Gerlinde sucht den Lügenbaron

Platz für den Austausch über öffentliche Plots.
Benutzeravatar
Caseth
Gigant
Beiträge: 132
Registriert: Mo 14. Okt 2013, 16:18
Wohnort: Wien

Mein Gewissen.

Beitragvon Caseth » Do 24. Apr 2014, 18:12

Als ich eines Morgens - ich glaube es war Erstedaei, der 1. Berylin - erwachte, staunte ich nicht schlecht: da saß vor meinem Schlafzimmerfenster doch tatsächlich ein ausgewachsener grüner Drache und lugte in mein Haus herein!
Na, ich nicht blöd, schlüpfte erstmal in mein Gewand (dieser Spanner hat nicht weggesehen, welch Unverfrorenheit!), zog mein Schwert und öffnete das Fenster. Doch ehe ich auch nur ein Wort sagen konnte, griff das Vieh auch schon nach mir, und da ich dessetwegen doch recht perplex war, reagierte ich zu spät und das Untier hatte mich gefangen...
Ihr werdet jetzt glauben: "Na, der Grüne warf sich den Kerl in den Schlund und verspeiste ihn mit einem Haps!" - Nichts da! Ich hab den Drachen angebrüllt! Tjaha, so einer bin ich! Ich hab gebrüllt: "Heda! Schuppentier! Lass mich runter, sonst setzts was! Dir werde ich noch Manieren beibringen!" und seelenruhig antwortete das grüne Wesen: "Na, wenn du das sagst, kleiner Mensch... Caseth nennen dich deine Freunde, nicht wahr?"
Nun war ich sprachlos. Nicht nur, dass der Beschuppte reden konnte... Nein, er kannte sogar meinen Namen! Und hatte dabei so eine wohlklingende Stimme, dass man ins Schwärmen kommen könnte. Also starrte ich den Drachen an und er fing an zu kichern. "Da staunst du... Jaja, ich weiß viel mehr, als du glaubst. Denn ich bin kein gewöhnlicher Drache - mein Name ist Jiminy Drake! Ich bin dein gutes Gewissen, musst du wissen."
Ich zappelte zwischen zwei seiner Klauen hin und her. Da ich noch immer in der Luft hing, fühlte ich mich doch recht unwohl und das sagte ich dem Tier auch. "Ich fühle mich unwohl!" sagte ich. Genau mit diesen Worten. Knallhart!
Er sah mich aber nur aus großen Augen an und antwortete: "Und was soll ich sagen? Als dein gutes Gewissen liegt mir viel daran, dass du dich wohl fühlst - aber du scheinst wohl vergessen zu haben, dass es mich gibt!" Und mit diesen Worten ließ er mich fallen.
Ein Sturz aus dieser Höhe wäre wohl mein Ende gewesen - doch aus einer göttlichen Fügung heraus wurde ich eines Gegenstandes gewahr, den das Vieh über seine dritte Klaue von links... Oder rechts, das weiß ich nicht so genau... Gehängt hatte. Ich ergriff das Ding und es entpuppte sich als... Äh... Als... Als Ding, das mir das Leben gerettet hat. Denn ich hantierte im Flug daran herum und plötzlich schnappte etwas auf, das wie ein rundes Dach aussah. Ich hielt es an einem langen Griff mit gebogenem Ende fest und segelte so zur Erde. Ich landete zwar etwas unsanft aber doch unverletzt auf dem Boden und blickte dieses lilafarbene Gerät in meinen Händen an.
Jiminy sprach: "Das ist ein Regenschirm. Das ist jetzt modern. Sowas trägt das Gewissen von heute immer mit sich!"
Nagut, soll sein, dachte ich mir - und während ich noch an diesem Schirmding herumspielte, fiel mir das Schwert aus der Hand - ich hatte einfach vergessen, es abzulegen. Und - oh Unglück - es fiel so unsäglich unglücklich, dass es dem Drachen genau auf die Pranken schlug. Er heulte auf und dicke Drachentränen schossen aus seinen Augen... Was für ein wehleidiges Vieh... Und erneut leistete mir der Gegenstand des Schuppentieres gute Dienste, denn so blieb ich trotz der Sturmfluten trocken!
Nun müsst ihr wissen, dass ich es mit meinem guten Gewissen nicht vereinbaren konnte, dass ich meinem guten Gewissen mit schlechtem Gewissen wissentlich weh getan habe. Ich entschuldigte mich vielfach, sagte ihm wie leid es mir tat (dabei war es ein Unfall und ich konnte ja gar nichts dafür), und irgendwann sprach das Wesen: "Na gut, ich verzeihe dir. Doch merke - wenn du von nun an lügst, soll dir die Nase wachsen. Dann bist du den anderen immer eine Nasenlänge voraus.. Chchchch, verstehst du? Eine Nasenlänge!!" Und der gute Jiminy schüttelte sich unter kindischem Gelächter.
Ich lächelte mitleidsvoll und sprach: "Natürlich. Ich glaube dir jedes Wort!" Und als ich mich abwenden wollte, blieb ich mit meiner Nase an der Hauswand hängen, die gerade noch einen Meter von mir entfernt war...
Doch schlussendlich fand ich eine Lösung: Seit diesem Tage habe ich jede Flunkerei immer zugegeben! Ehrlich! Jede Einzelne! Und Jiminy ist deswegen natürlich auch sehr stolz auf mich!

Also wenn ihr mich jetzt entschuldigt - ich muss jemanden bitten, dass er mir die Nase putzt. Meine Arme sind dafür zu kurz.
Caseth is back!

[spoiler=hehe]Still owns all of Steinis mercy. :roll: [/spoiler]

[spoiler=Willst du das wirklich sehen?]
Bild
[/spoiler]

Benutzeravatar
PyrO
Gigant
Beiträge: 709
Registriert: Sa 17. Aug 2013, 10:23
Wohnort: Schattenreich

Beitragvon PyrO » Do 24. Apr 2014, 21:10

Allwissend

Eine unglaubliche Geschichte. Aber sie ist trotz allem wahr. So wahr, wie die Hutschnur an meinem Lieblingshut. Ich war gerade unterwegs durch Thalheim und ich dachte zuerst, ich würde meinen Augen nicht trauen, als genau vor meiner Nase, ein Rieseneichhörnchen entlang lief. Es trug einen riesigen Korb auf seinen Schultern, dessen Deckel zur Hälfte angehoben war und aus diesem schaute eine Kuh hinaus. Sie glotzte mich mit ihren großen Kuhaugen an. Und plötzlich, als hätte das Eichhörnchen es geahnt, blieb es stehen und wandte mir seinen riesigen Kopf entgegen. "Was schaust du so? Noch nie ein Eichhörnchen gesehen?" Sprach es mich an und seine Stimme war dunkel und rau. Nicht piepsig, so wie es sich für Eichhörnchen gehört. Ich musste blinzeln und erwiderte nur mit einem räuspern und zittriger Stimme. "Doch. Doch. Aber ihr seid doch etwas besonderes. Mit dieser Kuh in eurem Korb." Traute ich mich doch nicht, auszusprechen, was in meinen Gedanken herum spukte. "Danke. Ich bin Erin und meines Erachtens nach kein Ninja Eichhörnchen, so wie es immer gern gesagt wird! Ich bin das Orakelhörnchen. Tief in meinem Korb verborgen, liegen alle Weisheiten. Du musst bloss einen Blick hinein werfen und du wirst allwissend werden. Du willst doch allwissend sein, nicht wahr?"

Mein Blick wurde größer und größer und ich nickte auf diese Frage hin. Was gibt es denn größeres, als allwissend zu sein? Keinen größeren Segen gibt es. Das Eichhörnchen unterdessen, nahm seinen Korb von den Schultern und öffnete wohlwollend den Deckel, während die Kuh mich durchdringend musterte, mit einem fast wahnwitzigen Blicke. Einer, der mir erst jetzt richtig ins Auge fiel. Doch, wer allwissend sein will, der muss wohl auch wahnsinnig schauende Kühe aushalten? Ich schlüpfte also in eben jenen Korb, in welchem mich erst einmal die Dunkelheit in ihre Arme nahm und irgendwie... ja... irgendwie fühlte es sich komisch an. Es zog hier und ziepte dort und konnte es sein...? Ich fühlte mich auf einmal so flauschig und wollig an und als ich wieder aus dem Korb hinaus wollte, hatte ich so meine lieben Probleme.

