meinen guten Bekannten von damals angeschrieben, von dem ich wusste, dass er Mitglied in der AfD war. Betonung liegt auf war, um es mal zu zitieren:
"Ich war mal Mitglied, ja. Dann bin ich aus unserer glorreichen Hauptstadt in meine Heimat zurück gekommen und durfte sehen, wie die Basis der Partei so ist "
Ich hab ihn offen gefragt, angeregt durch die Diskussion hier, was es denn ist, dass mir die Partei nun unsympathisch vorkommt. Ich habe ihm gesagt, welche Thesen (vom guten Wahl o Maten) mir wichtig sind, und dass ich den offiziellen Standpunkt der AfD zu uneindeutig finde. Darauf sagte er mir das:
Er: "Die AfD hat einen fragwürdigen Standpunkt gegenüber Homosexuellen. Die Spitze versucht sich drum herum zu drücken da eine klare Aussage zu treffen und sagt dann immer "Das sind Privatmeinungen und ist nicht die Meinung der Partei".
Die Basis der Partei ist konservativ bis rechts und wäre ehr gegen Gleichberechtigung, aus dümmsten Gründen."
Ich: "gut, dann hat sich die afd für mich auch erledigt... schade dass hinter Konzepten immer Menschen stehen."
Er: "Ja das ist genau das Problem. Die Spitzenleute sind eigentlich gut, aber was als Basis in die Partei geflutet ist ist teilweise zu blöd um die NPD auf dem Wahlzettel zu finden. Nun kommen sie logischerweise auch nicht hinterher ihr Programm anständig auszuweiten. Ist sehr schade, aber was soll man tun."
(Und ja, ich bilde mir meine Meinung tatsächlich lieber über verschiedene Gespräche und bin auch sehr offen, da ich es angenehmer finde mir so ein Bild zu machen. Umso verschiedener die Gesprächsverläufe, umso interessanter... denk ich.)
Und nun steh ich da. Ich hab KEINEN Plan was ich wählen hätte können, was ich wählen soll. Mir werden Parteien ans Herz gelegt, wo ich seufzend den Kopf schüttle, weil sie nicht zu mir passen, oder Ideale vertreten, die ich nicht nachvollziehen kann. Da wo mir das Wahlprogramm gefällt, kann ich die Partei dahinter nicht ernst nehmen. Und die Parteien, die ich ernst nehmen kann, sprechen in ihrem Wahlprogramm genau gegen die wenigen Standpunkte, dir mir noch geblieben sind. Ist es schlimm nicht wählen zu gehen, wenn man nicht weiß wohin mit seiner Stimme?
Ich komme mir dumm vor, so ganz ohne eindeutige Meinung, außer eben der, das mir momentan eigentlich keine Partei zusagt. Ich hab aber ehrlich gesagt auch kein Bock "das kleinste" Übel zu wählen, insofern es das überhaupt gibt. ._.