Es gibt Hunde, die aus medizinischen Grunden vegan ernährt werden. In Riddles Familie gibt es den Fall, der Hund würde bei 'normaler' Ernährung eines Hundes ständig Nieren- und Blasensteine entwickeln, tat er auch anfangs und war kurz vorm Abnippeln. Er ist gegen viele Proteine allergisch. Für ihn ist es nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, dass er pflanzlich ernährt wird.
Das ist für mich der einzige wirklich gute Grund, ein nicht von Natur aus vegan lebendes Tier vegan zu ernähren. Ich war selbst Veganer, mir wäre es im Traum nicht eingefallen, meinen Tieren meine Ernährungsweise aufzuzwingen. Wenn ich den Geruch von Fleisch oder den Gedanken an Fleisch nicht ertragen kann, sollte ich doch einfach von Tierhaltung von Fleischfressern absehen. Und wenn es um ethische Bedenken geht, inwiefern man Tieren in Wohnungshaltung gerecht oder nicht gerecht wird, sollte man sich eventuell als Veganer gleich gar keine Tiere halten, einfach nur, um auf der sicheren Seite zu sein.
Artgerecht bedeutet nicht zwangsläufig natürlich im Sinne von 'es ist genetisch bedingt'. Werkzeuggebrauch ist auch erlernt und wird tradiert, nicht nur beim Menschen, Ernährungsweisen, die davon abhängen, sind also artgerecht, wenn sie auch eventuell nicht 'natürlich' sind, weil die dafür nötigen Dinge nicht im Erbgut vorkommen. Es wäre ziemlich dumm von uns Menschen, uns in unseren Breiten nicht zu kleiden. Im Winter würden wir dann nämlich wie die Fliegen sterben. Artgerecht beinhaltet Sozialverhalten, wie der regelmäßige Kontakt zu anderen Mitgliedern der eigenen Spezies bei sozial lebenden Wesen, und Komfortverhalten, wie Körperpflege, wie ein komfortables, gemütliches Nest oder eine Liegestatt. Schutz vor Temperaturschwankungen, Wettereinflüssen. Wir halten Menschen ganz sicher nicht artgerecht in unserer Zeit, weil wir beispielsweise darauf bestehen, dass Sozialgefüge absolut nichts wert sind, sofern die Leute nicht auf einem Fetzen Papier verheiratet oder verwandt miteinander sind. Ich bin unverheiratet und habe keine Kinder. Der Staat kann von mir verlangen, notfalls für Arbeit ins Ausland zu ziehen, selbst wenn ich einen langjährigen Partner hätte etc. Das ist nicht artgerecht. Menschen sind sogar extrem sozial, unser "need to belong" ist so hoch, dass Menschen tatsächlich sterben, wenn sie sozial vernachlässigt werden. Sie wenden sich von Dingen ab, von Ernährung und Körperpflege, bis sie dann verfrüht sterben in Verwahrlosung.
Abgesehen davon müsste man sonst, wenn man auf historische Korrektheit besteht, Katzen sich allein von Mäusen ernähren lassen (viel Spaß beim Kaufen und Züchten), und Hunde würden sich von den Abfällen von Tisch und Toilette ernähren. Viel Spaß beim Zeitungsauslegen. Das sind nämlich die Wurzeln des Zusammenlebens. Mäuse in unseren Vorräten haben Katzen angelockt, und die Abkömmlinge von Wölfen ernährten sich von unseren Abfällen. Es soll jeder sein Tier bekochen, soviel er will, ich hab auch eine Katze gehabt, die sich weigerte Dosenfutter zu fressen, der hab ich dann eben jede Woche ein Huhn in den Topf geworfen und das dann portioniert eingefroren mit ein wenig Reis und ein bißchen Möhre.
Aber Dosenfutter, Trockenfutter tut es auch. Wer seinem Tier etwas Gutes tun will, kann sich dabei auf Sorten beschränken, die beispielsweise Fleisch verwenden, das zur menschlichen Nutzug freigegeben wurde. Da entgeht man dann Tumoren und was man sonst noch in Billigfutter findet (oder den typischen 4% Ente, die dann nichts anderes als Schnäbel, Klauen und Federn sind, wenn nicht Entenfleisch oder sogar Entenmuskelfleisch darauf steht).
Also nochmal: steht drauf "Ente" kann das alles sein vom Tier. Steht darauf "Entenfleisch", so kann das alles an Weichteilen sein, auch Haut, Tumore oder Sehnen, Bänder etc. Nur wenn darauf steht "Muskelfleisch" eines Tieres, dann ist auch garantiert das darin, was wir meistens vor Augen haben, wenn wir 'Fleisch' hören.
Und ganz zum Schluß muss ich mich darüber innerlich wieder amüsieren, dass es Veganer gibt, die glauben, mit veganer Ernährung könne man verhindern, dass für einen Tiere leiden oder sterben. Erntemaschinenunfälle, Rattengift in Lagerhäusern, Pestizide auf Feldern... etc. etc.
Man kann tierisches Leid eventuell minimieren, verhindern können wir es nicht. Wir alle nutzen Plastik, wir alle lassen uns Produkte um die ganze Welt schippern. Der North Pacific Gyre lässt grüßen. Tierisches, vom Menschen verursachtes Leid ist ein viel komplexeres, allumfassenderes Thema, als es auf "wir fressen Tiere - oder nicht" zu beschränken.
Mich kotzt dermaßen an, dass sonst der Hermesbote so früh kommt, es sei denn, ich stehe früh auf, um auf ihn zu warten... prima *grml*