Erst als das Orakelhörnchen nach mir griff, entkam ich dem riesigen Korb. Ein lautes "Määääääh!" Kam von meinen Lippen. Ähhhh Moment mal?! Määääh? Ach verdammt! Ich bin ein Schaf?! Oja. Ein Schaf. Ein allwissendes Schaf. "Du hast die Weisheit nun mit Löffeln gefressen." Das dies noch von dem Orakelhörnchen kommen musste, war doch klar! Ich hatte den dümmsten Fehler meines Lebens begangen und musste nun auch noch mit dem Spott leben. Ihr glaubt mir nicht? Dann sucht mich doch! Ich fresse gerade aus Omas Garten den Salat! Es ist eben doch nicht ratsam, allwissend zu sein. Den anderen Schafen scheint dies nämlich völlig egal zu sein.

Übrigens habe ich das Orakelhörnchen seitdem nicht mehr gesehen! Es war wohl doch das Ninjahörnchen, mit einem ganz fiesen Trick! Määäääh.
Zuletzt geändert von PyrO am Fr 25. Apr 2014, 09:05, insgesamt 1-mal geändert.
Bild

[spoiler= Der alltägliche Wahnsinn]
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:
"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh und...

... es kam schlimmer.
[/spoiler]
___________________________

Benutzeravatar
Suriel
Gigant
Beiträge: 700
Registriert: Mo 25. Jul 2011, 11:24
Wohnort: Dortmund

Beitragvon Suriel » Fr 25. Apr 2014, 10:25

Märchenland?

Ich weiß nicht, ob Ihr mir glauben schenken könnt, oder ob Ihr mich als Scharlatan betiteln werdet, aber das was ich Euch jetzt erzähle, hat sich wirklich so zugetragen. Es ist keine 3 Tage her, da machte ich meinen täglichen Spaziergang durch die Wälder des Wyrmlandes. Ich war auf der Suche nach neuen und interessanten Dingen, die ich in meinem Labor untersuchen und später ins Panoptikum stellen konnte. Ihr müsst wissen, ich bin von Natur aus sehr neugierig und so streife ich durchaus das ein oder andere Mal in den dunkelsten Tiefen des Waldes umher, denn da gibt es wahrlich die ungewöhnlichsten Dinge.

Wie ich also so spaziere, höre ich plötzlich hinter einem dicken Busch, leises Gemurmel und als ich vorsichtig die Blätter des Busches beiseiteschiebe, erblicke ich ein kleines Männlein mit einem spitzen langen Bart, welches um eine kleine Feuerstelle springt und tanzt und dabei vor sich hinsingt: "Heute back ich, Morgen braue ich, Übermorgen hol ich der Königin ihr Kind. Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich …!", weiter konnte ich leider nicht zuhören, denn da hatte mich das Männlein erblickt, blieb schlagartig stehen und fauchte mich mit zusammengekniffenen Augen an: „ Hey da Weibsbild, wer bist Du und was willst Du hier? Spionierst Du mir etwa nach? Hat Dich gar die Königin geschickt?“. Ich war völlig perplex, das kann ich Euch versichern, so was ist ja auch nicht alltäglich und deshalb sprach ich etwas verdattert: „Ich …äh… also“, das Männlein kam auf mich zu und keifte: „Was ist, kannst Du keine vollständigen Sätze formulieren?“. Etwas nervös räusperte ich mich und begann von neuem: „Also mein Name ist Suriel und ich spaziere nur hier und halte Ausschau nach besonderen Dingen“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Das Männlein stand nun direkt vor mir und reichte mir gerade mal bis zum Knie, was Ihn aber nicht davon abhielt, mich weiter anzufauchen: „Aha Suriel und was genau willst Du hier? Das hier ist meine Feuerstelle, verschwinde wieder, ich habe zu tun!“. Ich fühlte mich irgendwie unbehaglich, der kleine Kerl war wirklich ziemlich aufgebracht, aber Moment, was hatte er zu Anfang gefragt? Irgendwas mit Königin? Ich nahm all meinen Mut zusammen, immerhin war ich mindestens 20 Köpfe größer als Er, ich würde schon mit Ihm fertig werden. Ich blickte also auf Ihn nieder und fragte: „ Was genau meintest Du mit der Königin? Mich schickt keine Königin, ich kenne nicht mal eine“, brachte ich noch an und dachte so bei mir, dass er vielleicht ja auch die Herzogin meinen könnte. Wie dem auch sei, das Männlein schien mir nicht zu glauben, trat mir leicht vors Bein und zischte aufgebracht: „Das glaube ich Dir nicht, Dich hat sicher die Königin geschickt um rauszufinden wie ich heiße. Sie will unsere Abmachung nicht einhalten und ich soll das leckere Königskind nicht bekommen!“. Er hatte sich nun wirklich fast in Rage gesprochen und in meinem Kopf kreisten die Worte und ich fürchtete, dass ich Kopfschmerzen bekommen würde von all dem wirren Geschwafel, denn das ergab alles einfach keinen Sinn. Königin, Abmachung, Königskind und wieso lecker? Und ganz urplötzlich durchzuckte mich ein Geistesblitz. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, als käme mir hier etwas bekannt vor und jetzt erinnerte ich mich an ein Buch, welches ich vor etlichen Jahren in der Bibliothek mal gelesen hatte. Konnte es wirklich sein? Stand hier wirklich eine Märchengestalt vor mir? Ich kniete mich langsam nieder, um einigermaßen auf Augenhöhe zu sein und sah dem Männlein direkt ins Gesicht: „Ich habe wirklich keine Ahnung wovon Du sprichst, aber kann es sein, dass wir uns kennen? Bist Du nicht das Rumpelstilzchen?“. Ich sage Euch Leute, was jetzt geschah, war wahrlich kein schöner Anblick und ich bin ganz froh, dass mir so was sicher nicht noch einmal passieren wird, aber das kleine Männlein riss die Augen weit auf, wurde puterrot im Gesicht: "Das hat dir der Teufel gesagt, das hat dir der Teufel gesagt," schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, dass es geradezu ein kleines Erdbeben gab, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei.

Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass ich im ersten Moment sehr erschrocken war, damit hatte ich nun nicht gerechnet und ich dachte auch eigentlich nicht daran, dass es sich hierbei wirklich um das Rumpelstilzchen handeln könnte, aber wo der kleine Kerl ja jetzt sowieso schon in zwei Teile gerissen war, packte ich eben diese in meinen Sammelbeutel und brachte meine neue Errungenschaft direkt nach Zachazzas und wenn Ihr mir jetzt nicht glauben wollt, dann lade ich jeden Zweifler gerne in mein Haus ein und Ihr könnt Euch die zwei Teile des Männleins in meinem Panoptikum anschauen, dort habe ich Sie nämlich aufgestellt.
Zuletzt geändert von Suriel am Fr 25. Apr 2014, 10:28, insgesamt 1-mal geändert.
• Fleißkärtchen gibts am Arschlochschalter •
♥ Folge dem weißen Kaninchen ♥

Benutzeravatar
Logi
Bürger
Beiträge: 48
Registriert: Sa 30. Jul 2011, 12:10
Wohnort: Freiberg

Beitragvon Logi » Sa 26. Apr 2014, 15:47

Die Geschichte vom gezinkten Eichhörnchen

Jeder kennt die Geschichte des Bauernjungen Ramius, der einst Guddy seine Aufwartung machte. Habt ihr Euch noch nie gefragt, warum sie nie karamelisierten Fischaugen im Angebot hat? Und die von Hans, der einst mit Violets Hilfe Long John Silver ein Schnippchen geschlagen hat? Wenn ihr denkt, das habe nichts mit Thyr zu tun, dann liegt ihr Falsch. Denn ..

Alles beginnt wie immer mit dem Zwerg ohne Namen, der auszog sein Glück zu Fällen. Nach einer langen Reise erreicht jener endlich die Hauptstadt der Elfen, deren Bäume so riesig sind und vor Leben triefen, dass er sich ein Ziel gesetzt hat: Ein Baum soll als Zunder für ein meisterliches Schwert dienen! So gibt es einen Baum etwas weiter weg von Glorfindal, stark genug, um zwischen all den kranken und schwachen Bäumen zu sein, den er ins Auge fasst. Gerade als er einmal in den Stamm schlägt, taucht ein Eichhörnchen auf. Mutig und mit herrausgestreckter Brust steht es da und keckert den Mann an, der seinen Schlaf gestört hat. So verdutzt, wie der Zwerg ist, hört er auf, auf das Holz zu schlagen und sieht das mutige Ding an. »Nichts für ungut, Kleiner, aber das ist mein Baum.« nuschelt der Zwerg in seinen Bart, doch zum gleichen Zeitpunkt können Tausende von Hörnchenohren schwören, die sich durch des Baumes Wunsch nicht einmischten, ein »Oh, wehe dir armer Zwerg!« gehört zu haben, als der erst angekratzte Baum einfach umfällt und dem Zwerg damit das Leben rettet. Denn er fällt auf den Kopf des Eichhörnchens! Doch statt, dass es einfach in den Boden gedrückt wird, stemmt die neue Beule den Baum wieder in die Senkrechte. »Ich verstehe.« Murmelt das Eichhörnchen und sieht den Zwergen an. »Mein Name ist Thyr. Lass uns Holy seinen letzten Wunsch erfüllen.« meint es und hilft dem Zwerg den Baum auf seinen Karren zu laden und jenen in Gänze zu seiner Schmiede zu schaffen. »Jener Baum muss als Ganzes in weniger als einer Stunde verbrannt sein.« hatte der Zwerg gesagt und natürlich schafften sie es den Baum in dieser Zeit ins Herz von Qexelcrag zu bringen und ins Feuer zu legen. Der König hatte eine meisterliche Kampfaxt angefordert und jene sollte aus dem zehn Pfund schweren Eisenblock geschmiedet werden. Doch je länger jenes Eisen im Ofen glüht, desto banger wird dem Zwerg und desto kleiner wird es, bis schließlich nicht mehr als ein Fingernagelgroßes Stück übrig ist. In genau dem Augenblick wird dem armen Zwerg auch klar, dass der Baum vollständig verbrannt ist. Da der Zwerg keine Streitaxt daraus schmieden kann, bedankt er sich bei dem Eichhörnchen mit ein paar neuen Zähnen, die er aus dem Eisen mithilfe von Holys Geist schmiedet. Ihr müsst wissen, dass Thyr ein paar Zähne bei dem Zusammenstoß mit Holy verloren hat. »Diese sind mein Meisterstück, von ihnen können Leben und Tod abhängen.« Prophezeit der Zwerg und Thyr bedankt sich.
Nun ist es aber wirklich Zeit, dass man seine Bestimmung sucht. So macht sich Thyr auf in die Welt, denn die erste Hürde der schwarzen Höhlen ist mit seinen neuen, in der Dunkelheit leuchtenden Zähnen, schnell überwunden. Weit reist er durch den Wyrm, bis er eines Tages einer tieftraurigen und wunderschönen Frau begegnet. Plötzlich riss sie die Augen auf und betrachtete das mutige Hörnchen: »Oh helft mir, ihr müsst mir helfen um der Götter willen! Mein Liebster ist verschwunden und ich kann ihn nicht mehr finden, könnt ihr mir nicht einen Rat geben?« Thyr ist beeindruckt, dass sein Ruf sich schon so weit über das Land ausgebreitet hat und obwohl er ihr keine Hilfe bieten kann, kann er keine Frau weinen sehen. Seufzend und mit bestem Gewissen antwortet er: »Ich kann euch nicht helfen. Aber ich habe gehört, dass karamelisierte Fischaugen jedem helfen sollen, der so traurig ist, wie ihr.« Die junge Frau bedankt sich und machte sich auf den Weg.
Da er selber keine Ruhe findet, ob seiner so zuversichtlich erscheinenden Worte, wandert Thyr zum Meer um selber die Wahrheit des Gerüchtes zu erkunden, das er vernommen hatte. Doch er verweilt keine zehn Minuten am Strand, als er einem jungen Mann begegnet, der über den Sand fegt. Inzwischen hatte er sich einen Miniaturhut besorgt und ein paar kleine Stiefel, die ihn schicklicher aussehen ließen in Gesellschaft der anderen Zweibeiner. »Die Götter segnen Eure Wege!« Hastete der Mann auf ihn zu und aus Schreck stellt sich Thyr dem Mann entgegen. »Sagt, seid ihr der, für den ich Euch halte?« Haspelt der Kerl und Stolz reckt das Hörchen seine Brust raus. »Ich bin Thyr, vom Stamme der Ledernacken.« Antwortet er und weiß nicht, ob die Antwort den Mann befriedigt. Doch jener atmet erleichtert aus. »Dann müsst ihr mir Helfen – ich verspreche Euch, niemand wird je Euren Namen vergessen!« Daraufhin erzählt Hans ihm, wie seiner selbst und seiner jungen Begleiterin eine Schatzkarte anvertraut wurden und das Versprechen abgenommen wurde, dass jener Schatz nicht in falsche Hände geraten darf. Doch dann – oh weh! - trafen sie auf einen zuerst vertrauenswürdig aussehenden Smutje. Doch wie sich herrausstelte, plante er etwas Übles! Nun hält er Violet gefangen und erpresst ihn. »Dir bleibt keine andere Wahl, doch ich werde dir helfen.« Verspricht Thyr und deutete auf den Hut des Apfelpflückers. Mit einem Satz versteckt er sich unter dem Hut für die nächsten Wochen, in der sie zur Schatzinsel reisen und den Schatz suchen.
Alles verläuft Reibungslos, bis sich der Smutje als eigentlicher Piratenkapitän herrausstellt. »Harhar, ich weiß das du uns Betrügst, doch damit ist jetzt Schluss! Rück die Karte raus und verabschiede dich von deinem Leben!« Schnippt Long John Silver mit den Fingern und ein großer schwarzer Drache erscheint zur Untermalung seiner Drohgebärden. Dies war der Moment, der Moment, auf den er gewartet hat! Thyr springt unter dem Hut hervor und schwingt seine Zähne! Dutzende von Piraten weichen Angsterfüllt zurück, doch dem Rest wird schon die Lebensschnur durchgebissen. Es war ein ungleicher Kampf, als der Drache auf das Eichhörnchen zueilt, während sich die Piraten Hals über Kopf aus dem Staub machen. Mit einem Biss seiner Zähne zerteilt Thyr den Hals des Drachen und erschlägt somit den Jabberwocky.
Doch leider ist das die letzte Tat, für die man ihn nie vergessen wird, denn das Gift bringt ihn wenige Sekunden später um.

Wo es Thyr heute hinverschlagen hat, fragt ihr Euch? In Ramius Reich. Dort hat er einen festen Platz auf dessen Thron, um all jenen, die Ramuis missfallen, dies zum Ausdruck zu bringen und Ramius beim Knochenwürfeln Glück zu bringen. Seit diesem Moment hat Ramius nie wieder eine Partie verloren! Und Thyr wartet immer noch darauf, von Guddy erlöst zu werden.

Ende.
Zuletzt geändert von Logi am Sa 26. Apr 2014, 15:59, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Alyah
Gigant
Beiträge: 2311
Registriert: So 31. Jul 2011, 19:20
Wohnort: Da, wo es eben am Schönsten ist.
Kontaktdaten:

Beitragvon Alyah » So 27. Apr 2014, 22:41

Saucy - eine Hexe?

Wer hätte das gedacht...Saucy ist gar keine Köchin.

Neulich bekam ich eine Unterhaltung mit. Da saß ein Mann...ich habe ihn nur an der Stimme als Mann identifiziert, denn er hatte eine Kapuze über dem Kopf...zusammen mit Saucy in der Taverne im Wald, ihr wisst schon, DIE Taverne. Er hatte lange knöcherne Finger, mit denen er die ganze Zeit wild in der Luft herumgefuchtelt hat, während er sich mit unserer wenig begnadeten Köchin unterhalten hat. Ich wollte nicht zuhören, ehrlich nicht, ich bin nicht so, es geht mich ja auch gar nichts an, ich war ganz zufällig auch dort, ich habe mich...mal wieder...verlaufen...ja, das passiert mir auch nach Jahren immer mal wieder und als ich endlich auf den richtigen Weg gekommen bin, hat mich der direkt an der Taverne vorbeigeführt. Vom langen Laufen war mein Hals ganz ausgedörrt, ich hatte wahnsinnigen Durst, also bin ich in die Taverne hinein und habe mich an den einzigen freien Tisch gesetzt, den es noch gab, der Tisch direkt neben Saucy und ihrem Gesprächspartner.
Saucy hat einen so seltsamen Eindruck gemacht. Kennt ihr das? Ich versuche mal, das zu erklären. So, wie sie da gesessen hat, sah sie aus wie Saucy aber beim genauen Hinschauen...war sie es nicht. Sie hatte plötzlich eine spitze Nase, eine dicke, hässliche und behaarte Warze neben ihr und auf der Schulter...da saß wahrhaftig eine riesige Krähe mit einem langen und spitzen Schnabel.
Ich weiß, das klingt völlig verrückt aber ich schwöre bei Ramius, dem Allmächtigen, das war NICHT Saucy. Als ich sie in ihrer wahren Erscheinung erblickte, ihre furchtbar schrille und auch kratzige Stimme wahrnahm, da traf mich ein Blick aus ihren giftgrünen Augen, mir ist fast mein Herz stehengeblieben. Ich habe schnell meinen Blick abgewandt, konnte aber dennoch nicht weghören, das ging schlichtweg nicht, es schien von ungeheurer Wichtigkeit.
Zunächst klang ihr Gespräch wie belangloses Kochgeplänkel, es ging um die Gerichte für die Wochenkarte, quasi um das, mit dem sie uns die nächsten Tage wieder aufs Klo schicken kann...für teuer Gold versteht sich.
Nun aber zum Wesentlichen, ich will euch ja nicht langweilen, außerdem halte ich es für äußerst wichtig, euch von meinem Erlebten in Kenntnis zu setzen, es ist schließlich alles genau so, wie ich es hier schildere.
Also...die beiden Gestalten haben sich über seltsame Dinge unterhalten, es schien auch tatsächlich um Kochzutaten zu gehen, jedoch klang es nicht nach einem Rezept für Gulasch oder Griesbrei, es klang eher nach rituellen Kochkulten. Ja, so kann man es vielleicht nennen. Ich meine, wer will bitte Froschaugen, Krähenfüße und Schafseingeweide in seiner Suppe wiederfinden? Das ist doch gruselig und höchst widerlich. Angeblich aber soll genau dieses Rezept...es gehört natürlich noch Einiges mehr dazu...für ewige Jugend sorgen. Scheinbar ist der Typ für die Besorgung der Zutaten zuständig und hat es ordentlich vergeigt, falls ihr versteht. Die ganze Zeit hat er sich verteidigt, er könne ja gar nichts dafür aber er würde alles dafür tun, die Meisterin zufrieden zu stellen. Zunächst hat mich ja gewundert, dass alle im Raum so gar kein Interesse an dem Gespräch gezeigt haben aber nachdem ich sie kurz beobachtet habe, wurde es mir klar: sie müssen verzaubert worden sein.
Nur mich hat es nicht erwischt, warum auch immer. Natürlich konnte ich mich ab da erstrecht nicht mehr raushalten, es ist meine Pflicht geworden, genau aufzupassen, vorsichtig natürlich. Die offensichtlich nicht wirklich echte Saucy hat mehr als nur den Anschein in mir erweckt, mich mit einem Fingerschnippen in einen Frosch verwandeln zu können. Das wäre sehr unschön, denn dann könnte ich euch ja gar nicht mitteilen, was dann passierte.
Der Mann mit der Kapuze hat die nicht echte Saucy aufgefordert, ihm zu folgen. Er wolle ihr was zeigen, irgendwo tief im Wald. Sie schien davon wenig begeistert, ist ihm aber schlussendlich unter wüsten Androhungen gefolgt. Ich habe noch eine ganze Weile gewartet, ehe ich ihnen dann vorsichtig und möglichst unauffällig gefolgt bin.
Ist euch schon mal aufgefallen, wie lang Wege werden, wenn man sie vorsichtig gehen muss? Und wie hoch die Bäume im Wyrm eigentlich wirklich sind? Zu meinem Leidwesen litt ich seit dem Verlassen der Taverne unter einem furchtbar quäkenden Schluckauf, also musste ich noch langsamer gehen, noch mehr Geduld haben. Aber ich konnte ihnen auf den Fersen bleiben, sie haben mich nicht bemerkt und nicht abgehängt, da bin ich stolz drauf, immerhin verirre ich mich sonst recht häufig. Es schien meine Aufgabe zu sein. Und ganz unter uns: sie haben eine Spur hinterlassen. Keine Krümel, es waren Würmer, ganz viele Würmer.
Ich blieb ihnen also auf der Spur und diese endete vor einem kleinen Holzhaus, aus dem Inneren drangen Stimmen hervor. Dummerweise hatte die Tür des Holzhauses keine Klinke und die Fenster waren nur klein und ich kam nicht ran. Da ist mir aus meinem tiefsten Inneren eine Idee gekommen. Ich habe einfach angeklopft und gesprochen:

"Knusper, knusper Knäuschen, ich knusper an dem Häuschen"

Hm, ich weiß auch nicht, ich fürchte, das war dann am Ende doch keine so gute Idee, irgendwie hab ich diese falsche Saucy damit wohl sehr wütend gemacht.
Also...wer von euch auch immer diese Geschichte liest oder durch Zufall an einer Holzhütte mit klinkenloser Tür vorbeikommt, bloß nicht diesen Spruch aufsagen. Aber es wäre nett, er käme kurz herein und befreite mich aus meinem Käfig. Ich bin klein und grün und kann gerade des Nachts wunderbar quaken. Als Belohnung...nun ja...hier gibt es zig verschiedene Tränke, könnt ihr dann gut und teuer verkaufen, hm?

Ach...bevor ich es vergesse, die Moral von der Geschicht:

Saucy ist ne Hexe, glaubt es...


oder nicht.

Quak!
"Das Leben ist wie eine Bleistiftzeichnung, nur ohne Radiergummi" (Radio)
Es ist nicht wenig Zeit,
die wir zur Verfügung haben,
sondern es ist viel Zeit,
die wir nicht nützen.

Seneca

Bild

Die Liebe ist nett und freundlich, doch ist sie des Verstandes Freund nicht. (Filmzitat)
"Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume"


Zitat: Rajah: *Alyah knutsch* bist n Engel

Benutzeravatar
Shagrath
Vogt
Beiträge: 72
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 15:31

Beitragvon Shagrath » Mi 14. Mai 2014, 18:50

Der ewige Kreislauf
-----------------------

Diese Geschichte beginnt vor fast genau 25 Jahren und doch
wäre dies nicht wirklich der Anfang…

Takros Vultren, ein Jüngling in der Blüte seines Lebens, geküsst von gerade mal 20 Frühlingen schlägt seine braunen Augen auf.
Wald überall Wald um ihn herum. Erst vorgestern hat er die Wyrmlande erreicht und doch hat es ihn in direkt in die Tiefen jenes verwunschenen Forstes gezogen.
Eigentlich schon seltsam, wenn man bedenkt das er ein einfacher Bursche ist welcher das Stadtleben seit Kindesbeinen an begleitete.
Doch daran denkt der junge Schustergeselle wohl kaum.

Mit Schlaftrunkenen Augen beäugt er die Überreste seines nächtlichen Lagerfeuers. Es ist gut geschürt gewesen und die Glut vertreibt sogar noch matt die morgendliche Kühle, obwohl er noch nie ein Lagerfeuer entzündet hatte.
Doch das verwundert den hübschen Jüngling nicht wirklich. Es war ja schon immer so das er viele Dinge sehr schnell beherrschte, zwar nicht alles perfekt doch so als hätte er das Meiste irgendwie im Blut und schon unzählige mahle gemacht.
Eine Eigenschaft auf die er recht stolz ist, wobei er tatsächlich nur seine Schusterlehre vorweisen kann.
Doch seine Begabung ist nichts was sein Fernweh je lindern konnte, weswegen er nun schon seit drei Jahren durch die Lande wandert, von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt.
Rastlos, gelangweilt und in einem Trott gefangen welcher ihn irgendwie niemals los lassen will.
Egal wo er hin kam, überall ist es gleich.
Täglich ziehen die Bürger aus zur Arbeit, es gibt überall das gleiche Essen, in verschiedenen Preisen, des Abend versammelt sich das Volk in den Kneipen um Ale zu trinken und Nachts kehrt man zu den Familien zurück.
Ewig die gleiche Leier, der gleiche Rhythmus, das gleiche Lied. Doch für einen Kerl der Mittelschicht, auch wenn er noch so hübsch anmuten mag, sind die Geschichten von Abenteuern eben nur das: Geschichten.

Nichts konnte ihn je wirklich fröhlich stimmen, nirgends fühlte er sich heimisch und stehts fehl am Platz. Dabei machte ihn schon so manche Tochter hübsche Augen, doch für die holde Weiblichkeit hatte er keine Augen. Nicht das er dem Weibsvolke abgeneigt wäre, mitnichten, doch egal wen er ansah, keine war für ihn die Richtige, schon vom ersten Augenblicke an.
So wanderte er und wanderte er bis es ihn eben in den Wyrmforst verschlug, wo er sich gerade ausgiebig streckt und gähnend gen Himmel blickt, welcher strahlend blau zwischen dem Blätterdach hindurch lugt.
„Hmm…es sollte gewittern.“ murmelt er vor sich hin, nicht ganz sicher wie er überhaupt auf diesen Gedanken kommt, doch tief in seinem Inneren fühlt sich dieses Wetter verkehrt an.
Doch wer kann schon das Wetter beeinflussen, also auf in einen weiteren, langweiligen Tag, emsig der ewigen Suche hinterher nach…was auch immer ihn dazu antreibt umher zu wandern.
„Taaakrooos.“ Klingelt es da an sein Ohr und irgendwie doch nur in seinem Kopf. Ein Stimmchen so fremd und so vertraut wie der Morgentau auf den Fenstersimspflanzen in seinem Elternhaus.
Kurz schüttelt er den Kopf, er ist doch erst vor zwei Tagen hier angekommen, wahrscheinlich nagt die stete Wanderung an seinem Geiste.
„Taakroos.“ Erklingt es wieder und diesmal ist er sich sicher etwas gehört zu haben. Mit den verwirrten Handlungen eines unsicheren Menschen greift er nach seinem Degen und….greift ins Leere.
Von der Stimme verwirrt, verwirrt ihn seine Handlung gar noch mehr. Er ist Schuster, er hat in seinem ganzen Leben keinen Degen besessen.
Doch bevor er weiter darüber sinnieren könnte erklingt das Stimmlein erneuert. „Komm zu mir Takros, ich hab so lange auf dich gewartet.“
Gelockt von dem süßen Klang und getrieben vom Mute eines jungen Mannes geht er voran.
Er kann kaum sagen wie lange er wanderte, doch die Bäume zogen an ihm vorbei während das Stimmlein ihn leitet.
Dunkler und dunkler wird der Wald, oder dämmert es bereits? Seine Neugier hat die Zeit komplett verdrängt als er auf eine Lichtung tritt und sie erblickt…
Das schönste Wesen welches er je gesehen. Vielleicht nicht hübsch für Jedermann, doch für ihn gibt es nichts Schöneres.
Eine waschechte Dryade eine Waldfrau, gekleidet in ein weites gewandt aus geflochtenem Jasmin, mit honiggoldenem Haar und blauen Blumen darin.
Die Haut alabastern und immerwieder mit Rindenspuren durchsetzt, welche Teil ihres Körpers waren. Ein Waldwesen, eine Frau der Natur, eine Fabelbraut und doch steht sie vor ihm und winkt den Kerl zu sich.
Gebannt sowie völlig hin und weg folgt er ihrem lockenden Fingerzeig und kann seinen Blick nicht mehr von ihr lassen.
Als sie ihn endlich berührt ist es um ihn geschehen und zum ersten mal verliebt er sich unsterblich in diesen Waldgeist.
„Endlich bist du wieder da Liebster.“ Hört er sie zärtlich hauchen und als sie ihn einen Kuss schenkt fühlt er sich zuhause.
Er hat keinen Blick für die Lichtung, auch wenn diese ein Hain des Friedens und der Schönheit ist, wenn man sich das Paradies als Garten vorstellt dann wäre man hier wohl in dessen Herzen angekommen.
Doch Takros ekommt davon nichts mit, nur die Dryade zählt für ihn, er ist Glücklich und er liebt sie.
Sein Herz schlägt, wild gegen die Brust als sie anfangen zu tanzen und die Welt drehen lassen, ein Tanz der nie enden sollte.
Ein Tanz in welchen er nur dieses liebliche Gesicht sieht und nichts anderes. Ach möge dieser Augenblick niemals vergehen.
Stund um Stund führen sie diesen Reigen fort während ihm heiß und kalt zugleich ist, oder doch nacheinander?
Er weiß es nicht, er weiß garnichts mehr, er sieht nur noch die Dryade.
Doch irgendwann wird er immer langsamer, geradezu fahrig, obwohl er nichtmal müde ist, der tanz nimmt an Geschwindigkeit ab und doch rasen die Wolken über ihn hinweg, obwohl kein Lüftchen weht.
Es kümmert ihn nicht, er ist Glücklich und mittlerweile die Ruhe selbst. Bis die Dryade ihn entlässt und er sich setzen möchte.
Sein Körper gehorcht nicht, oder nur sehr langsam, gar knirschend so dass er verwundert hinab blickt.
Was er sieht lässt ihn stocken, wenn er gar noch langsamer in seinen Handlungen werden könnte.
Seine Beine sind zu einem holzigen Stamm verwachsen, samt Rinde und Moos. Seine Kleider sind verwittert und nur noch verwelkte Stoffreste.
Seine Hände knorrige Äste mit dürren Zweigen und gar einem Vogelnest darin, aus welchem Küken kreischen.
Er will schreien, doch sein Mund ist voller Moos.

„5 Jahre Tanzten wir, für einen weiteren Kuss.“ Wispert die Dryade und legt ihre Lippen auf seine hölzernen.
Mit der Wucht einer flammenden Faust rammt dieser Kuss unzählige Bilder in seinen Kopf es dauert gar bis er begreift das es Erinnerungen sind…seine Erinnerungen.

Er erinnert sich wie er einst ein Dieb war, keiner welcher Geld erbeutet, sondern Frauenherzen. Keine Frau war vor seinem Charme gefeit und das sollte immer so bleiben.
So zog er aus sich die Jugend zu bewahren und die Unsterblichkeit selbst zu bezirzen.
In Elfenbüchern fand er was er suchte, Celtares die Herrin des Lebenskreislaufes. Es hieß wer ihr Herz erobert würde nie sterben.
Er hat sie gefunden und sie schenkte ihm ihr Herz und zwar im wahrsten Sinne, sie gab ihm das grüne Herz des Waldes und er verließ sie, wie jede andere auch.
Celtares Schmerz war unbeschreiblich, doch ihr Zorn war noch größer.
Sie verfluchte den Dieb, noch bevor dieser ihren Wald verlassen konnte und verwandelte ihn in einen Baum…sie verwandelte Takros in einen Baum und Takros begreift.
Er spürt ihren Schmerz, wird von Schuld übermannt und von Trauer.
Er will sich entschuldigen, doch seine Lippen sind bereits knorrige Rinde während der Baum Takros, das Leben aus dem Mensch presst und mit dieser Schuld, diesem Schmerz und selbst nun mit gebrochenen Herzen, erlöst.
Ein neuer Baum auf dem Hain, doch die Menschenseele gehört nicht dort hinein.

Peitschend schneidet der Wind durch den Astralleib, als der Wald die Menschenseele ab stößt und auf Reisen schickt.
Als Geist fliegt er über die Lande, gezogen von unsichtbaren Händen und ihm fällt alles wieder ein.
Er hat das schon unzählige Male erlebt, er ist als Bauer, als Degenfechter, als Schneider, Bettler, Musikus und vielen anderen umher gewandert.
Nie zufrieden immer rastlos. Er hat die Lande gesehen als Thalheim noch ein kleines Städtlein war und hat die Baukarren geschoben und in diesem Moment weiß er, das er Celtares nicht zum letzten mal gesehen hat, bis ihn die Schmerzen der Geburt übermannen und jegliche Erinnerung auslöschen……

…“Dein Sohn Heltor.“ Hört der stolze Vater die müde Stimme seiner Frau, welche ihr Neugeborenes in den Arm hält.
„Sieh nur wie schön er ist.“ Bringt sie strahlend hervor und streicht dem Baby über den Schopf.
„Von wegen Babys haben blaue Augen, sieh nur seine sind bereits braun.“ Spricht sie euphorisch und hält dem Manne das Kind hin………


Die Geschichte haben seine Eltern ihm oft erzählt, das war vor 20 Jahren und heute schlägt er die Augen in diesem Wyrmforst auf, das Lagerfeuer glimmt noch neben ihm während ein Blitz den Himmel zerteilt.
„Hmm…es sollte die Sonne scheinen.“ Wispert er nicht ganz sicher wie er überhaupt auf diesen Gedanken kommt, doch tief in seinem Inneren fühlt sich dieses Wetter verkehrt an…..


Eine Geschichte von Zauriel dem Waldelf.
Zuletzt geändert von Shagrath am Mi 14. Mai 2014, 19:11, insgesamt 4-mal geändert.

Benutzeravatar
Golgo
Gigant
Beiträge: 311
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 11:00

Beitragvon Golgo » Fr 16. Mai 2014, 20:34

Wie ich letztens im Wyrmforst war und es zu regnen anfing und zu blitzen auch noch!


Hallo, ich bin Golgo und ich bin ein Held! Neulich war ich wieder im Forst am mit Monstern am herum am kämpfen, wegen des Ruhms. Diesmal ohne Schnappschildkröte Lisa, weil die hatte gerade Maniküre. Da fing es an zu regnen und man hörte auch ein entferntes Grollen. Ein Gewitter war im Anflug! Deshalb packte ich meine Sachen zusammen und suchte mir eine trockene, gemütliche Bleibe unter einem Baum, wo ich schon einmal meine Rumflasche hervorkramte.

Ich war noch nicht lange dort, da hörte ich ein Gewirr von vielen Stimmen, die sich mir näherten. Plötzlich stand eine Meute kleiner Gestalten vor mir und ich erkannte, ach, das waren die Mützenzwerge. Bestimmt zwanzig an der Zahl.

„DER Platz ist doch gut!“ rief der Zwerg mit der cyanen Mütze aus und zeigte auf meinen Baum, der in der Tat sehr viel Platz bot und mit seinem dichtem Blätterwerk auch guten Schutz versprach.

„Bist du verrückt?“ schnaubte der mit der silbernen Mütze. „Eichen sollst du weichen!“

Ich erschrak. Ich dummer, dummer Golgo! Daran hatte ich gar nicht gedacht, dass mich hier der Blitz treffen könnte! Hastig verließ ich meinen Platz an der Eiche und eilte der Zwergenbande nach, die schon wieder weitermarschierte.

„An Fichten wird’s dich richten“, gab der Bursche mit der blutroten Mütze zum Besten, und jener Baum wurde einfach stehen gelassen.

„An der Kiefer legt's dich tiefer“, hörte ich danach von dem mit der ockernen Mütze, ehe die Gruppe ratlos beim nächsten Gewächs stehen blieb.

„Weiden sollst du meiden!“, half ich. Das erste Mal nahm die Gruppe Notiz von mir und ich erntete ein mehrfaches Nicken und anerkennende Blicke. Das freute mich und ich war froh, dass ich helfen konnte.

Nach und nach arbeiteten wir weitere Bäume ab. „Bei Pappeln wirst du zappeln“, erklärte Blaumütze und es schauderte uns allen. „Haselstrauch – Blitz und Rauch!“, warnte Silbermütze. Und der Zwerg in der pinken Mütze orakelte mit finsterer Miene: „An Palmen wird’s dich zermalmen!“

Das war gar nicht gut ! Der Regen wurde immer stärker und das Donnergrollen kam näher und näher, und dabei hatten wir noch keinen Schutz gefunden und die Bäume drohten uns allmählich auszugehen. In kollektiver Aufregung suchten wir weiter. Nur der Zwerg mit der orangen Mütze hatte den Ernst der Lage noch nicht begriffen. „An der Esche kriegste Dresche“, triumphierte er gutgelaunt und sah sich beifallheischend um. „Woll?“ Und wenig später: „Zypressen kannste voll vergessen!“

„Und Ulmen?“ war der Zwerg mit der fliederfarbenen Mütze zu hören, aber niemand antwortete. Dann wurde mir gewahr, dass mich soeben mehrere Zwergenaugenpaare hoffnungsvoll fragend anschauten. Ich blickte auf den Baum, an dem wir gerade zum Stehen gekommen waren und seufzte „Kastanienbaum schützt dich kaum“. Enttäuscht setzten wir unseren Weg fort.

Plötzlich standen wir im Freien. Wir hatten eine Lichtung erreicht und waren hier dem tosenden Unwetter ungeschützt ausgesetzt. Dafür hatten wir einen prima Überblick über die Bäume, Sträucher und Gewächse, die um die freie Fläche herum positioniert waren.

„Ja, das ist es!“ rief erfreut der Kerl aus, dessen Mütze ein grelles Hellgrün aufwies und zeigte auf einen hölzernen Riesen. „Buchen sollst du suchen!“. Doch während wir diesem schon zueilen wollten, übertönte der mit der blauen Mütze das Unwetter, zeigte in eine andere Richtung und jubelte: „Linden sollst du finden!“

Und dann schwadronierte auch schon wieder alles durcheinander. „Bei Eiben sollst du bleiben!“, fand der Gelbbemütze; „Zu Oleandern sollst du wandern!“ meinte Schwarzmütze. „An der Tanne man entspanne!“ empfahl die dunkelgraue Mütze. „Und Ulmen?“ jammerte der Kleinwüchsige mit der fliedernen Mütze, blieb aber weiter ungehört.

„Im lichten Hain sollst du nicht sein!“ Das war die Stimme des Zwerges mit der blauen Mütze gewesen. Und mit einem Mal war alles verstummt. Betroffen sahen wir uns an, wie wir mitten auf der Lichtung standen. Plötzlich ein blendend grelles Blitzen, ein betäubend lauter Donnerschlag, ein Inferno. Benommen blinzelte ich in die Menge. Wo gerade noch der Zwerg mit der silbernen Mütze gestanden hatte, war nur noch ein Häufchen qualmender Asche zu sehen.

„Wir könnten aber auch....“ erhob der Zwerg mit der Mütze seine Stimme, deren violett mir besonders gefiel, „wir könnten aber auch zu uns in die Höhle gehen. Die ist doch auch sicher!“
Die betrübten Mienen seiner Kumpanen hellten sich sofort auf und alles gratulierte dem Violetten zu seinem gelungenen Vorschlag. Auch ich hatte Hochachtung, wie viel Verstand doch in diesem ach so kleinen Gesellen war.

Neuen Mutes strebten wir nun zur Zwergenhöhle, wo wir uns dann später mit Ale, Rum und ein paar Kurzen zuprosteten und das Unwetter vergessen machten. Dieses Abenteuer hatten wir, wenn auch mit geringen Verlusten, erfolgreich überstanden!

Noch lange diskutierten wir über Bäume und deren Blitzschlagresistenz. Auf welchen Bäumen wohl die Elfen von Glorfindal lebten, fragten wir uns. Eine Antwort haben wir im Laufe der Nacht nicht mehr gefunden. Aber insgeheim vermute ich, es könnten Ulmen sein...
Zuletzt geändert von Golgo am Do 22. Mai 2014, 16:20, insgesamt 1-mal geändert.
Kann es sein, dass Weibsvolk anwesend ist?

Benutzeravatar
Bagrasch
Gigant
Beiträge: 305
Registriert: Di 21. Jan 2014, 08:12
Wohnort: NRW

Beitragvon Bagrasch » Fr 16. Mai 2014, 21:39

Der Orkenritter

Ich hörte von einem Helden auf einem Schwein!
Erzähl doch nicht, wer soll das sein?

Traumhaft schön, sein Haar weht im Wind!
Hältst du mich für dumm wie ein Rind?

Nein nein hör doch zu,
der Held rettete mich vor einer Kuh

ich lag im Gras sie trampelte mich fast zu Hauf'
da kam er der tollkühne Hau Drauf

ich war noch bewegungslos und regungslos drum
da schubste der Held die Kuh einfach um!

Er ritt dann davon auf seinem Schwein
ich sollte wieder alleine sein

Sein gut riechender Duft davon getragen vom Wind,
denn Grün gewinnt...

Na gut ich war betrunken vom Rum
und glaub die Kreatur war übelgelaunt und Dumm

Jedenfalls war es deine Kuh
ich wollte es dir schonend beibringen und nun lass mich in Ruh.
Berserker Bagrasch wurde von kleinen grünen Männchen entführt und für Experimente missbraucht!

[Spoiler=Der Ork] Seine Geschichte Bild
[/Spoiler]

Benutzeravatar
Yilara
Gigant
Beiträge: 502
Registriert: So 24. Jul 2011, 17:54
Wohnort: Westerwald
Kontaktdaten:

Beitragvon Yilara » Do 22. Mai 2014, 13:48

Dies ist eine Geschichte, die mir mein Vater immer vor dem Einschlafen erzählte. Meinem Vater hat mein Onkel diese Geschichte erzählt, der sie wiederum von einem Vetter gehört hat, dessen Urgroßvater einen Freund hatte, dem dies tatsächlich geschehen ist.

Doch wie fange ich am besten an...? Ja, genau, alle guten Geschichten beginnen mit ,Es war einmal...‘, also:

Es war einmal ein wunderschöner Herbstmorgen, als ich mich aus dem Bett schälte um nach dem Vieh zu schauen. Alles war wie jeden Morgen, mein Weib erwachte zusammen mit mir und wir machten uns fertig für den Tag.
Doch weiter als bis zur Haustüre kam ich nicht... Ich streckte meine Hand aus um die Türklinke nach unten zu drücken, aber ... „NEEEEEIIIIIINN!“, mein gellender Schrei zerriss die morgendliche Stille. Ich griff ins Leere. Dort, wo eigentlich der Türgriff hätte sein sollen, war ein Loch, ein Brandloch um genau zu sein, die Ränder des Holzes schwelten noch leicht und sachter Rauch vermischte sich mit dem Morgennebel. Die Sache wäre vielleicht sogar lustig gewesen, wäre es nicht der fünfte Türgriff innerhalb von sechs Tagen gewesen! Vor unbändiger Wut verfärbte mein Gesicht sich tiefrot, während sich in meinem Kopf Gedanken um Gedanken überschlugen, auf der Suche nach einer Erklärung und vor allem auf der Suche nach dem Dieb. Wem könnte daran gelegen sein rechtschaffenen Bürgern die Türgriffe zu stehlen?! Mir fiel nur eine einzige Person ein: der Schmied.
Innerlich plusterte ich mich auf, machte mich in Gedanken größer und stärker, als ich es war, sammelte allen Mut und stapfte in Richtung Schmiede.
Dort angekommen blickte mich ein grimmig dreinschauender Riese von einem Schmied an. Plötzlich war aller Wille dahin und mir schien als wäre der Schmied mehr als nur eineinhalb Köpfe größer als ich.
„Ich wollte einen neuen Türknauf in Auftrag geben, ... bitte...“, piepste ich und meine Stimme war um einiges höher als sonst.
Die Augen des Schmieds wurden immer kleiner, so eng zog er die Augenbrauen zusammen, dass diese zu einem dicken haarigen Balken verschmolzen. Der Anblick zweier weiterer Bürger des Dorfes ließ ihn laut fluchen, vor allem, als diese ebenfalls kleinlaut neue Türgriffe bestellten.
„Andere Schmiede sind für ihre meisterhaften Schwerter bekannt“, polterte er. „Ich hingegen mache tagein tagaus nur Türklinken!“
Und wenigstens in dieser Disziplin hatte er die Schmiedekunst auf ein Meisterlevel gebracht. Kein Türgriff aus seiner Schmiede glich dem anderen. Denn irgendwie musste er sich ja auch weiterentwickeln. Immer nur diese einfachen, schlichten und langweiligen Griffe zu schmieden wäre auf Dauer reichlich öde.

In dem Moment wurde mir klar, dass der Schmied nichts mit den kuriosen Diebstählen zu tun hatte. Wer also dann? Das galt es nun herauszufinden.

Nachdem der Schmied den neuen Türgriff vorbei hatte bringen ließ und auch der Schreiner wieder die beiden verbrannten Bretter der Türe ersetzt hatte, stand es für mich fest: Das war das letzte Mal, dass ich den Türgriff würde ersetzen müssen!
In den darauffolgenden Nächten legte ich mich auf die Lauer.

Es war die dritte Nacht, die ich nun hinter der Eingangstüre verbrachte und es fiel mir nicht mehr so leicht wie die vergangenen Nächte, die Augen offen zu halten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mehrere Male einnickte, bevor mich ein Klirren die Augen wieder öffnen ließ und jene sahen - zu meinem Entsetzen - ein Loch! Genau dort, wo zuvor noch der Türgriff gewesen war. Alle Müdigkeit war vergessen, viel von mir ab, als hätte sie niemals zuvor von mir Besitz ergriffen und ich stürmte zur kaputten Türe hinaus und sah gerade noch einen großen länglichlangen Schatten hinter dem Haus in den Wald verschwinden. Was auch immer es war, es hatte MEINEN Türgriff und genau den wollte ich wieder zurück haben! Und so nahm ich die Verfolgung auf.

Immer tiefer und tiefer in den Wald führte mich die Jagd. Das fahle Mondlicht ließ mich hin und wieder den Schatten des Übeltäters erspähen. Sonst war nichts zu sehen, oder gar zu hören. Noch nicht einmal ein Käuzchen gab einen Laut von sich.

Es dämmerte bereits, als der Wald ein abruptes Ende nahm und sich vor mir der erste Ausläufer des Berges auftat. Eine kahle, trostlose und zerklüftete Felswand. Und ein paar Schritte links von mir war etwas, das sich deutlich vom Rest der Felswand abhob, obwohl sie scheinbar versteckt zu liegen schien: eine Höhle.
In just diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich keinerlei Waffen oder ähnliches mit mir trug, und am Leib nichts weiter als mein Nachthemd. Sollte ich wirklich umkehren...? Nein! Jetzt war ich schon so weit gekommen, da würde ich jetzt keinen Rückzieher mehr machen, unbewaffnet oder Nachthemd... was soll‘s?

Lautlos schlich ich barfuß zum Eingang der Höhle, duckte mich mal hier und mal dort hinter einem Stein und lauschte. Alles blieb still. Das nahm ich als Zeichen und so trat ich vor den Eingang der Höhle, um in jenem Augenblick von einem lauten, ohrenbetäubenden Grollen wieder ein paar Schritte nach hinten geworfen zu werden.

„Oh, Besuch!“, erklang eine tiefe, grollende Stimme in meinem Kopf. Zu dem Eigentümer jener Stimme wird auch das Grollen gehört haben, denn der Klang ähnelte einander sehr.
Wie angewurzelt stand ich da, starrte auf das dunkle Loch direkt vor mir und wagte kaum zu atmen. Gut, ich traute mich vor Angst nicht zu atmen, wie gelähmt war ich und zitterte am ganzen Körper. Was hatte ich Idiot mir nur dabei gedacht? Jetzt hatte ich die Rechnung zu tragen.
„Tretet ein, tretet ein“, befahl mir die Stimme in meinem Kopf. Stimmen im Kopf... Nun glaubte ich gänzlich den Verstand zu verlieren. Doch noch immer rührte ich mich nicht von der Stelle. „Ihr sollt herein kommen!“, erhob sich nach einer Weile die Stimme wieder wie ein Donnergrollen in meinen Gedanken. Dieses Mal befehlend und fordernd, was mich dann endlich aus meiner Starre löste und mich in die Höhle eintreten ließ.

„Es ist schon lange her, dass ich das letzte Mal Besuch hatte“, verschaffte sich die dunkle Stimme erneut Zugang zu meinem Gedanken. „Kommt nur näher. Möchtet ihr vielleicht ein Tässchen Tee?“ Eine Frage, die mich verwirrt innehalten hielt. Ein Tässchen Tee? Und das von einem ... Drachen. Mir blieb der Mund offen stehen, als ich das große geschuppte Tier vor mir in einem großen Raum der Höhle liegen sah. Unter ihm jedoch lag nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, eine riesiger Goldschatz. Nein, dieser Grüne lag auf einem Berg von Türgriffen. Das kuriose Bild wurde von einer feinen Teetasse in seiner Klaue und einer Brille auf seiner langen Schuppenschnauze vervollständigt.
„Schaut Euch doch nur meinen einzigartigwundervollen Schatz an!“ Die goldenen Augen des Geschuppten leuchteten. „Dies hier ist eines meiner liebsten Exemplare“, erklärte er und hielt einen filigran gearbeiteten Türgriff in die Höhe. „Mit Goldverzierungen, habe ich von einem dicken rosa Fleischklops aus Übersee. Und dieser hier, ein fast perfektes Stück, vollkommen im Gleichgewicht. Jenen hier habe ich erst letzte Nacht gefunden, gar nicht weit von hier entfernt. In dieser Ansammlung von Stein- und Holzkisten findet man wirklich einzigartige Stücke!“
„Aber... das ist meiner...“, stammelte ich und verstummte, kaum dass die ernsten Augen wieder auf mir ruhten, bevor der Drache weiter seine Schätze zur Schau stellte und vollkommen in Lobpreisungen derer versank. Mich schien er bereits wieder vergessen zu haben.

Dies war meine Chance. Langsam schob ich mich rückwärts aus der Höhle hinaus und kaum, dass ich den Wald im Rücken hatte, drehte ich mich um und rannte nach Hause, als hätte ich einen wahnsinnig gewordenen Drachen im Nacken sitzen.
Noch im Nachthemd stattete ich dem Schmied einen Besuch ab. Dieser rollte bereits mit den Augen, kaum dass er mich auf sich zukommen sah. „Einen schlichten und einfachen Türgriff, eckig, so wie ein ganz normaler Türgriff, er soll schließen, einfach seinen Zweck erfüllen“, lautete meine Bestellung an diesem Morgen.
Dem Schmied konnte ich den Widerwillen ansehen, den Drang meine Bestellung in den Wind zu schlagen, sich zu weigern etwas derartiges zu fertigen. Doch auch er musste irgendwie überleben können.

Und siehe da, seitdem blieb die Türklinke da, wo sie sein sollte, so lange dieses Haus stand, konnte man morgens mit dem guten Stück die Türe öffnen.


Diese Geschichte wurde erzählt von Jonan Talger, weitergegeben und weitergetragen von Wilar Gersen, Lofred Gersen, Rod Merbert, und Jorg Tirell. Zu Pergament gebracht von Brendan Tirell.
Zuletzt geändert von Yilara am Do 22. Mai 2014, 20:34, insgesamt 3-mal geändert.
Das Glück erreicht man nicht durch Wollen.
Es liegt verborgen in den Dingen um uns und darin, wie wir sie schätzen.

Celaen
Vogt
Beiträge: 64
Registriert: Fr 23. Mai 2014, 21:02

Beitragvon Celaen » Sa 24. Mai 2014, 10:00

Magus Celaen Naos Elased, Reisender mit bereits mehrwöchigem Daueraufenthalt in Thalheim, Anwärter auf eventuelle Übernachtungserlaubnis in der hiesigen Bibliothek und schamloser Zur-Schau-Steller magischer Fähigkeiten in aller Öffentlichkeit – stets zu Diensten, vielen Dank.
Es ist ein verregneter Nachmittag an dem er sich zu Gerlinde setzt, und bereits schmunzelnd beginnt, ihr die Geschichte zu erzählen, die er ihr anschließend auch als Schriftstück überreicht:

In einem Dorf vor unserer Zeit
Prolog
In dem Dorf nicht weit von hier, zwei Stund' von Romar – oder vier? Jeder weiß was dort gescheh'n: Nur du noch nicht, doch wirst's noch seh'n. Mein bester Freund verspricht, neben vielem Allerlei - die Uroma war dabei, und die Toten lügen nicht:
Dicke Rüben, feines Kraut, von Elfenbauer Dirun angebaut. Neider gab es wahrlich keine, nachts kriegt's Gemüse eben Beine – bester Dünger, Magie pur, da macht die Staude schonmal 'ne Tour.


Der Schweinebauer
Fupp – Tupp – Rupp. Die Nacht vor dem ersten Erntetag. Genau wie die letzten neun Male. Die „Nacht des Grünen Drachen“, eine verfluchte Nacht. Das schüchterne Möhrchen zieht ihre Würzelchen als letztes aus dem feuchten Boden. Der gesprächige Kohl, die tanzende Rübe und ein Bündel gehässige Petersilie wandern bereits in Richtung des Schweinebauern. Als soziales Gemüse weiß man, wann die Zeit dafür gekommen ist, sich des Nachts auf des Schweinebauern Türmatte zu kredenzen. Sie wissen jedoch nicht, dass die Truppe in dieser Nacht beobachtet wird. Der Dorflümmel spinzt hinter der säuselnden Birke hervor. Nichts entgeht seinem geschärften Blick, und er geht erst zu Bett nachdem er das schüchterne Möhrchen, den gesprächigen Kohl, die tanzende Rübe und das gehässige Bündel Petersilie durch's Fenster in die Kate des Schweinebauern hat klettern sehen.
Am nächsten Morgen erzählt er Dirun ganz genau, was vorgefallen ist. Auf Knien, Tränen auf den heißen Wangen, sitzt der Echsenbauer in seinem Garten vor den Löchern im Boden, aus denen sein Lieblingsgemüse abgewandert ist, deutliche Fußspuren vom Verlust zeugend.

Was bisher geschah
Nein nein, ich hab's genau geseh'n: dein Gemüse kann nicht geh'n. Auf Schweinen kamen sie geritten, ohne Hosen, ohne Sitten. Nachtbolde waren's, hör nur zu, keine Hemden, keine Schuh'. Nur struppig wie ein Distelfeld. Stechen, klammern, kein Wolf bellt. Grün und braun, so seh'n die aus, gierend nach dem Vegie-Schmaus. Die Schweine, lila und türkis – die Horde stoppt, dass es einen auf den andern stie-stie-stieß. Mit Feenflügeln, glitzernd in Eidottergelb, da wär erblasst ein jeder Elb. In den Garten, heimlich leise, immer auf die gleiche Weise. Erst der erste, dann der Rest, bald Trubel wie auf'm Hochzeitsfest. Das scheue Möhrchen, zart und fein, stopft der Bold sich in den Rachen rein. Der Kohl, ein redselig Exemplar, singt von Schmetterlingsraupen gar wunderbar. Schockiert die Bolde – doch auch hungrig hei hei hei, ist der Kohl kurz später Brei. Oh, dann geht’s im Kreis herum, die Rübe tänzelt fidelbum. Hin durch die Bein' und über's Schwein, sie lacht so schrill, so rot, so fein – liegt doch auch schon auf dem Grill. Allein die Petersilie, das ganze Pack, kommt nicht so schnelle in den Sack. Ein Nervenbündel sondergleichen, brüllt den Bolden sie soll'n sich schleichen. Es flucht und braust, ganz bitter im Geschmack; den Bolden macht's nichts – hack, hack, hack. So war das, hab's genau geseh'n, stand am Brunnen da, am Brunnen schön.

Erweiterter Logikstrang
Die Nachtbolde. Er hätte es wissen müssen. Es ist immerhin bereits siebenundzwanzig Mal vorgekommen. Doch die Fußspuren? Der halbzwergische Bauer fragt mit Bedacht. Boldenspuren sind das nicht! Eindeutig die Rübe, hier, und dort, der Kohl. Ein braunes Stückchen Petersilie, zurückgelassen, verdörrt, liegt noch im Beet. Und bei dem Gesause, warum hat er nichts gehört? Ein Ohrenalb! Ein Ohrenalb? Oh ja, ein Ohrenalb. Besonders nachts, wenn die Lauscher ungeschützt und ungenutzt sind, da nistet er sich im Gehörgang ein. Wenn dir morgens erst das Kinn und dann die Nase juckt, das ist der Beweis. Bauer Dirun dünkt, er war ein böser Mann. Hat er doch die letzten Male stets den Schweinebauern im Verdacht gehabt, sein junges Gemüse aus dem Garten zu stehlen. Nun ist es doch nichts weiter als Zufall gewesen dass es am nächsten Tag kräftig ausgeschwitzte Gemüsesuppe gegeben hat. Eine Entschuldigung ist angebracht!

Das letzte Wort
Bauer Dirun, Kopf gesenkt, geht zum Schweinebauern still und denkt: welche Schmach und welche Schande, dass ich dem guten Mann dies aufbande. Er klo-klo-klopft, und von darinnen hört man den Schweinebauern sinnen. Blass und müd', so sieht er aus, als er schaut zu Dirun raus. Der Mund klappt auf, das Hirn bleibt stumm – im Hintergrund, da sieht er er's, und es schlägt ihn dumm! Ein schüchtern Möhrchen, beim grünen Schopf, hängt zum dünsten über'm Topf! Das Sinnen kam vom Schweinebauern nicht, der plaudernde Kohl war's, jammernd von der Gicht. Die Rübe, tanzend unterm Tisch, trägt als Tarnung einen Fisch. Der soll erst übermorgen in die Pfannen, bis dahin ist die Rübe doch von dannen! Das Bündel Petersilienkraut, augenrollend durch die Gegend schaut. Sein Büschelhaar kahl abrasiert, es zetert, schimpft, jault und wiehert. Diruns Augen, groß wie Teller, glauben's nicht für zwanzig Heller. Der Mund geht auf – WAS? - der Mund geht zu, steht da wie 'ne steinern Kuh.

Was danach geschah

Der Schweinebauer war schon immer ein netter Kerl. Er läd Dirun zu sich ein. Zum Reden. Zum Essen. Und Dirun folgt, denn er kann es noch immer nicht glauben. Durch die Vordertür geht er als Mensch hinein. Durch die Hintertür in Richtung Plumpsklo kommt er als brusthoher Eber wieder heraus und die anderen Schweine empfangen ihn kreischend. Die Borsten an seinem Maul ähneln seinem menschlichen Schnurrbart. Er erkennt die Bäckersfrau, den fahrenden Händler, zwei Chorknaben und die greise Priesterin aus dem Nachbardorf, lila und türkis. Sie drängen sich am Futtertrog zusammen, sodass auch Dirun seinen Teil von den gelegentlich zuckenden Gemüseresten abbekommt.

Epilog
Und die Moral von der Geschicht? Niemanden wundert's, keiner vermisst den armen Wicht. Die Mäuler plappern, bald kennt es jeder – Gelehrte schreiben's mit der Feder. Denn der Dorflümmel, grinsend fein und ohne Mist, weiß wie's wirklich abgelaufen ist.

viele Grüße,
Celaen :roll:
"The problem with today's world is that everyone believes they have the right to express their opinion AND have others listen to it.
The correct statement of individual rights is that everyone has the right to an opinion, but crucially, that opinion can be roundly ignored and even be made fun of, particularly if it is, demonstrably NONSENSE." - Prof. Dr. Brian Cox


Zurück zu „Epische Questen“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste